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Bis zum letzten Atemzug

Bis zum letzten Atemzug

Titel: Bis zum letzten Atemzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudenkauf
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ankomme, hat die Menschenmenge sich mehr oder weniger zerstreut. Aaron ist mit der Fernsehreporterin beschäftigt, und meine Hände sind offiziell steif gefroren.
    Das gedämpfte Läuten der Glocke aus dem Schulgebäude lässt alle noch verbliebenen Personen auf dem Parkplatz innehalten. Alle Augen richten sich auf den Ausgang des Gebäudes. Ich ertappe mich dabei, mit angehaltenem Atem darauf zu hoffen, die Schüler aufgeregt quatschend und lachend aus dem Gebäude strömen zu sehen. Aber nichts geschieht. Die Tür bleibt geschlossen.
    »Verdammt«, sagt der Chief, als klar wird, dass niemand herauskommen wird. Zumindest im Moment nicht.
    »Die Sammelstelle steht unter dem Kommando von Braun«, sage ich. »Jarrow wird alle noch kommenden Eltern dorthin schicken, und Aaron hat die Presse unter Kontrolle.«
    »Aaron und die Medien?«, fragt er stirnrunzelnd.
    Ich zucke mit den Schultern. »Er war mehr als froh, sich darum zu kümmern.«
    Der Chief schenkt mir einen Blick, der mir verrät, dass er mir das nicht abnimmt. Dann schüttelt er sich den Schnee vom Mantel.
    »Was nun?«, frage ich.
    »Die meisten dieser Vorfälle lösen sich innerhalb von zwanzig Minuten auf die eine oder andere Weise von alleine. Wir sind aber bereits …« Er schaut auf seine Uhr. »Wir sind bei Minute fünfundvierzig. Wir müssen uns darauf vorbereiten, dass das hier noch eine ganze Weile andauert.« Er schüttelt den Kopf. »Dieses verdammte uralte Gebäude. Die einzige Videokamera ist am Eingang angebracht, und wir kommen nicht an sie heran.«
    »Das ist das letzte Schuljahr, an dem die Schule in Betrieb ist. Ich schätze, die Schulbehörde wollte kein Geld mehr hineinstecken«, sage ich.
    »Ja, ich wette, die Entscheidung bereuen sie inzwischen.« Chief McKinney zieht ein Taschentuch aus seiner Tasche und putzt sich die Nase. »Eine Kamera, kein Türöffner, um die Leute hineinzulassen, und erst die Raumaufteilung …« Er verdreht die Augen zum Himmel. »Es wird Stunden dauern, alles abzusuchen. Dieses Gebäude ist ein wahres Monster mit all seinen Flügeln und Ecken und Nischen. Hast du einen Plan vom Grundriss?«
    »Ja, im Streifenwagen«, sage ich. Im Notfalltraining für sicherere Schulen haben wir gelernt, immer einen Grundriss der Schule in unserem Streifenwagen mitzuführen.
    »Dann hol ihn. Wir müssen anfangen, die Notrufe auszuwerten. Vielleicht können wir dadurch herausfinden, wo genau der Bewaffnete sich aufhält. Ich habe Jay Sauter gebeten, uns sein Wohnmobil als vorübergehende Kommandozentrale zur Verfügung zu stellen. Darin können wir die Pläne ausbreiten und unsere Notizen mit denen von Randall in der Zentrale abgleichen. Hoffentlich kriegen wir die Direktorin an die Strippe, damit sie uns weitere Informationen liefert.«
    »Schon was Neues vom Tac-Team?«, frage ich.
    »Sieht so aus, als wenn es nur ein Mann aus Waterloo schafft. Auf den Straßen herrscht das reinste Chaos. Es wird Stunden dauern, bevor irgendjemand hierher durchdringt.« Bei dem Gedanken sacken seine Schultern zusammen.
    »Ich hole eben die Pläne. Was soll ich danach tun?« Der Chief tut mir leid. So viel Geld könnte man mir gar nicht zahlen, dass ich seinen Job hätte haben wollen. Beinahe alle Kinder aus Broken Branch im Alter zwischen fünf und achtzehn Jahren sind in dem Gebäude, gemeinsam mit einem bewaffneten Mann, dessen Motive bisher noch vollkommen im Dunkeln liegen.
    »Meg, du musst herausfinden, wer zum Teufel der Kerl ist. Ich will, dass du die Rektorin ans Telefon holst und alles von ihr in Erfahrung bringst, was sie weiß. Ich will über jeden Sorgerechtsstreit informiert werden, jeden Streit mit einem ehemaligen Mitarbeiter, alle Reibereien mit aktuellen und ehemaligen Schülern.«
    Ich nicke. Mir wird die Enormität der Aufgabe auf einmal bewusst. Jedes Informationsfitzelchen, das ich bekommen kann, ist wichtig.
    »Und nachdem du mit der Rektorin gesprochen hast, nimm dir noch einmal die Sekretärin vor. Niemand kennt die Dynamik in einer Schule so gut wie die Sekretärin.«
    »Verstanden.« Ich sehe, dass Jay Sauter, ein alter Freund des Chiefs, gerade mit seinem alten Wohnmobil auf den Parkplatz einbiegt und abrupt zum Stehen kommt, als er in eine Schneewehe fährt.
    »Mein Gott«, murmelt der Chief. »Na ja, wenigstens haben wir es warm.«

WILL
    Die Menge, die sich vor der Schule versammelt hatte, wurde wie Vieh davongetrieben, und obwohl Will verstehen konnte, dass man die Zivilisten sowohl zu ihrer eigenen Sicherheit als

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