Bis Zum Letzten Tropfen
langen, muskelbepackten Arm aus und deutet mit der geballten Faust auf mich.
– Dich umzubringen. Das wär vernünftig.
Amanda starrt in ihr Glas.
– Sela. Sag doch so was nicht.
Sela löst langsam den Mittelfinger aus der Faust und hält ihn mir vors Gesicht.
– Er ist gefährlich. Wie gesagt: Wo er auftaucht, gibt’s Tote. Er arbeitet für beide Seiten, und wir wissen von keiner, was sie vorhat. Wir wissen auch nicht, was er vorhat. Und wir können beim besten Willen nicht nachprüfen, ob er uns die Wahrheit erzählt.
Ich räuspere mich und greife nach der Flasche.
– Predo hat gesagt, er wüsste gerne, wie weit du mit deinen Forschungen bist.
Ich schütte Bourbon in mein Glas. Da ich eigentlich keinen Grund habe, damit aufzuhören, mache ich das Glas bis zum Rand voll.
– Er will wissen, ob ihr mit dem Vyrus an die Öffentlichkeit geht, ob ihr jemanden braucht, der euch bei der Suche nach einem Heilmittel hilft. Oder willst du es wirklich alleine durchziehen, so wie du gesagt hast? Er will wissen, wie viele Mitglieder und welche Sicherheitsvorkehrungen ihr habt. Alle Informationen, die er braucht, um einen Einsatztrupp loszuschicken. Das hat er zumindest gesagt .
Ich nehme einen Schluck.
– Was er nicht gesagt hat, ist, dass es ihn wirklich sehr interessiert, ob du es schaffen kannst. In Wahrheit will er wissen, welche Fortschritte du gemacht hast. Er will wissen, ob eine Heilung möglich ist. Und ob du das Heilmittel noch in diesem Jahrhundert entdecken wirst.
Ich zünde mir eine Zigarette an.
– Terry hat mich gehen lassen, weil er mich wieder aufnehmen will, wenn ich zu dir fahre und herumschnüffle. Ich soll ein inoffizielles Gespräch anleiern. Er will mit dir reden. Rausfinden, ob es Gemeinsamkeiten zwischen euch gibt.
Ich nehme die Flasche, das Glas und meine Zigarette und setze mich.
– Doch in Wahrheit will er dasselbe wie Predo. Aus denselben Gründen.
Ich deute mit der Zigarette auf sie.
– Langer Rede kurzer Sinn: Wenn es wirklich ein Heilmittel gibt, wenn das Vyrus besiegt werden kann, dann ist alles im Arsch. Die Koalition. Die Society. Die Bündnisse und geheimen Absprachen, die Bespitzelung und die Spionage – alles vorbei. Die ganze Macht geht flöten. Und das wollen sie nicht.
Ich trinke einen Schluck Whiskey.
– Und wenn auch nur der Hauch einer Chance besteht, dass du ein Heilmittel findest, dann wüssten sie dich am liebsten gestern schon tot.
Ich nehme das Foto, das Predo mir gegeben hat, aus der Jackentasche und lege es auf den Schreibtisch.
– Auf der Rückseite steht der Name des letzten Spions, den Predo bei euch eingeschleust hat. Ich weiß nicht mit Sicherheit, wer Birds Spion ist, aber auch er hat hundertprozentig einen Informanten, der ihn über die Zustände hier auf dem Laufenden hält.
Ich deute auf den Boden.
– Wenn ich raten müsste, würde ich auf den dicken Comicfan in der Eingangshalle tippen. War er früher bei der Society?
Sela blinzelt.
Ich nicke.
– Dachte ich mir. Es steht ihm sozusagen auf seiner fetten Stirn geschrieben. Ja, er ist euer Mann.
Ich nehme noch einen Schluck.
– Also. Das sind zwei Leute mehr, die wegen mir draufgehen. Was ich von dir will, kleine Mrs. Psycho, ist, dass du mir sagst, was du mit Geschäft gemeint hast. Ich will wissen, was dabei rausspringt, wenn ich dir helfe, die Leute hier mit Blut zu versorgen. Bevor sie nicht mehr ihren Messias, sondern eine Mahlzeit in dir sehen.
Amanda verschränkt die Arme und schiebt den Unterkiefer vor.
– Ich bin Joe Pitt, und ich bin hier, um Kaugummi zu kauen und Ärsche aufzureißen. Nur ist der Kaugummi leider alle.
Ich warte.
Sie lässt die Arme wieder sinken.
– Okay, Joe. In Ordnung. Ich werde dir eine Menge Geld geben. Du wirst superreich . Du musst nicht mal viel dafür tun, ehrlich.
Sie deutet nach Osten.
– Du sollst nach Queens fahren und rausfinden, woher die Koalition ihr Blut herhat. Mehr nicht.
Sie haben es, und jeder weiß, dass sie es haben, sagt sie.
Das will ich gar nicht bestreiten.
Weshalb auch? Sie hat ja Recht. Sie haben es. Und jeder weiß, dass sie es haben.
Die Koalition ist der größte Clan Manhattans und weit darüber hinaus. Und der Einzige, der genug Blut auftreiben kann, um alle seine Mitglieder zu versorgen. Der einzige Clan, der so viel beschaffen kann, dass seine Mitglieder nicht Amok laufen und ein Spektakel veranstalten wie das, das Amanda und Sela so mühsam zu vertuschen versuchen. Es ist kein Geheimnis, dass sie
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