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Bis zum Hals

Bis zum Hals

Titel: Bis zum Hals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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eine Art Männeridol. Ich kenne keinen Typen, der Charly begegnet ist und nicht insgeheim gewünscht hätte, er wäre ein bisschen wie er. Mich mal ausgenommen. Ich wünschte einfach nur, und das noch nicht mal sonderlich insgeheim, ich könnte in regelmäßigen Abständen seine Frau poppen. Doch vielleicht ist das ja ein und dasselbe. »Aber das wird hoffentlich nicht nötig werden. Ich hab da jemanden, der schuldet wiederum mir noch was, auch wenn er noch nicht daran glaubt, dass er löhnen muss.«
    Und da war immer noch die Möglichkeit, herauskriegen, wo Dimitrijs Geld abgeblieben war …
    Und dann schnapp ich mir Anoushka und …
    Aus dem Nichts heraus, wie das schon mal passiert, lief der Film jener Nacht noch mal ab, in meinem Heimkino hinter der Stirn: Ich fahre, ich fahre schnell, voll bei der Sache, und im Laternenlicht des rechten Gehwegs, halb verdeckt durch eine Reihe parkender Wagen, stehen drei Gestalten, zwei Größere, einen Kleineren zwischen sich, und als ich fast auf ihrer Höhe bin, packen die beiden Größeren den Kleineren, rupfen ihn praktisch vom Gehsteig und schmeißen ihn mir einfach in den Weg. Peng. Schmeißen ihn weg. Wie Dreck.
    »Andererseits«, sagte ich, »hieße jetzt ins Ausland zu flüchten die Kerle ungeschoren davonkommen zu lassen, was wiederum bedeuten würde, niemals ihre Motive zu erfahren und deshalb, und das ist das Beschissene, das Nervende daran, nie zu wissen, ob sie nicht immer noch hinter uns her sind.«
    Charly nickte. »Mit anderen Worten«, sagte er, »du musst dich von ihr trennen.«
    Was er da sagte, entbehrte nicht einer gewissen Logik, die ich aber nicht wahrhaben wollte.
    »Nein«, sagte ich. »Das ist unmöglich.«
    Charly füllte zwei Gläser mit dem blassbraunen Zeugs, schob eins zu mir rüber, doch ich winkte ab.
    »Geht nicht. Frische Naht in der Magenwand.«
    Er hob die Brauen. »Dachte mir so was. Du bist ein bisschen blass um die Nase. Wie kommt’s?«
    »Ärger mit Vonscheidt und drei von seinen ehemaligen kleinen Scheißern. Du erinnerst dich?«
    Er grinste. »Mann, die waren klasse, oder? Gottverdammte, wieselflinke kleine Vorstadtratten, nicht zu fassen. Hab mich immer schon gefragt, was aus denen wohl geworden ist.«
    »Große Vorstadtratten.«
    Dann wollte er wissen, was mich mit denen aneinandergebracht hatte, also schilderte ich ihm auch das.
    Er wirkte beeindruckt. »Du machst echt das Beste aus dem Sommer«, fand er. »Da kommt keine Langeweile auf. Hast du sonst noch was auf dem Programm?«
    »Ja.« Und ich erzählte ihm von dem gepfählten Biker und dass das der eigentliche Grund für meinen Besuch sei.
    »Meinst du, du kannst dich mal ein bisschen für mich umhören? Ich schulde Menden einen Gefallen, meint er.«
    Charly hatte sein Glas auf halbem Weg zum Mund, entschied sich anders und knallte es wieder auf den Tisch zwischen uns.
    »Kristof«, grollte er, »lass mich mal kurz zusammenfassen: Du hast gleich drei bezahlte Schläger am Hals, zwei professionelle Killer an den Hacken, und jetzt willst du deine Nase auch noch in die Angelegenheiten der Hell’s Angels stecken? Kann es sein, dass du dich ein wenig übernimmst?«
    »Unsinn«, sagte ich. »Ich hab alles im Griff.«
    »Aber sicher. Kristof, um an dein Geld zu kommen, könnten wir selbstredend ein paar von den Jungs zusammentrommeln und Vonscheidt auf die Bude rücken, doch mein Rat ist, du kommst ihm finanziell ein bisschen entgegen, und gut ist. Zweitens: Ich höre mich ein bisschen um, besorg dir ein, zwei Informationen, Häppchen, mit denen du deinen Hauptkommissar füttern kannst, und ab da machst du einen Riesenbogen um die Angels. Und drittens: Du gehst und überzeugst deine Klientin, dass es für sie das Beste ist, Mendens Vorschlag zu folgen und sich in Schutzhaft zu begeben.«
    »Auf keinen Fall! Vergiss es.« Heute Schutz- und morgen Auslieferungshaft, das fehlte gerade noch.
    »Oh, lass mich raten«, meinte Charly im Tonfall einsetzender Resignation, »es hat dich erwischt.« Er sah mich an, und ich versuchte, ein nichts preisgebendes Gesicht zu ziehen. »Und wie«, las er aus meiner Miene. »Na, sag schon: Wie sieht sie aus?«
    »Tja …« Ich zögerte. »Sie hat diese … diese wirklich tiefen braunen Augen und so einen unbeschreiblich grazilen Nacken …«
    » Nacken « , wiederholte Charly, der, wie mir schien, eine, nun ja, handgreiflichere Beschreibung erwartet hatte.
    »Oh, oh, oh«, machte Marion, trat, nachlässig in ein Bettlaken gewickelt, an den Tisch, nahm

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