Bis Zum Letzten Tropfen
zurückzieht.
– Phil, vielleicht möchtest du dir die Augen zuhalten?
Phil hält sich die Augen zu.
Terry sieht mich an.
– Wenn’s drauf ankommt, kann er ziemlich clever sein.
Phil bringt ein kleines, trauriges Winken mit der Hand zustande.
– Hurley.
Hurley grunzt.
Terry nickt.
– Töte Joe.
Die Bockwurstfinger verlassen die sackgroßen Taschen an Hurleys Mantel und schließen sich um meinen Hals. Meine Füße verlassen den Boden. Ich versuche nach Möglichkeit nicht herumzuzappeln. Der Schwung meiner Beine könnte mein Genick brechen.
Ich atme pfeifend durch das Nadelöhr, in das Hurleys stahlharter Griff meine Luftröhre verwandelt hat.
– Huuuueeee.
Terry beobachtet mich mit zusammengekniffenen Augen.
Phil linst zwischen den Fingern hindurch.
– O mein Gott.
Er hält sich die Augen wieder zu.
Ich quetsche das letzte bisschen Luft aus meinen Lungen.
– Teeeeehiiiii.
Phil guckt wieder hin.
– Mann, das ist doch krank. Hat er dich grade Baby genannt? Ist das normal bei solchen Sachen?
Terry hebt einen Finger.
Hurley lockert seinen Griff gerade so weit, dass ich etwas Luft einsaugen und wieder ausstoßen kann.
– Ththteery, Geeehd. Geeeeehd.
Terry nickt, Hurley drückt wieder zu, und Phil guckt weg.
Ich strample doch mit den Beinen, ich kann nicht anders. Ich zapple, meine Hände verkrampfen sich um Hurleys Finger. Ich will sie lösen, aber genauso gut könnte ich versuchen, die Läufe seiner Pistolen zu verbiegen. Als ich nach ihm trete und ihn leicht an der Hüfte erwische, hält er mich auf Armeslänge von sich weg und damit außer Reichweite.
Terry schaut mir beim Sterben zu, schiebt einen Zeh unter einen zerdrückten Pizzakarton, dreht ihn um und sieht den Kakerlaken nach, die sich in Sicherheit bringen.
Er blickt wieder auf.
– Bring Phil nach draußen, Hurley. Du kannst ihn jetzt loslassen.
Hurley öffnet die Hand, und ich falle herunter.
– Geht klar, Terry. Wie du willst.
Er packt Phil am Kragen und zieht ihn hoch.
– Auf geht’s, Arschloch. Geh’n wir frische Luft schnappen.
Phil wehrt sich, so gut er kann.
– Hey, Mann, das hier ist mein Scheißzimmer, oder? Wieso muss ich dann spazieren gehen? Klar, okay, ihr könnt gerade nicht spazieren gehen, aber wieso ich? Ich kann das Tageslicht auch nicht ausstehen.
Hurley schüttelt ihn einmal kräftig durch.
– Entweder gehst du jetzt spazieren, oder ich schmeiß dich aus dem Fenster.
Phil streckt die Beine.
– Hey, ein Spaziergang? Frische Luft? Klingt super. Wird mir guttun.
Sie verlassen das Zimmer.
Terry stellt sich vor mich hin.
– Und jetzt erzählst du mir von dem Geld, das du erwähnt hast.
Ich inhaliere. Der Rauch kratzt in meiner wunden Kehle und dringt in meine ausgedörrte Lunge. Ich atme aus, huste lange und schwer, zeichne mit der Zigarette eine zittrige Sechs in die Luft.
– Sechs Liter.
Ich blicke Terry an.
Terry beobachtet, wie die Ziffer durch die Luft schwebt.
– Und?
Ich atme noch mal aus und puste die Ziffer weg.
– Sechs Liter. Das ist ungefähr so viel Blut, wie ein Mensch im Köper hat. Dein Kopfgeld.
Ich reibe über die roten Fingerabdrücke auf meinem Hals.
– Ein Kopfgeld. Das sieht dir gar nicht ähnlich, Terry. Das sieht der Society nicht ähnlich. Besonders diese Menge an Blut. Klingt, als müsste jemand draufgehen, damit du das ausbezahlen kannst. Was irgendwie im Widerspruch zu deinem großen Plan steht, mit der nichtinfizierten Gemeinschaft friedlich zusammenzuleben. Klar, ich fühle mich natürlich geschmeichelt. Aber ich weiß nicht, ob das gemeine Fußvolk diese Botschaft richtig versteht.
Ich deute auf meine Brust.
– Ich hätte ja gedacht, dass du in harter Währung bezahlst. Schließlich sollen deine Leute Blut nicht als einen Artikel des täglichen Bedarfs betrachten, oder? Aber dann ist’s mir eingefallen.
Ich schnippe mit den Fingern.
– Du bist momentan knapp bei Kasse, stimmt’s?
Terry nickt und fährt sich wieder durch das Kinnbärtchen.
– Ja, seit wir nicht mehr über das Geld des Grafen verfügen, sind wir etwas klamm.
Ich rolle den Kopf im Nacken und lausche, ob etwas knackt, das nicht knacken soll.
– Klar, der gerechte Kampf kämpft sich schwer ohne das nötige Kleingeld in der Tasche.
Er schiebt die Hände in die Hosentaschen und zuckt mit den Achseln.
– Also gut, Joe, du hast meine ungeteilte Aufmerksamkeit. Hurley wartet vorläufig vor der Tür. Du erhältst eine Gnadenfrist. Wir, die Society, sind, so traurig das
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