Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bis Zum Letzten Tropfen

Bis Zum Letzten Tropfen

Titel: Bis Zum Letzten Tropfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
Vom Netzwerk:
meiner Linken. Ein glänzender, blitzsauberer Aschenbecher kommt zum Vorschein.
    – Sie schulden mir eine Erklärung.
    Ich fange an, den Aschenbecher zu verunreinigen.
    – Die kriegen sie. Ich erkläre nämlich hiermit, dass die kleine Horde so verrückt ist wie ihr Vater. Aber so verrückt sie auch ist, sie hört trotzdem auf Sela. Ich erkläre außerdem, dass nur ein ausgemachter Volltrottel keinen Verdacht schöpft, wenn ich so plötzlich vor ihrer Tür stehe.
    Er späht aus dem Fenster, beobachtet die Taxis und Busse, an denen die Limousine so mühelos vorbeizieht, als stünde sie über allen Straßenverkehrsregeln und Naturgesetzen.
    – Haben Sie ihnen von dem Spion erzählt?
    – Wann hätte ich das denn tun sollen? Soll ich da reinspazieren und in der ersten Stunde einen Spion enttarnen? Wie soll das gehen, ohne dass ich mich vorher zumindest eine Zeit lang umgesehen hätte? Gar nicht. Ich versuche auf andere Weise, ihr Vertrauen zu gewinnen.
    – Wie?
    Ich lehne mich zurück.
    – Amanda Horde hat mich beauftragt, in Downtown mit Larry Bird zu reden.
    Draußen herrscht Nacht.
    Sein Gesicht spiegelt sich in der dunklen Fensterscheibe wider.
    Ob er ahnt, dass mein wild schlagendes Herz etwas anderes zu erzählen hat als mein Mund?
    – Und?
    Ich reibe mir die Stirn.
    – Sie will eine Allianz eingehen. Sie hofft darauf, dass einer der anderen Clans sie anerkennt. Sie will Legitimität. Raten Sie mal, an wen sie sich da als Erstes wendet.
    Möglich, dass wir abbiegen. Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen, da der Wagen so unsagbar sanft dahinrollt.
    Predo hat die Hände im Schoß gefaltet. Er entfaltet sie und betrachtet seine manikürten Fingernägel.
    – Und, haben Sie ihn gesprochen?
    – Ja.
    – Und er hat Sie wieder gehen lassen?
    Ich deute mit der Hand auf die teure Leder- und Holzausstattung.
    – Tja, sonst wäre ich ja wohl nicht hier.
    – Richtig.
    Unsere Blicke treffen sich kurz, dann sieht er weg.
    – Sonst wären Sie nicht hier.
    Er berührt die Fensterscheibe und hinterlässt einen Fingerabdruck in seinem Spiegelbild. Genau an der Stelle, an der sich gute Katholiken vor Ostern ein Aschekreuz verpassen.
    – Was haben Sie Bird erzählt?
    – Die Wahrheit.
    Er öffnet den Mund, als wollte er gleich loslachen, und schließt ihn wieder, ohne ein Geräusch zu machen.
    Ich zucke mit den Schultern.
    – Klingt komisch, aber so war’s. Ich hab ihm gesagt, dass die kleine Horde verhandeln will.
    Er betrachtet das Spiegelbild seiner blauen Augen.
    – War er nicht neugierig, wie Sie es geschafft haben, aus der Bronx zu fliehen?
    – Er hat nicht danach gefragt. Warum auch? Er denkt, ich hätte mich Horde angeschlossen. Sie hat genug Kohle, um so ziemlich jeden überall rauszuboxen.
    Mit einem leichten Nicken nimmt er dieses Argument zur Kenntnis.
    – Und?
    Er blinzelt langsam.
    – Was will er?
    Er wendet sich von seinem Spiegelbild ab.
    – Hurley hatte seine Hände an Ihrer Kehle.
    Er deutet auf die verblassenden Würgemale rund um meinen Hals.
    – Das zumindest entspricht der Wahrheit. Doch was hat Bird dazu bewogen, sie wieder freizulassen? Ich kenne ihn gut genug, um zu wissen, dass er niemals ernsthaft in Erwägung ziehen würde, die Organisation des Mädchens anzuerkennen. Was haben Sie ihm im Austausch für Ihre Freiheit angeboten? Warum leben Sie noch, Pitt? Sie haben doch nicht rein zufällig mich dafür verraten?
    Er legt den Kopf schief.
    – Oder?
    Ich drücke die Zigarette aus.
    – Er braucht Geld.
    Und zünde mir eine neue an.
    – Ihr alter Feind ist pleite, Predo.
    Er gibt ein Geräusch von sich. Könnte ein amüsiertes Grunzen sein.
    – Und Sie sollen Geld von Horde beschaffen.
    – Ja. Schon komisch, wie die Interessen der verschiedensten Leute manchmal so gut ineinandergreifen.
    – Ja, komisch.
    Er beobachtet mich beim Rauchen.
    – Nun gut. Wir fahren fort wie geplant.
    Er kann mich ruhig beobachten. Ich versuche nicht, den Schweiß oder das leichte Zittern in meinen Händen zu verbergen. Er weiß, dass es gute Gründe für meine Angst gibt. Die Angst kann ich nicht verstecken, die Gründe möglicherweise schon.
    – Nur eine Sache interessiert mich noch.
    Er beugt sich vor.
    – Was führen Sie im Schilde, Pitt?
    Wir beobachten beide den Rauch, der von der zitternden Zigarettenspitze aufsteigt.
    Er kneift die Augen zusammen.
    – Ich hab meine eigenen Pläne. Zuerst mal will ich nach Manhattan zurück. So viel steht fest.
    Er lehnt sich wieder zurück.
    – Aber weshalb

Weitere Kostenlose Bücher