Bis Zum Letzten Tropfen
Hand umklammert seinen Kiefer.
– Es ist früh am Morgen, und du bist völlig fertig und nicht ganz auf der Höhe. Ich weiß, dass es dir schwerfällt, dich zu konzentrieren.
Ich übe etwas mehr Druck auf seine Kiefergelenke aus.
– Aber wenn du aufgepasst hättest, wär dir sicher aufgefallen, dass ich mehr rede als gewöhnlich. Außerdem lasse ich dir mehr Zeit als üblich, um mir zu erzählen, was ich verdammt noch mal wissen will, ohne dir gleich ein paar neue Narben zu verpassen.
Sein Kiefer knackt. Phil wimmert.
– Das war jetzt nur, um dir zu zeigen, wie dünn das Eis ist, auf dem du dich bewegst.
Ich drücke ihn gegen die Wand, wobei ich achtgebe, seinen Kiefer nicht zu brechen. Den braucht er noch, zumindest bis er ausgepackt hat.
– Und wie schlimm es werden kann, wenn du dich nicht sofort konzentrierst.
Ich nehme die Hand von seinem Kiefer.
– Wie viel, Phil? Wie viel hat Terry auf mich ausgesetzt?
Er bewegt den Kiefer hin und her, bis er wieder einrastet.
– Sechs Liter.
Ich blicke ihn an.
– Was?
– Sechs Liter.
– Blut?
Er wischt sich etwas eigenes Blut aus dem Gesicht.
– Sag ich doch.
Die Tür geht auf, und Phils Nachbarin kommt rein, ein fleckiges Betttuch wie eine armselige Toga um ihren Körper geschlungen. Sie geht in eine Kabine, ohne uns eines Blickes zu würdigen, hebt das Betttuch, hockt sich auf die Schüssel, stützt die Ellbogen auf die Knie und gähnt.
Ich packe Phils Schulter und schiebe ihn zur Tür.
– Los.
Zappelnd schielt er auf die Pillen am Boden.
– Moment noch, Mann. Moment. Ich kann’s mir nicht leisten, den Scheiß hier liegen zu lassen.
Ich schubse ihn zur Tür.
– Doch, kannst du.
Er taumelt in den Flur. Ich folge ihm.
– Sechs Liter.
Er stolpert rückwärts, ohne die Klotür aus den Augen zu lassen.
– Mann, jetzt klaut die Schlampe mein Zeug.
– Also, wer den Mist vom Boden klaubt, muss ja wohl völlig im Arsch sein.
Er hebt die Hand.
– Na ja, hey, die Beschreibung passt genau auf mich.
Ich schubse ihn noch mal. Er prallt gegen die Tür zu seinem Zimmer.
– Sechs Liter also.
Er zieht den Schlüssel aus seiner blutbefleckten Hose, die ihm hoch auf den Hüften sitzt.
– Ja, sechs Liter. Aber hör mal, du hast ja keine Ahnung, was ich hier am Laufen hab.
Er deutet auf die Toilette.
– Die Schlampe macht’s einem echt günstig, Mann. Die würde mir für ein paar Koffeinpillen einen runterholen. Weißt du, ich will die Tabletten da auf dem Boden ja nicht selbst nehmen. Ich geb sie ihr, und sie bläst mir einen dafür.
Er hebt beide Daumen.
– Eine Win-Win-Situation.
Er senkt die Daumen wieder.
– Aber wenn sie die Dinger so rumliegen sieht, wirft sie die aus reiner Neugier ein. Und dann hab ich weder Pillen noch Blowjob, Mann.
Er richtet beide Daumen zum Boden.
– Lose-Lose.
– Hey, Arschloch.
Das Mädchen steht in der geöffneten Klotür.
Phil deutet auf sich.
Sie nickt.
– Ja, dich mein ich. Das Zeug, das du mir gegeben hast, war ja wohl der letzte Dreck.
Er schüttelt den Kopf.
– Was, hä? Nein, nein, das war guter Stoff. Würde ich nie machen, ehrlich.
Sie stemmt die Hände in die Hüften. Das Betttuch rutscht von ihrer Schulter und entblößt eine Brust mit einem verschorften Betty-Boop-Tattoo darauf.
– Ja, klar. Du hast auch versprochen, nicht in meinem Mund zu kommen.
Er schüttelt den Kopf.
– Das war ein Unfall, hab ich doch schon gesagt. Ich hab für einen Moment die Kontrolle verloren, und plötzlich, na ja, BÄNG.
Sie kneift die Augen zusammen.
– Sicher. BÄNG. Leck mich.
Phil kriegt große Augen.
– Klar doch, wenn du drauf stehst.
Sie schüttelt die Faust und beginnt den Flur hinunterzustapfen.
– Träum weiter, Arschloch. Dass du in meinem Mund gekommen bist, ist eine Sache. Aber das Zeug, das du mir gegeben hast, das war fast alles Babyabführmittel.
Phil stellt sich vor seine Zimmertür.
– Hey, auf keinen Fall.
– Und wie. Ich hatte den ganzen Morgen die Scheißerei.
– Na ja, weißt du, das hier ist ’ne Großstadt. Da kommt’s schon mal vor, dass das Zeug ein bisschen verschnitten ist.
Die Tür des Mädchens fliegt auf, und ein Kerl mit dicken Fitnessstudio-Muskelpaketen guckt raus.
– Was’n hier los? Ist das der Kerl, der dich beschissen hat?
Phil hebt den moralischen Zeigefinger.
– Beschissen? Oh, Mann. Nie im Leben. Das ist mein Beruf. Also, ehrlich. Ich bin ein netter Kerl, und obwohl ich selbst fast nichts mehr hatte, hab ich ihr was
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