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Bis zum letzten Atemzug

Bis zum letzten Atemzug

Titel: Bis zum letzten Atemzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudenkauf
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außerdem musste ich auch an Maria denken. In diesem Winter liefen Stuart und ich uns im Ox-Eye Bluff immer wieder über den Weg und fuhren dann gemeinsam Ski oder gingen Schneeschuhwandern. Im Frühling und Sommer bestand die unausgesprochene Übereinkunft, dass wir uns am Ox-Eye trafen, um dort zu wandern. Manchmal begleitete Maria uns, manchmal nicht.
    Es ist erst ungefähr zwei Monate her, dass Stuart und ich das erste Mal zusammen geschlafen haben. Maria verbrachte das Wochenende bei Tim. Es lag nicht mehr genügend Schnee, um langlaufen zu gehen, also lud ich Stuart das erste Mal zu mir nach Hause ein. Mit ihm zusammen zu sein, die Art, wie er mich berührte, mir eine Haarsträhne hinters Ohr strich, weckte in mir ein Gefühl der Sicherheit, des Gebrauchtwerdens. Er gestand mir, dass seine zukünftige Exfrau eine Affäre mit einem seiner Kollegen gehabt habe und wie sehr das ihn und die Familie zerrissen hätte. Er sagte auch, dass die Scheidung nun endlich auf dem Weg wäre. Ich erzählte ihm von meiner Arbeit als Polizistin in einer Kleinstadt, von Tim und davon, wie unsere Ehe langsam ausgebrannt war. Wir tranken zu viel Wein, und drei Stunden lang dachte ich weder an Fahrten unter Alkoholeinfluss noch an Meth-Labore oder Nachbarschaftsstreitigkeiten wegen falsch gesetzter Zäune. Ich dachte nicht an Tim und auch nicht an Maria. Ich führte Stuart in mein Schlafzimmer und schloss den Rest der Welt aus. Eine Weile dachte ich, dass Stuart und ich vielleicht, ganz vielleicht, ein Paar werden würden. Wie sehr ich mich geirrt hatte. Innerhalb von wenigen Tagen lernte ich zwei entscheidende Dinge über Stuart: Erstens, er war relativ glücklich verheiratet. Und zweitens, er würde alles tun, um an eine gute Story zu kommen. Ich glaube nicht, dass er von Anfang an den Plan hatte, mich für seinen großen Coup auszunutzen. Aber als sich die Gelegenheit bot, ergriff er sie, ohne zu zögern.
    Ich habe das Absperrband vollständig abgerollt. Gelb hebt es sich vom Weiß des Schnees ab, und wären da nicht die schwarzen Buchstaben, Police Line Do Not Cross, würde es beinahe fröhlich wirken.

WILL
    An diesem Morgen hatte Will seinen wärmsten Overall angezogen. Seine siebzig Jahre alten Gelenke hatten laut protestiert. Er hatte seine Arbeitsstiefel aus braunem Leder fest geschnürt, die schwarz-gelbe Wintermütze übergezogen, die Marlys ihm vor Jahren gestrickt hatte, und die großen rauen Hände in seine gefütterten Handschuhe aus Schweinsleder gesteckt. Dann war er vor die Tür getreten und an den mit Mais und Sojabohnen gefüllten Stahlbehältern und dem Betonsilo vorbei in Richtung Stall gelaufen. Es war ein ruhiger Morgen gewesen; die Sonne hatte als kalte, dumpfe Scheibe am grauen Himmel gestanden und nur schwaches Licht von sich gegeben. Leicht außer Atem war er in Richtung Futterplatz und Kälberstall gegangen. Sein Herz hatte unter der Anstrengung heftig geklopft. Er wusste, sobald Marlys nach Hause käme, würde sie versuchen, ihn zu einem Arztbesuch zu überreden, doch er würde sich weigern.
    Die Angusrinder waren erwartungsvoll auf ihn zugekommen und hatten ihn aus großen, sanften Augen angesehen. Und als Will sich vorbeugte, sah er, dass die Futtertröge blank geleckt waren. Ganz offensichtlich hatten seine Mädchen Hunger. Im Stierstall bot sich ihm das gleiche Bild. Er hatte auf die Uhr geschaut. Schon wieder war er zu spät dran gewesen. Mit schleppenden Schritten war er zum Stallgebäude hinübergegangen und hatte das Futter zubereitet, eine Mischung aus Heu, Mais, Maisstängeln und Maisgluten. Gott sei gedankt für Daniel, ihren Helfer, der bereits die Koppeln gesäubert und frisches Heu auf dem gefrorenen Boden verteilt hatte.
    Seine alltäglichen Arbeiten auf der Farm zu vernachlässigen entsprach so gar nicht seiner Art, aber ohne Marlys fehlte ihm die gewohnte Routine.
    Jetzt war es beinahe ein Uhr, und Will machte seine übliche Mittagsrunde, bei der er nach den Kühen sah, die kurz vorm Kalben standen. Diese Aufgabe konnte er auf keinen Fall nicht verschieben; ansonsten lief er Gefahr, auf einmal mit toten Kühen und Kälbern dazustehen.
    Die allabendlichen Telefonate, immer um halb acht Iowa-Zeit und halb sechs Arizona-Zeit, waren die schlimmsten. Als Erstes war immer P. J. dran, erzählte, wie sehr er die Farm liebte, den Schnee, Schlitten zu fahren, seine neue Schule, bis Will ihm sanft den Hörer aus den Fingern nahm und ihn an Augie weiterreichte, die nervös danebenstand und auf den

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