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Bis Zum Letzten Tropfen

Bis Zum Letzten Tropfen

Titel: Bis Zum Letzten Tropfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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abgegeben, hab ihr aus der Not geholfen, und das ist jetzt der Dank dafür.
    Er verschränkt die Arme.
    – Ich bin schwer gekränkt.
    Muskelpaket tritt ganz aus dem Zimmer. Er ist splitternackt und trägt den Rest seines gestählten Körpers zur Schau.
    – Scheißbetrüger.
    Phil will gerade den Mund aufmachen, als ich ihn am Arm packe und in Richtung Zimmertür schiebe.
    – Aufmachen.
    Er glotzt mich an.
    – Ja, ja, gleich. Ich lasse mich nur nicht gerne einen Betrüger nennen.
    – Aufmachen.
    Er schiebt die Tür auf.
    Muskelpaket versucht, Augenkontakt mit mir herzustellen, lässt demonstrativ seine Muskeln spielen und macht deutlich, dass er nicht zu Scherzen aufgelegt ist. Das Mädchen schüttelt die Faust und verkündet mit zunehmend schriller Stimme, dass Phil besser gutes Ecstasy ranschaffen soll, wenn er jemals wieder Wert auf einen Blowjob legt. Der Flur stinkt nach Scheiße, Rauch, Schweiß, Schimmel, Räucherstäbchen, Fast Food, verschüttetem billigen Wein, Kotze und dem Geruch einer Leiche, die eine Woche in ihrem Zimmer verrottet ist, bevor sie schließlich gefunden wurde.
    Das lenkt mich ab.
    Und zwar so sehr, dass ich gar nicht mitbekomme, dass Phil den Schlüssel gar nicht ins Schloss gesteckt hat und die Tür offen war, obwohl ich sie zugezogen habe, bevor ich ihm aufs Klo gefolgt bin. Ich rieche nicht, was ich riechen sollte, und höre nicht, was ich hören sollte. Ich bin so abgelenkt, dass ich Phil in den Raum schubse und nicht mal reagieren kann, als ein gewaltiger Fleischberg in Gestalt eines Arms aus dem Dunkel schießt. Eine behandschuhte Hand mit Fingern dick wie Bockwürste packt mich am Kragen.
    Dann werde ich von einer enormen Kraft nach drinnen gezerrt. Es fühlt sich an, als würde ich von einem Bus mitgeschleift, der gerade die Penn Station verlässt. Das Pärchen auf dem Flur verschwindet schleunigst wieder im Zimmer.
     
    – Er starrt mich immer noch so komisch an. Sag ihm, dass ich ihn nicht verpfiffen hab.
    – Ich weiß, das ist jetzt schwer zu glauben, besonders angesichts der Umstände, aber er sagt tatsächlich die Wahrheit, Joe.
    – Ich war’s nicht, Mann. Das ist einfache Logik, verstehst du, simple Mathematik. Pass auf, zwei und zwei sind nicht fünf. Und damit ich’s wirklich gewesen sein könnte, müsstest du schon in der Zeit zurückreisen und verhindern, dass dem alten Galileo ein Apfel auf die Rübe fällt, damit zwei und zwei elf ergeben. Wenn du verstehst, was ich meine.
    – Newton.
    – Danke, nein, ich hab keinen Hunger. So wie der mich anschaut, krieg ich wohl nie wieder einen Bissen runter.
    Terry schüttelt den Kopf.
    – Nein, der Name, nach dem du gesucht hast, lautet Newton.
    Phil kratzt sich den Kopf, wobei er darauf achtet, seine Tolle nicht durcheinanderzubringen.
    – Name? Was für ein Name? Ich kann dir keine Namen nennen, Mann. Ich weiß überhaupt nichts. Ich hab eigentlich gar nichts mit der Sache zu tun. Ich bin nur zufällig hier.
    Terry tippt mit dem Rasiermesser gegen meinen Schlagring.
    – Der Mann, dem der Apfel auf den Kopf gefallen ist, der die Schwerkraft erfunden beziehungsweise entdeckt hat, hieß Newton. Sir Isaac Newton.
    Phil hebt abwehrend beide Hände.
    – Ich sag doch, Bird, hab nie von dem Kerl gehört. Genau wie von Joe hier. Ist einfach so aufgetaucht. Hätt ich gewusst, dass er kommt, hätt ich dich angerufen. Eigentlich wollte ich dich auch gerade anrufen.
    Er blinzelt zu mir rüber.
    – Nichts für ungut, Joe. Es springt auch nichts für mich dabei raus. Aber wenn ich hier überleben will, muss ich eben manchmal das Richtige tun.
    Er hebt einen Finger.
    – Aber trotzdem, ich habe nicht angerufen. Warum auch? Und wann?
    Er deutet mit dem Finger auf Terry.
    – Und dieser Newton, von dem hab ich noch nie gehört. Wenn er sich hier irgendwo rumtreibt, dann ohne mein Wissen.
    Terry wirft dem riesigen Schatten hinter Phil einen Blick zu. Der Schatten kommt näher und tippt Phil gegen die Brust. Er wird in die Ecke des Raums geschleudert und bleibt dort liegen.
    Der massige Schatten baut sich vor ihm auf.
    – Hinsetzen und Maul halten, Phil.
    Phil kauert auf dem Boden.
    – Geht klar, Hurley. Kein Sterbenswörtchen.
    Er bedeckt seinen Mund mit den Händen.
    Hurley wendet sich Terry zu und rollt den Kopf im Nacken.
    – Gut so, Terry?
    Terry legt meine Waffen auf Phils winzigen Kleiderschrank.
    – Ja, prima, prima. Am besten entspannen wir uns alle erst mal. Reden nicht alle aufgeregt durcheinander und warten, bis sich

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