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Bis Zum Letzten Tropfen

Bis Zum Letzten Tropfen

Titel: Bis Zum Letzten Tropfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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ich das Zippo zu, lasse es einmal auf meiner Handfläche hüpfen, spüre die Wärme der soeben gelöschten Flamme und stecke es in die Tasche, wo es mit einem klickenden Geräusch gegen das Arsenal aus Messing und scharfem Stahl stößt.
    Als wir die Südseite der 14th Street erreicht haben, bleibt er stehen.
    – Tja, hier ist Endstation für mich. Ab jetzt musst du allein klarkommen.
    Ich bleibe ebenfalls stehen und spähe die Second in südlicher Richtung hinunter. Das Kino an der 12th zeigt ein Double Feature: Die Killer-Elite und Jahr 2022... die überleben wollen.
    Knutschabend im alten jüdischen Lichtspielhaus.
    Hurley tippt mir auf die Schulter.
    – Hey, Joe, keine Zeit für Sentimentalitäten. Du hast noch nen weiten Weg vor dir, oder?
    – Ja, einen weiten Weg.
    Ich schaue zu ihm hoch.
    – Übrigens, Hurl. Du siehst viel besser aus als das letzte Mal, als wir uns getroffen haben.
    Er reibt sich den Bauch..
    – Klar, kein Wunder. Weißt du, die Kugeln rauszuholen tut mehr weh, als sie sich einzufangen. Also die, die nicht sowieso auf der anderen Seite wieder rauskommen.
    – Na ja, tut mir leid.
    Er winkt ab und schüttelt den Kopf.
    – Ach was, das warst ja nicht du am Abzug. Wie gesagt, wir sind ja immer gut miteinander ausgekommen, oder?
    – Ja. Klar.
    Ich wende mich nach Norden.
    – Weißt du was?
    – Was?
    Ich werfe ihm über die Schulter einen Blick zu.
    – Die Leute, die mich für den harten Hund im Viertel halten, haben dich noch nicht getroffen.
    Er grinst und bleckt seine Pferdezähne.
    – Nett von dir, so was zu sagen.
    – Mach’s gut, Hurl.
    – Mach’s besser, Joe.
    Ich überquere die Straße.
    – Ach, Joe?
    Ich sehe mich um.
    Hurley hält eine Hand über das linke Auge.
    – Wie wär’s mit ’ner Augenklappe? Würd dir stehen.
     
    Erst war ich dort, wo ich hin sollte, und dann da, wo ich nicht hin sollte. Aber habe ich dabei meine Verfolger abgeschüttelt? Das lässt sich ganz einfach herausfinden: Indem man irgendwo auftaucht, wo man garantiert nicht das Geringste zu suchen hat. Wenn man sie dann immer noch nicht los ist, war das Manöver umsonst. Dann bleibt nur ein letzter Kniff: nämlich nirgends dort aufzutauchen, wohin sie einem folgen können .
    Dass mir Hurley bis zur Koalitionsgrenze folgt und mir dabei zuguckt, wie ich sie überquere, macht diesen Teil meines Plans leider völlig zunichte.
     
    Ich brauche ein Taxi.
    Und zwar schnell, bevor die Späher der Koalition, die entlang der 4th Ausschau halten, mein auffälliges, weil einäugiges Gesicht bemerken. Und wie immer, wenn man dringend eins braucht, ist kein Scheißtaxi in der Nähe.
    Ich schlendere langsam Richtung Union Square. Da wird ja wohl eines zu finden sein. Und wenn alle Stricke reißen, kann ich immer noch mit der Linie L zur 8th Avenue fahren.
    An die Grenze zum Niemandsland.
    Leider ist mir das Glück in dieser Nacht nicht gewogen.
    Daher warte ich auch nicht, bis die Typen in der Limousine, die neben mir am Bordstein hält, ihre Waffen auf mich richten. Ich steige einfach ein.
     
    – Habe ich mich in Bezug auf die Dringlichkeit Ihres Auftrags und die Notwendigkeit unbedingter Diskretion etwa unklar ausgedrückt? Habe ich es versäumt, Ihnen einzuschärfen, dass Ihre einzige Chance darin besteht, unverzüglich Mrs. Horde aufzusuchen? Habe ich Sie etwa nicht deutlich genug auf die Konsequenzen hingewiesen, die ein Abweichen von meinen äußerst präzisen Anweisungen mit sich bringt?
    – Nein, in dieser Hinsicht waren Sie verflucht deutlich. Hab ich was falsch gemacht?
    Predo weist mit ausladender Geste auf die Straßenzüge hinter uns.
    – Dieser Umweg lässt darauf schließen, oder nicht?
    Ich beuge mich auf meinem gegen die Fahrtrichtung angebrachten Sitz vor.
    – Nein, er lässt darauf schließen, dass ich meinen Scheißauftrag erledige. Und nur fürs Protokoll, fast wäre ich dabei draufgegangen.
    Meine zitternde Hand schüttelt mehr Zigaretten in meinen Schoß, als ich auf einmal rauchen kann.
    – Scheiße.
    Ich stopfe sie in die Schachtel zurück und breche ein paar davon ab.
    – Scheiße.
    Predo beobachtet mich.
    – Nervös, Pitt?
    Ich schiebe mir eine unversehrte Zigarette zwischen die Lippen und zünde sie an.
    – Nervös? Ja, und ob. Hatten Sie schon mal Hurleys Pranken um den Hals?
    – Nein, das Vergnügen hatte ich noch nicht.
    Ich puste Rauch aus.
    – Dann können sie sich scheißglücklich schätzen.
    Er lehnt sich vor und drückt auf einen kaum sichtbaren Knopf im Lederbezug zu

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