Bis zum letzten Mann
erklärte sie Beckett, während sie darauf warteten, dass die Techs die Hebebühne verließen, die sich senkte. »Mit einer Alamo holen wir uns eine Union oder einen Overlord. Das wird sie ein oder zwei komplette Verbundwaffenkompanien kosten. Das wird sie den Preis für eine derartige Dummheit lehren.«
Sie stieg mühsam auf die Hebebühne, immer noch nicht so geschickt mit dem Ersatzarm, wie es ihr lieb gewesen wäre, aber auch nicht bereit zu warten, bis der Aufzug ganz aufgesetzt hatte. Die Bühne wechselte die Fahrtrichtung und hob sie zum Cockpit.
»Halte dich bereit«, befahl sie Malthus.
Falls er überhaupt noch widersprechen wollte, entschied er, damit zu warten, bis sie kampfbereit war. Er zog in Richtung eines Tribun-HQ-Fahrzeugs ab, das an der Spitze einer der Fahrzeugkolonnen wartete. Malvina Hazen kam ihm zuvor, indem sie hastig in die Mechkanzel und aus dem Overall stieg, ohne die Stiefel dafür auszuziehen. Der Overall ver-schwand in einem Staufach in der Rückenlehne der Pilotenliege, nachdem sie die dünne Kühlweste herausgezogen hatte, die in der Hitze des Gefechts ihre Körpertemperatur in einem vertretbaren Rahmen hielt. Die Weste hatte kurze, knapp über dem Ellbogen endende Ärmel und war aus schwarzem Ballistiktuch, für den Fall, dass sie noch einmal gezwungen war, den Schleudersitz zu betätigen. Auf beiden Schultern war ein smaragdgrünes Auge aufgestickt, wie die falschen Augen auf dem Hals einer Kobra. Aleksandr hatte sie anbringen lassen, nachdem sie beide den Rang eines Sterncolonels erreicht hatten.
Es war eine der wenigen physischen Erinnerungen an ihren Kobruder, die Malvina noch besaß.
Sie schob sich auf die Liege und griff nach dem Neurohelm, der auf einem Staubrett über ihrem Platz wartete und exakt auf ihren Kopf passte. Sie achtete darauf, dass die Sensoren im Innern guten Kontakt mit der Kopfhaut hatten. Als Nächstes befestigte sie zwei Telemetriesensoren an der Innenseite des l ink en Oberschenkels und oberhalb des linken Handgelenks. In ihre Prothesen waren entsprechende Systeme fest eingebaut. Schließlich zog sie drei Kabel durch die Schlaufen an der Vorderseite der Kühlweste und stöpselte den Kombistecker in die Buchse des Neurohelms.
Der Tech, der den fünfundneunzig Tonnen schweren Würger zum Aufmarschplatz gebracht hatte, hatte den Fusionsreaktor hochgefahren und die Computersysteme eingeschaltet gelassen. Sie brauchte nur noch die Waffen und die volle Gyroskopsteuerung freizugeben und die Bremsroutinen zu lösen, die im Wartungsmodus aktiv waren.
Sie tippte ihre persönliche Kennung in die Zifferntastatur an der linken Hand. Auf der Konsole vor ihr blinkten mehrere zusätzliche Lichter auf. Sie legte alle dazugehörigen Schalter um.
»Identifikation«, verlangte eine synthetische, entfernt weiblich klingende St imm e.
»Galaxiscommander Malvina Hazen.«
Der Bordcomputer arbeitete mehrere Sekunden, in denen er ihre Stimme mit Stimmmustern abglich, die auf einem gesicherten Speichermedium abgelegt waren. Schließlich erklang die Computerstimme erneut. »Fortfahren mit Sekundärprotokoll.«
Da es technisch möglich war, Stimmmuster zu fälschen und Zifferncodes zu knacken, verlangten die meisten BattleMechs zusätzlich einen zweiten Sicherheitsschlüssel, bevor der Computer dem Mech-Krieger die volle Kontrolle über die Bordsysteme übergab. Dabei handelte es sich um einen persönlichen, nur dem MechKrieger selbst bekannten Code. Malvina hatte eine Passage aus der Jadefalken-»Erinnerung« gewählt, dem lebenden Epos, das die gesamte Geschichte des Clans seit dem Zeitpunkt seiner Gründung erzählte.
»>Möge sich der Falke in einer neuen Generation emporschwingen<« zitierte sie. »>Möge er die Sterne zu seinem Jagdrevier machen.<«
Die Statusanzeige wechselte von Gelb auf Grün, und Malvina setzte den Würger mit wuchtigen Schritten in Bewegung, die den metallenen Giganten an die Spitze der Formation trugen. Jetzt würde sie nichts mehr aufhalten.
Jetzt war sie am Zug.
Und die Jagd war eröffnet.
Chauncyplateau, Tairngoth, Glengarry Präfektur IX, Republik der Sphäre
4. November 3134
Alexia Wolf saß verspannt an den Kontrollen ihres Uziel und kämpfte gegen das Nervenzittern an, das sie häufig in einer Kampfsituation überkam. Der Prüfer, der die Auswahl der freigeborenen Anwärter des Wolfsclans geleitet hatte, hatte ihr versichert, dass es sich dabei um nichts weiter als die Erregung des Jägers handelte, der Blut witterte, und sie
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