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Bis zum letzten Atemzug

Bis zum letzten Atemzug

Titel: Bis zum letzten Atemzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudenkauf
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Tür, die auf den Lehrerparkplatz führt. Doch der Gedanke an die verschmierte Blutlache am Ende der Treppe setzt diesen Überlegungen ein Ende. »Komm, gehen wir.« Ich nehme ihre Hand, und zusammen laufen wir den langen Flur entlang, an geschlossenen Klassentüren vorbei zu einem anderen Treppenhaus, das in die Sporthalle und zu einem weiteren Ausgang führt. Während wir laufen, erhasche ich durch die Scheiben in den Türen Blicke auf Lehrer und Schüler, die sich genauso in einer Ecke zusammengedrängt haben wie wir mit Mr Ellery. In einer Klasse sieht es jedoch anders aus. Mit einem schnellen Blick über die Schulter erkenne ich, dass in diesem Raum etwas vor sich geht. In R J.s Klassenraum. Ich bleibe stehen und schaue durch das Fenster. Die Kinder haben sich nicht in einer Ecke versammelt, sondern sitzen an ihren Tischen, den Blick ängstlich nach vorne gerichtet. P. J. sitzt in der ersten Reihe und sieht aus, als wäre mit ihm alles in Ordnung. Ich will ihn packen und mit Faith und ihm zusammen weglaufen. Von meinem Platz aus kann ich nicht sehen, ob seine Lehrerin oder der Eindringling, wer auch immer es ist, sich im Klassenzimmer befindet. Ich denke an Beth und frage mich, wohin sie gegangen ist. Ich hoffe, sie ist rausgelaufen. Ich starre P. J. an, versuche, ihm meine Gehirnwellen zu schicken, ihm zu sagen, dass er in meine Richtung schauen soll.
    Faith zieht an meiner Hand. Ich schaue zu ihr. »Komm«, flüstert sie.
    »Mein Bruder«, sage ich. »Er ist da drin.«
    »Bitte, ich will nach Hause«, sagt sie lauter.
    »Pst.« Das klingt schärfer als beabsichtigt, und sie fängt an zu weinen.
    »Pst, Faith, sonst hört er uns«, sage ich weicher und ziehe sie mit mir den Flur hinunter.
    Ich bin völlig außer Atem, als Faith und ich endlich das Ende des Korridors erreichen und stehen bleiben. »Ist okay, es tut mir leid«, flüstere ich Faith zu. »Ich bin nicht böse auf dich.«
    Ich schaue zu P. J.s Klassenzimmer und sehe, dass die Tür langsam geöffnet wird und eine Frau den Kopf herausstreckt. P. J.s Lehrerin Mrs Oliver. Nichts in ihrer Miene deutet darauf hin, dass sie uns gesehen hat, aber sie macht eine winkende Bewegung mit der Hand, als versuche sie, uns von dem Klassenzimmer zu verscheuchen. In dem Moment weiß ich, dass er da drin ist. Wer auch immer er ist. Gemeinsam mit P. J. Ich drücke Faiths Hand fester, und gemeinsam schleichen wir die Treppe hinunter. Die nächste Tür nach draußen befindet sich auf der anderen Seite der Sporthalle, die dunkel und geisterhaft still vor uns liegt. »Ich will da nicht reingehen«, weint Faith und versucht, sich mir zu entziehen.
    Ich muss ihr zustimmen. Es ist wirklich gruselig, aber jetzt, da ich sicher bin, dass der Mann oben ist, weiß ich, dass es keinen schnelleren und sichereren Weg gibt, Faith hier herauszubringen. »Es ist okay, versprochen«, sage ich. »Wir laufen durch die Sporthalle zu der Tür.« Das Licht in der Halle ist aus, aber ich sehe den grauen Himmel und den weißen Schnee durch die Glastüren, die auf den großen Parkplatz führen – den, auf dem bei Basketballspielen und Schulfesten alle parken. »Siehst du«, sage ich, »draußen ist es heller als hier drinnen. Und da warten Leute auf dich. Deine Mom und dein Dad.« Ich hoffe, das stimmt. Hoffe, dass ihre Eltern da draußen stehen und auf sie warten. Ich frage mich, ob meine Mom und mein Dad wissen, was hier los ist. Sie sind tausend Meilen weit weg, und ich bin mir sicher, dass hierüber nicht in den Nachrichten berichtet wird. Wen interessiert schon eine Kleinstadt in Iowa? Grandpa hat vermutlich gehört, was los ist, und macht sich Sorgen um P. J. Ich weiß, dass er P. J. liebt. Mich hingegen eher nicht. Ich hab’s ihm aber auch nicht leicht gemacht, mich zu mögen.
    Faith beißt sich auf die Unterlippe und sagt: »Ich habe Angst.«
    »Ich auch«, gebe ich zu. »Komm, wir schließen die Augen und laufen.« Faith atmet tief ein, nickt und kneift die Lider fest zusammen. Ich tue es ihr gleich – abgesehen vom Augenzukneifen –, und dann laufen wir los. Unsere Sohlen quietschen auf dem Holzfußboden. Als wir die Tür erreichen, sehe ich, dass es schneit. Dicke, fette Flocken, die P. J. mit der Zunge auffangen würde. Durch den Schnee kann ich am anderen Ende des Parkplatzes außerdem eine Reihe Streifenwagen erkennen, die mit den Scheinwerfern in Richtung Schule geparkt sind. Dunkle Gestalten gehen vor und zurück, hüpfen auf und ab, als wenn sie versuchten, sich warm

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