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Bis zum letzten Atemzug

Bis zum letzten Atemzug

Titel: Bis zum letzten Atemzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudenkauf
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zu halten. »Siehst du die da?« Ich zeige auf die Streifenwagen. »Lauf in die Richtung. Dort wird jemand sein, der dir hilft, deine Mom und deinen Dad zu finden.«
    »Kommst du nicht mit?« Faith hält immer noch meine Hand und sieht mich fragend an.
    »Nein. Ich muss meinen Bruder suchen. Du schaffst das schon. Das da draußen ist die Polizei.«
    »Bitte komm mit mir«, fleht sie.
    »Ich kann nicht. Ich muss meinen Bruder finden.« Faith schaut mich unsicher an. »Aber wenn wir rauskommen, suche ich dich, versprochen.«
    Sie schüttelt den Kopf und fängt an zu weinen. »Ich habe Angst. Die sehen Furcht einflößend aus.« Sie vergräbt ihren Kopf an meinem Bauch. Ich kann die dunklen Schemen in dem starken Schneetreiben kaum noch erkennen. Sie hat recht, sie sehen Furcht einflößend aus. Wie Außerirdische.
    »Okay«, sage ich schließlich. »Ich komme mit dir raus, aber sobald du in Sicherheit bist, kehre ich um.« Sie denkt eine Sekunde über mein Angebot nach und nickt dann. Ich schaue mich nach etwas um, mit dem ich die Tür blockieren kann, denn ich weiß, dass sie, wenn sie wieder ins Schloss fällt, von außen nicht zu öffnen ist. In einer Ecke sehe ich einen Basketball liegen. Vermutlich haben sie im Sportunterricht Basketball gespielt, bevor der Alarm losging. Ich frage mich, wo sie alle sind, ob sie es nach draußen geschafft haben oder sich irgendwo verstecken. Ich nehme den Basketball, drücke die Tür auf, und wir gehen nach draußen. Die kalte Luft schlägt mir ins Gesicht. Faith zittert. Unsere Füße sinken im zehn Zentimeter tiefen Schnee ein. »Warte kurz«, sage ich zu Faith und klemme den Basketball in der Tür ein, damit sie nicht zufallen kann. Auf der anderen Seite des Parkplatzes hört einer der Schatten auf, hin und her zu gehen, und macht einen Schritt auf uns zu. Jemand hebt etwas Langes, Dünnes. Ein Gewehr. Der Wind verwirbelt meine Haare, und ich habe Angst, dass er die Tür zuwehen und mich damit hier draußen aussperren wird. Weit weg von P. J. Ich wedele mit den Armen in der Luft, um ihnen zu zeigen, dass wir nicht bewaffnet sind. »Hey«, rufe ich. »Wir sind nur Kinder!« Vorsichtig gehen wir weiter. Der Polizist hält das Gewehr die ganze Zeit auf uns gerichtet. »Wir sind nur Kinder!«, rufe ich noch einmal.
    Einer der Polizisten kommt langsam auf uns zu, eine Hand in der Hüfte, die andere zu uns ausgestreckt. »Behaltet eure Hände oben.« Die Stimme einer Frau. Faith greift nach meiner Hand, und gemeinsam heben wir unsere Arme. »Geht langsam weiter«, sagte die Polizistin, und wir tun genau das. Als sie näher kommt, sehe ich, dass sie diejenige ist, die vorhin versucht hat, mich aus dem Klassenzimmer zu locken. »Wie heißt ihr?«, fragt sie, während sie sich uns nähert.
    »Ich bin Augie Baker, und das hier ist Faith …« Ich weiß ihren Nachnamen gar nicht.
    »Garrity«, flüstert sie.
    »Garrity«, rufe ich. »Faith Garrity.«
    »Ich bin Officer Barrett«, sagt sie. »Ich bin hier, um euch zu helfen. Geht einfach langsam weiter. Seid ihr verletzt?«
    »Nein, uns geht es gut.« Als wir endlich bei ihr angekommen sind, ist mein Gesicht taub vor Kälte, und meine Schuhe sind voller Schnee. Die Polizistin senkt endlich ihr Gewehr und spricht dann in ein Funkgerät.
    »Ist da drinnen jemand verletzt? Habt ihr den Eindringling gesehen?«
    »Ich habe ihn nicht gesehen. Da war Bl …« Ich will ihr gerade von der Blutlache erzählen, in der ich ausgerutscht bin, als ich hinter ihr einen Krankenwagen sehe und jemanden, der mit einem Stapel Decken auf dem Arm auf uns zukommt.
    »Was hast du gesehen?«, hakt Officer Barrett nach, während ich Faiths Finger von meiner Hand löse.
    »Nichts.« Ich trete einen Schritt zurück und schaue zur Tür der Sporthalle, die immer noch von dem Basketball offen gehalten wird.
    »Kommt, jetzt bringen wir euch erst einmal ins Warme.« Officer Barrett versucht, mir einen Arm um die Schulter zu legen, aber ich weiche ihr aus und renne zur Schule zurück, wobei ich auf dem verschneiten Untergrund immer wieder ausrutsche.
    »Was zum Teufel …«, ruft sie, nachdem sie noch versucht hat, mich zu packen, aber die Überraschung war auf meiner Seite. Nur noch wenige Meter, und ich bin wieder im Gebäude.

HOLLY
    Ich habe schon immer gewusst, dass ich anders bin als die anderen Mädchen aus Broken Branch. Ich meine damit nicht, dass ich besser war; wenn überhaupt, wünschte ich mir oft, ihnen ähnlicher zu sein. Ich teilte sie in drei Kategorien

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