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Bis Zum Letzten Tropfen

Bis Zum Letzten Tropfen

Titel: Bis Zum Letzten Tropfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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nach mir.
    – Scheiße, Mann! Das ist doch Scheiße! Ich riech’s doch! Ich riech es, Mann! Wir alle hier!
    Ein Zucken geht durch die Körper. Manche schaffen es sogar, die Nase in die Höhe zu strecken und tief zu inhalieren.
    Der Typ, der mich begleitet, zupft an den Hemdzipfeln, die stylisch unter seinem Rautenpullover hervorspitzen.
    – Hier unten sind sie, na ja, etwas lebhafter. Da entlang. Bitte.
    Er beschleunigt seine Schritte, passt nicht auf und tritt jemandem auf die Finger.
    – Hey, Scheiße!
    – Tut mir leid, äh, tut mir sehr leid.
    – Pass bloß auf, Gladstone.
    – Ja, äh, sorry.
    Der Comicfan ist inzwischen aufgestanden.
    – Damit kommst du nicht durch, Gladstone. Latschst einfach an uns vorbei, trittst auf uns, bringst dieses Arschloch mit seinem Blut mit und willst uns nicht mal was abgeben.
    Ich höre, wie noch mehr Leute zu schnuppern beginnen.
    Und ich höre ihre Stimmen.
    – Wer hat was?
    – Der beschissene Gladstone.
    – Der hat was?
    – Ich kann’s riechen. Ich kann’s riechen.
    Gladstone bleibt vor einer Tür am Ende des Flurs stehen und sucht nach dem richtigen Schlüssel.
    – Ja, äh, Verzeihung, meine Schuld. Einfach hier entlang, wenn Sie so nett wären.
    Er steckt einen Schlüssel ins Schloss.
    – Einfach hier rein. Äh, ja, wenn ihr euch einfach etwas gedulden würdet? Es wird sicher bald was geben. Ähem.
    Ich gehe durch die Tür, drehe mich um und sehe, wie der Comicfan uns den Finger zeigt.
    – Fick dich, Gladstone!
    Der Rest verharrt weiter in Passivität und stillem Erdulden, was weniger anstrengend als Wut und Rebellion ist.
    Die Tür schließt sich. Gladstone sperrt sie ab.
    – Verzeihung. Ich hätte ja gerne den Aufzug zum Bürotrakt genommen, damit wir nicht mit den, äh, Bewohnern in Kontakt kommen, aber, na ja, der Aufzug ist kaputt, und wir haben ein paar technische Schwierigkeiten. Also, äh, einfach hier rauf.
    Er zupft an seiner Unterlippe.
    – Äh, apropos: Haben Sie wirklich was dabei?
    Ich gehe an ihm vorbei und die Feuertreppe hoch.
    – Nein. Ich hab nur gestern nicht alles Blut aus meiner Jacke waschen können.
    Er folgt mir.
    – Ach so, ja. Das erklärt natürlich einiges.
     
    – Das ist eine Riesensauerei.
    – Ich weiß.
    – Und es wird immer schlimmer.
    – Ich weiß.
    – Und es wird wieder passieren.
    – Ich weiß, Sela.
    – Äh, Entschuldigung.
    Ich beobachte Gladstones Rücken, während er seinen Kopf ein bisschen weiter in den Raum steckt. Er hat ungefähr zehnmal höflich geklopft, bevor ihm der Gedanke gekommen ist, dass ihn die Leute, die sich in dem Zimmer streiten, möglicherweise überhört haben.
    Jetzt nehmen die Leute im Raum Notiz von seiner Gegenwart.
    – Was? Was?
    – Äh. Ich, tut mir leid, Miss, aber ich hab, äh, geklopft, und...
    – Was ist, Gladstone?
    – Nichts. Also, äh, da ist jemand. Ein Neuer.
    Er deutet auf mich, obwohl mich die Leute im Zimmer gar nicht sehen können.
    – Ein neues, äh, Mitglied. Und da Sie ja alle persönlich willkommen heißen wollen, dachte ich...
    – Die Gegensprechanlage, Gladstone. Wir besitzen eine sehr gute Gegensprechanlage. Oder ist die inzwischen auch kaputt?
    – Nein, ich hab’s ja versucht, aber würden Sie...?
    – Moment. Gladstone?
    Jetzt hat sich die andere Stimme eingeschaltet. Diejenige, die meine Meinung bezüglich der Riesensauerei teilt.
    – Äh, ja?
    – Ist da draußen jemand?
    – Äh, ich...
    Er zieht den Kopf zurück, vergewissert sich, dass ich noch da bin, und späht dann wieder in den Raum.
    – Ja, äh, genau. Hier...
    – Blödes Arschloch! Siehst du? Was für eine Sauerei. Diese Leute haben keinen Sinn für Sicherheitsvorkehrungen. Keine Disziplin. Und da wundert es dich, dass diese ganze Scheiße passiert?
    – Es sind nicht diese Leute . Es sind unsere Leute . Gerade du solltest das wissen.
    – Verschon mich, bitte. Das ist eine ernste Sache. Und das Letzte, was ich im Moment gebrauchen kann, sind irgendwelche Vorträge über Mitgefühl und Verständnis. Du!
    Gladstone steht stramm.
    – Äh, ja?
    – Wenn du nochmal jemanden hier raufbringst, ohne das vorher mit mir zu klären, steck ich dich wieder zu den anderen, klar?
    – Ich, äh, ja. Aber ich hab geklingelt, und...
    – Halt’s Maul.
    – Äh.
    Ich packe die Tür, drücke sie auf, schiebe Gladstone zur Seite und betrete den Raum.
    Sela greift nach der Waffe, die in einem Schulterhalfter über ihrem Tanktop steckt.
    Ihre Hand erstarrt am Griff.
    – O Himmel.
    Ich hebe eine Hand.
    – Ja,

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