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Bis zum Hals

Bis zum Hals

Titel: Bis zum Hals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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aufgetaucht. Er reichte mir ein hohes, schmales Glas und packte mein Ohr. Charmant.
    »Wisst ihr schon, wer euren Bruder Moodie umgebracht hat?«
    Barnie zog, doch Deckart hob einen Finger und Barnie hielt inne.
    »Was weißt du darüber?«
    »Gepfählt«, sagte ich mit Gefühl. »Kein schöner Tod. Ich könnte mir vorstellen, dass ihr den Täter … nun ja, sprechen wollt, bevor ihn die Behörden kassieren.«
    Deckart beugte sich vor. Seine Augen waren voll eines ungesunden, manischen Interesses.
    »Und? Weiter.«
    »Ich bin Detektiv. Wenn’s gar nicht anders geht, unterstütze ich die Polizei schon mal bei ihren Untersuchungen in, sagen wir, schwierigen Milieus. In den Fällen krieg ich dann auch Zugriff auf Polizei-Interna. Die biete ich euch im Tausch dafür, dass wir das angesprochene Geschäft zum Abschluss bringen.«
    Deckart lehnte sich zurück, hob die Arme wieder. Fuck … You!
    »Wie erreiche ich dich?«
    Ich gab ihm die Nummer von Scuzzis Handy.
    »Gut. Ich überleg mir was. Barnie?«
    Ich stand auf, Barnie legte mir eine Hand ins Kreuz und schaufelte mich aus dem Raum wie ein Bagger.
     
    »Zimmer 109.« Ernst-Dieter hielt den Zimmerschlüssel mit der einen Hand hoch und die andere auf. »Aber nur gegen Vorkasse.«
    Mit dem Taxi kann man niemanden abhängen, gleichzeitig wollte ich Scuzzis Adresse unbedingt für mich behalten, also hatte ich mich spontan zu einer Übernachtung im Hotel entschieden.
    »Ich zahle nie im Voraus«, sagte ich und schnappte ihm den Schlüssel weg. »Da kann man sich ja anschließend gar keine Minderungsgründe mehr ausdenken.«
    »Ich habe meine Anweisungen«, rief er mir noch nach.
    »Ja, ja«, sagte ich, »ja, ja.«
    »Und Danny will dich in der Bar sprechen!«
    Ja, ja, ja.
    Ich schloss mich ein, sackte aufs Bett. Und … aus.
     
    *
    Ich probte gerade ein Duett mit Whitney Houston, immer aufs neue unterbrochen von kurzen Pausen, in denen Scuzzi beutelweise Koks in die Nase der skelettdürren Sängerin schütten musste, als mir aufging, dass mein Handy bimmelte.
    »Na, schon auf?« Hufschmidt.
    »Seit Stunden«, behauptetet ich, warf einen Blick auf die Uhr und machte mir eine geistige Notiz, nach sämtlichen zukünftigen Besäufnissen kurz vor dem Einnicken noch eben den Kommissar mit einem Anruf zu Hause zu erfreuen.
    »Schon was rausgefunden?«
    »Massenhaft. Moritz Deckart«, sagte ich.
    »Der Hell’s Angel.« Da, Hufschmidt war informiert. Ich ärgerte mich.
    »Der Gastronom. Ich muss alles über ihn wissen.«
    »Pass mal auf, Kryszinski. Die Vereinbarung war, dass du für uns Sachen rausfinden solltest. Nicht wir für dich.«
    »Es gibt da anscheinend noch eine andere Rivalität als die zwischen den beiden Bikerclubs. Irgendwas Geschäftliches.«
    Das war das eine gewesen, das ich aus dem Gespräch gestern mitgenommen hatte. »Mach dich mal schlau.«
    Das andere war eine zusammengesetzte Beobachtung. Sowohl bei unserem Telefonat wie bei unserem Plausch hatte Deckart eventuelle Mithörer aus dem Raum geschickt, bevor er zur Sache gekommen war. Das hieß, was immer für einen Deal er mit Dimitrij vorgehabt hatte, es war sein privates Steckenpferd, durchgezogen ohne seine Brüder, wenn nicht sogar hinter deren Rücken. Interessant.
    »Ah, klar, Herr Detektiv. Und was machst du inzwischen?«
    »Ich folge der anderen Spur.«
    Menden hätte sich mit so einer dürftigen Antwort niemals abhängen lassen. So gesehen ist Hufschmidt wesentlich einfacher zu händeln. Doch zum ernsthaften Sparring taugt er nicht.
    Das Fenster ging raus auf die Friedrichstraße. Wenn es nicht die Friedrich-Ebert-Straße war. Die beiden gehen ineinander über, und kaum jemand in Mülheim kann mit Sicherheit sagen, welche welche ist.
    Ich zog den Vorhang ein Stück beiseite, blinzelte ins Licht, betrachtete kurz den schwarzen Chevy-Van auf der anderen Straßenseite und verließ das Hotel durch den Notausgang auf der Rückseite.
    Übertriebene Vorsicht wahrscheinlich, doch ersparte ich mir damit gleichzeitig auch noch längere Diskussionen um frei erfundene Minderungsgründe.
     
    An der Haltestelle Heißen-Kirche stieg ich aus der Bahn. Ein paar Stunden totenähnlichen Schlafs hatten mir gutgetan, im gleichen Sinne, in dem einem ein heißes Bad guttun kann, oder ein Tässchen Tee. Also nichts, zumindest nicht für jemanden wie mich, um in Bocksprünge oder ähnliche Ausdrucksformen der Ausgelassenheit darüber auszubrechen. Doch ein Anfang schien gemacht, und zur weiteren Verbesserung meines

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