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Bis Zum Letzten Tropfen

Bis Zum Letzten Tropfen

Titel: Bis Zum Letzten Tropfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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ist, genauso auf Geld angewiesen wie alle anderen. Ich wünschte, es wäre anders. Die finanziellen Ressourcen, die uns der Graf zur Verfügung gestellt hat, haben eine angemessene Versorgung unserer Mitglieder ermöglicht. Bessere Unterkünfte, medizinische Betreuung. Wir waren, ob du’s glaubst oder nicht, sogar in der Lage, ein weibliches Mitglied unseres Clans, das vor der Infektion als Trauerberaterin gearbeitet hat, ordentlich anzustellen. So musste sie keine Nachtschichten in miesen Jobs schieben, sondern war nur dafür da, den Neuinfizierten beizustehen und ihnen bei der Eingewöhnung zu helfen. Es war eine wahre Wohltat, die Petrodollar aus dem Vermögen des Grafen in gute, segensreiche Arbeit fließen zu sehen. Klar, sicher, wir mussten auch schon mal mit weniger als dem auskommen, was uns momentan zur Verfügung steht. Trotzdem war das eine sehr schmerzhafte Einbuße. Also ist Geld durchaus ein relevantes Thema. Doch unsere Unterhaltung wird ziemlich kurz ausfallen, wenn du nicht innerhalb der nächsten dreißig Sekunden mit etwas rüberkommst, das wirklich Hand und Fuß hat.
    Ich nicke, nutze einige meiner dreißig Sekunden, um an meiner Zigarette zu ziehen, und ein paar weitere, um den Rauch wieder auszuatmen, dann komme ich mit etwas rüber, das Hand und Fuß hat.
    – Die kleine Horde.
    Terry nimmt die Hände aus den Taschen und betrachtet sie.
    – Ja, das hat wirklich Hand und Fuß.
     
    – Es ist ja nicht so, dass ich dir nicht vertrauen würde. Aber ich bin unschlüssig, ob Geld, und selbst eine große Menge davon, auf lange Sicht gesehen für die Society wirklich wichtiger ist als dein Tod.
    Ich rutsche auf Phils Matratze herum. Von einer kaputten Bettfeder, die mir in den Hintern sticht, zur nächsten kaputten Bettfeder, die mir in den Hintern sticht.
    – Tja, Terry. Das ist die Preisfrage.
    Terry sitzt mit dem Rücken zum Kleiderschrank auf dem Boden. Er weicht mit den Beinen dem Sonnenstrahl aus, der langsam über den Boden kriecht.
    – Richtig, Joe. Das ist die Preisfrage. Ganz genau. Ich weiß, dass Miss Horde einen Narren an dir gefressen hat. Allein das Risiko, das sie letztes Jahr eingegangen ist, um dich zu befreien, spricht Bände über ihre, nun ja, Gefühlslage. Ihre Macht ist mir wohlbekannt. Und ich gehe zuverlässig davon aus, dass sie sofort mehrere dicke Offshore-Konten im Namen der Society eröffnen würde, wenn sie erfährt, dass wir dich wieder in unserer Gewalt haben.
    – Aber dann kannst du mich nicht mehr umbringen.
    Er gestikuliert mit den Händen.
    – Na ja, nun, umbringen könnten wir dich schon noch. Das wäre zwar nicht ganz so einfach, aber wir wollen jetzt keine Haare spalten. Verzeih mir, wenn ich den alten Spruch loswerden muss, aber im Augenblick heißt es: Geld oder Leben.
    Ich verziehe das Gesicht.
    – Mann, Terry.
    Er hebt die Hand.
    – Das ist mein Ernst. Billige Witze zu reißen, wenn es um ein Menschenleben geht, war noch nie mein Stil. Das weißt du.
    Ich studiere die Wasserflecke an der Decke. Nein, Witze übers Töten zu reißen, war noch nie Terrys Stil. Sein Stil war immer, große Reden über das Allgemeinwohl zu schwingen und mir dann ins Ohr zu flüstern, wen ich dafür um die Ecke bringen soll.
    Aber jetzt hat sich das Blatt gewendet. Jetzt soll ich selbst im Interesse des Allgemeinwohls den Löffel abgeben. Wer hätte gedacht, dass ich mich doch noch mal nützlich machen kann?
    Ich betrachte die letzten Zigaretten in meiner Schachtel.
    – Ist ja auch egal. Ein Deal mit ihr ist ohnehin unmöglich.
    Er zieht die Augenbrauen hoch.
    – Nicht? Komisch, dass du das sagst. Das verbessert ja nun nicht gerade deine Situation.
    Ich stecke mir eine Zigarette in den Mund und zünde sie an.
    – Eine Lösegeldverhandlung würde bedeuten, dass du dich mit ihr an einen Tisch setzt. Was glaubst du, was passiert, wenn du plötzlich mit Heilung Geschäfte machst? Was werden die anderen Clans davon halten?
    Ich zupfe eine Tabakflocke von meiner Zunge.
    – Immerhin erkennst du damit ihre Legitimität an. Das wird keiner gerne sehen. Schon gar nicht die Koalition. Das wäre ziemlich unklug. Vor allem, wenn die Lage so instabil ist, wie du sagst.
    Er lächelt.
    – Du weißt, ich gehe ohne Scheuklappen durch die Welt, Joe. Also mach mir einen Vorschlag.
    – Lass mich gehen und die Bedingungen aushandeln. Dann kriegst du dein Geld.
    Er schiebt die Unterlippe vor.
    – Wie gesagt, ich bin nicht dogmatisch. Ich versuche immer, das Gesamtbild im Auge zu behalten.

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