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Bis Zum Letzten Tropfen

Bis Zum Letzten Tropfen

Titel: Bis Zum Letzten Tropfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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die Scheiße? Die Nase abschneiden? Meine Nase?
    Er marschiert im Kreis, wobei er Müll beiseitetritt.
    – Warum nicht gleich ein Ohr? Oder meine Lippen? Die Finger? Maaaann.
    Er bleibt stehen und hebt eine Hand.
    – Also, das sollte jetzt keine Anregung sein, nicht, dass ich da irgendwelche Vorlieben hätte, aber, Mann, Scheiße. Verstehst du? Scheiße.
    Er atmet schwer.
    Ich zeige ihm noch mal das Rasiermesser.
    – Lässt du mich ausreden?
    Er legt den Kopf in den Nacken.
    – Ach, da kommt noch mehr? Nachdem du mir die Nase abgeschnitten hast, kommt noch mehr? Warte, ich brauch einen Stuhl. Ich muss mich setzen, bevor du mir den Rest erzählst. Da bin ich aber mal gespannt.
    Da er keinen Stuhl hat, hockt er sich auf die Bettkante, schlägt ein Bein über das andere, legt die Hände auf die Knie und spitzt die Ohren.
    – Lass dich nicht aufhalten, Mann. Red weiter.
    Ich balanciere das Rasiermesser auf einem Finger. Bei jedem Herzschlag hüpft es leicht.
    – Phil, was ich sagen wollte, ist: Ich werde dir die Nase abschneiden...
    Er nickt.
    – Ja, ja, den Teil hab ich verstanden. Weiter.
    Ich werfe das Messer in die Höhe und fange es so auf, dass es in meiner Handfläche zum Liegen kommt.
    – ... ich werde dir die Nase abschneiden, wollte ich sagen, wenn du auch nur eine einzige Scheißsekunde meiner Zeit verschwendest.
    Ich blicke erst auf das Messer und dann zu ihm.
    – Das ist es, was ich sagen wollte. Wenn das einen Unterschied für dich macht, Phil.
    Er beißt die Zähne so fest zusammen, dass sein Kiefer knackt. Dann nickt er.
    – Ja. Ja, klar. Das macht schon einen Unterschied. Äh.
    Er deutet auf seine Nase.
    – Aber ich hab’s wahrscheinlich schon vermasselt, oder?
    Ich klappe das Rasiermesser zusammen.
    – Nein, Mann.
    Dann stecke ich das Messer in die Tasche.
    – Noch hast du’s nicht vermasselt.
    Er setzt ein gequältes Lächeln auf.
    – Toll, Joe, das freut mich. Weißt du, ich tu ja alles, um einem alten Freund wie dir zu helfen. Ich will deine Zeit ganz bestimmt nicht verschwenden. Zeit ist ja, du weißt schon...
    Er reibt hoffnungsvoll den Zeigefinger gegen den Daumen.
    – ... Zeit ist Geld. Aber das weißt du ja.
    – Ja, das weiß ich, Phil.
    Ich ziehe die Hand aus der Tasche.
    – Dann machen wir’s eben auf die alte Tour.
    Er bemerkt den Schlagring über meiner Faust.
    – Mann, Joe. Ich dachte, wir hätten das jetzt friedlich geregelt.
    Ich lasse ihn den Schlagring näher in Augenschein nehmen.
    Und zwar von ganz nahem.
    Er prallt gegen die Wand und sackt auf dem Boden zusammen.
    Ich baue mich vor ihm auf und benutze eines seiner alten dreckigen Unterhemden, um das Blut vom Schlagring zu wischen.
    – Schnauze, Phil.
    Ich deute auf den blutigen Brei, der mal seine Nase war.
    – Sei froh, dass du das Scheißding überhaupt noch im Gesicht hast.
     
    – Also, wie stehen die Aktien?
    – Die Aktien? Hm.
    – Ist ein Kopfgeld ausgesetzt?
    – Ein was? Ein Kopfgeld? Himmel, Mann, was glaubst du denn? Ein Kopfgeld?
    Ich klopfe mit dem Schlagring gegen das Waschbecken im Gemeinschaftsklo, über dem er gerade sein Gesicht von Blut säubert.
    – Reiß dich zusammen, Phil.
    Er zuckt zusammen.
    – Ich versuch’s ja.
    Im Spiegel bemerkt er einen Blutfleck auf seinem Hemd.
    – Ach Scheiße. Oh, Mann, das neeeervt.
    Ich klimpere wieder mit dem Schlagring.
    Er reißt sich zusammen.
    – Ja, ja. Kopfgeld. Genau. Wo war ich? Mann, Joe, was glaubst du denn? Du hast Jerry fast umgebracht, und jetzt denkst du, er hätte deswegen ein Kopfgeld auf dich ausgesetzt? Stimmt genau, das hat er.
    – Wie viel?
    Er zieht ein Tütchen aus der Tasche und kramt in den darin befindlichen Pillen.
    – Mann, das hab ich jetzt davon, dass ich so auf diese beschissenen Speedpillen fixiert bin. Keine einzige Schmerztablette.
    Er fummelt ein paar kreideweiße Pillen aus dem Tütchen und wirft sie sich ein.
    – Na ja, besser als nichts.
    Ich schlage ihm auf den Hinterkopf. Er hustet, und die Pillen fliegen aus seinem Mund, gegen den Spiegel und dann auf den Boden.
    Er starrt die Pillen an. Eine liegt am Rand des mit Schamhaaren verstopften Abflusses, die andere vor einer Toilettenschüssel in einer der türlosen Kabinen.
    – Also das, das hätt’s jetzt nicht gebraucht. Das war einfach nur gemein.
    Ich lege einen Finger unter sein Kinn und hebe seinen Kopf, damit ich ihm in die Augen schauen kann.
    – Phil, vielleicht habe ich die Dringlichkeit meiner Lage nicht deutlich genug zum Ausdruck gebracht.
    Meine

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