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Bis zum letzten Atemzug

Bis zum letzten Atemzug

Titel: Bis zum letzten Atemzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudenkauf
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auch aus ermittlungstechnischen Gründen aus dem Weg schaffte, ärgerte es ihn. Ihm gefiel es nicht, nicht Bescheid zu wissen, und obwohl er Chief McKinney, den er seit Jahren kannte, vertraute, hätte er sich besser gefühlt, wenn er gewusst hätte, wie der Plan lautete – oder ob es überhaupt einen Plan gab.
    »Hast du jemanden, der dich mit zu Lonnie’s nehmen kann?« Will schaute Verna an, die nickte.
    »Ich werde erst nach Darlene schauen und sehen, wie es ihr geht. Sie wartet im Auto.«
    »Wir treffen uns dort«, versprach Will. »Ich will nur noch kurz mit McKinney sprechen.« Will wartete, bis McKinney mit seiner Standpauke für die Vinson-Brüder und die anderen Männer, die bewaffnet zum Schulgelände gekommen waren, fertig war. Er konnte ein leichtes Lachen nicht unterdrücken. McKinney war nur einen Meter zweiundsiebzig groß und sehr schlank. Das Größte an ihm war sein Schnurrbart, und doch strahlte er eine unglaubliche Selbstsicherheit aus. Wenn der Chief sprach, hörten die Leute zu.
    Neal und Ned schlichen sich kleinlaut davon, die Flinten hingen ihnen lose über den Rücken. Will näherte sich McKinney, der ihn mit einem übertriebenen Kopfschütteln begrüßte. »Ist die Dummheit dieser Kerle zu fassen?«
    »Die Jugend treibt manchmal seltsame Blüten«, erwiderte Will und zuckte innerlich zusammen.
    »Mag sein, aber ich habe keine Zeit für so einen Unsinn.« McKinney blinzelte die Schneeflocken von seinen Wimpern fort. »Verdammter Schneesturm. Die 1-80 und die 1-35 sind schon gesperrt worden.«
    »Und was geht mich das an?«, fragte Will ungeduldig. Ihn interessierte, was in der Schule seiner Enkelkinder los war, nicht das Wetter und sein Einfluss auf die Reisebedingungen.
    »Was uns das angeht, ist die Tatsache, dass das taktische Team, die Officer, die ausgebildet wurden, Situationen wie diese hier zu handhaben, nicht zu uns kommen können«, erwiderte McKinney scharf. »Ich habe also nur mein Team und ein paar Officer aus den Nachbargemeinden.«
    »Und eine ganze Stadt voller Scharfschützen«, rief Will ihm in Erinnerung. »Jäger, die einen Hirschbock auf hundert Meter umlegen können.«
    »Ich brauche keinen Scharfschützen, Will«, wehrte McKinney erschöpft ab. »Ich brauche speziell ausgebildete Officer, die, wenn der Mann da drinnen anfängt zu schießen, reingehen und ihn herausholen können – tot oder lebendig, ist mir egal. Und die jedes der Kinder und alle Lehrer sicher da rausschaffen könnten. Außerdem habe ich niemanden, der für Verhandlungen mit Geiselnehmern ausgebildet ist.«
    »Warum willst du überhaupt verhandeln? Kannst du ihm nicht einfach sagen, er soll rauskommen, sonst kommt ihr rein?«
    »Man sollte niemals jemanden in die Ecke drängen, der gemeiner ist als man selber.« McKinney kratzte sich am Kinn. »Hör zu, Will, ich muss los. Ich habe gleich ein Konferenzgespräch mit dem Tac-Team-Trainer und einem staatlichen Vermittler aus Des Moines.«
    »Wenn du Hilfe brauchst, ich bin da, Chief«, versicherte Will ihm. »Meine Enkel sind in der Schule. Ich würde alles tun, um sie da herauszuholen. Holly hat schon genug durchgemacht, sie braucht nicht noch einen Schicksalsschlag.«
    »Das weiß ich zu schätzen, Will.« McKinney klopfte ihm auf die Schulter. »Du kannst mir tatsächlich einen Gefallen tun. Halt bei Lonnie’s die Ohren auf. Hör zu, was die Leute erzählen, wem sie so etwas zutrauen.«
    »Verna Fraise traut es ihrem Schwiegersohn zu, Ray Cragg. War wohl eine ziemlich schmutzige Scheidung.«
    McKinney nickte. »Wir werden die Spur verfolgen. Danke für den Tipp.« Die beiden Männer schüttelten einander die Hand, und Will trottete über den nun beinahe menschenleeren Parkplatz zurück zu seinem Truck, der bereits unter einer Schneedecke begraben war. Mit dem Ärmel wischte er den gröbsten Schnee von der Windschutzscheibe und drehte sich dann noch einmal zur Schule um; sie war durch den dichten Vorhang aus wirbelnden weißen Flocken kaum noch zu erkennen.
    Er wusste, was es bedeutete, einen Feind zu bekämpfen, den man weder sehen noch genau lokalisieren konnte. Das hatte er in Vietnam gelernt. Er würde erst zu Lonnie’s fahren, danach bei Daniel nachfragen, wie es mit dem Kalben voranging. Vielleicht würde er auch Marlys anrufen und ihr erzählen, was hier los war. Er glaubte zwar nicht, dass dieser Vorfall in einer Kleinstadt in Iowa es in die überregionalen Nachrichten geschafft hatte, aber man konnte nie wissen. Es gefiele ihm gar nicht,

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