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Bis zur letzten Luge

Bis zur letzten Luge

Titel: Bis zur letzten Luge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richards Emilie
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ist zerstört. Schaffst du es, nicht auch noch an meiner Tochter Rache zu nehmen?“
    „Sie ist mein Kind. Du willst sie nicht aufziehen. Ich werde es tun.“
    „Und wenn ich gesagt hätte, dass ich sie behalte, hätte ich dann auch nur eine Sekunde Ruhe vor dir gehabt?“
    Er zuckte die Achseln.
    Unzählige Fragen brannten ihr auf den Nägeln. Aber Étienne wusste jede dieser Fragen mit einer Lüge zu beantworten, und sie wusste, dass keine Hoffnung bestand, dass sie jemals die Wahrheit hörte.
    „Wohin bringst du sie?“, fragte sie. Sie hörte, wie ihre Stimme brach.
    „Ich bringe sie an einen Ort, an dem man sich um sie kümmert und sie liebt.“
    „Ich will mehr wissen. Ich will wissen, wohin!“
    „Zurück nach New Orleans.“
    Es war keine Anzeige erstattet worden. Nachdem Tim ihre Anschuldigungen gehört hatte, hatte er ihr geraten, Étienne nicht anzuzeigen, um ihren guten Namen zu retten – falls das überhaupt noch möglich war. Es gab also keinen Grund, warum Étienne nicht in New Orleans leben konnte. Bis auf einen.
    „Wenn du in der Stadt bleibst“, warnte sie ihn, „werde ich dir das Leben zur Hölle machen.“
    Sein Lächeln ließ sie frösteln. „Und wie genau willst du das anstellen?“
    „Auf jede erdenkliche Art.“
    Zum ersten Mal betrachtete er ihr Kind. Sanft berührte er eine weiche Locke. „Ich werde ihr einen Namen geben müssen, oder?“
    „Ihr Name ist Clarissa, zu Ehren meiner Mutter. Sie wurde auf diesen Namen getauft!“
    Er sah wieder Aurore an. Sie wusste, dass Tränen in ihren Augen schimmerten, und sie hasste sich selbst dafür. Nichts flackerte in seinem Blick, und in dem Moment wusste sie, dass er nicht einmal dieses kleine Zugeständnis machen würde. „Wenn du mich bestrafst, Aurore, bestrafst du auch unsere Tochter.“
    Sie wusste, dass sie geschlagen war. Sie schloss die Augen, ohne ihr Kind noch einmal anzusehen. „Nimm sie, und sei verflucht!“
    Als sie die Augen wieder aufschlug, war das Zimmer verlassen.

18. KAPITEL
    I ch habe Sie nie getäuscht, Phillip. Ich habe nie behauptet, dass es leicht werden würde, sich diese Geschichte anzuhören.“
    Phillip antwortete nicht. Er packte seinen Notizblock und seinen Stift ein. Das Tonbandgerät hatte er schon abgebaut und das Kabel gesichert.
    Aurore wandte sich vom Fenster ab, vor dem sie gestanden und dem Regen zugesehen hatte, der bereits den ganzen Tag fiel. „Ich kann mir vorstellen, dass Sie die Dinge, die ich Ihnen bisher erzählt habe, mit gewissen Gefühlen betrachten.“
    „Ich bin nicht hier, um Gefühle zu haben. Ich bin hier, um die Fakten Ihres Lebens zu Papier zu bringen. Wenn das die Fakten sind, dann sind das eben die Fakten.“
    „Ich habe mein Kind weggegeben. Mein eigenes Kind. Ich habe es einem Mann gegeben, den zu hassen ich allen Grund hatte.“
    „Ja. Das haben Sie gesagt.“ Phillip stand auf. Er wusste nicht, was er sonst tun sollte. Er wollte nicht eine Sekunde länger in der Bibliothek bleiben. Das Feuer, das sanft die Kälte der Luft ersetzt hatte, schien auch die Luft zum Atmen geraubt zu haben. Er verspürte den Drang, seinen Hemdkragen zu öffnen. Er wollte die frische Februarluft einatmen, wollte still im Winterregen stehen und fühlen, wie er über sein Gesicht und seine Hände rann.
    Aurore wartete, bis er seine Sachen zusammengesucht hatte und zur Tür ging, ehe sie weitersprach. „Werden Sie morgen wiederkommen?“
    Er blieb stehen. Es war eigentlich keine Frage, ob er wiederkommen würde. Er würde diesen Auftrag zu Ende bringen; er hatte ihr schließlich sein Wort gegeben. Doch die Tatsache, dass sie fragte, zeigte deutlich die Schuldgefühle, mitdenen sie so lange gelebt hatte. Er war ihr Beichtvater, und sie suchte nach der Vergebung ihrer Sünden. Sie hatte dazu einen schwarzen Mann gewählt, weil sie ihr Verbrechen an einem schwarzen Kind verübt hatte.
    „Ich werde wiederkommen, wenn Sie es wünschen“, sagte er, ohne sich umzudrehen.
    „Es ist mein Wunsch.“
    Er erreichte die Tür, und Aurore ergriff wieder das Wort.
    „Phillip, ich hätte gern, dass Sie mit niemandem über das reden, was ich Ihnen erzählt habe. Nicht bis Sie alles gehört haben.“
    Er warf einen Blick über die Schulter. „Was ändert sich, wenn ich den Rest auch noch höre?“
    „Die Wahrheit ist immer mehr als die Summe der einzelnen Teile. Ich habe ein langes Leben gehabt. Beurteilen Sie mich nicht nach dem, was Sie heute gehört haben.“ Abwehrend hob sie die Hände, als er etwas

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