Bis zur letzten Luge
vom Kichern und dem Geflüster nichts mehr übrig. Nur die acht kleinen Statuen, die auf Belindas Fensterbrett trockneten, zeugten von der Stunde.
Belinda stemmte die Hände in die Hüften und blickte Phillip frech an. „Und? Mach schon, und sag es!“
„Sag was?“
„Was auch immer dir durch den Kopf geht.“
Was ging ihm gerade durch den Kopf? Er hatte nicht gewusst, dass Belinda auch nachmittags noch Unterricht gab. Sie hatte ihm nichts davon erzählt und ihn auch nicht um Rat gebeten. Sie hatte ihn nicht einmal gewarnt.
Belinda stand vor ihm, stolz und unbestreitbar überwältigend. Phillip war für einen Auftrag einmal nach Afrika gereist. Er hatte afrikanische Stammesoberhäupter interviewt, über fürchterliche Massaker an Stämmen berichtet, in winzigen Dörfern aus hölzernen Schüsseln gegessen und in Großstädten von silbernen Tellern. Er hatte sich nach dunkelhäutigen Frauen verzehrt, deren Schönheit einzigartig war. Doch er hatte nie das gefühlt, was er im Augenblick empfand.
„Was hat dich dazu gebracht, das hier zu tun?“, fragte er. „Das würdest du nicht verstehen.“
„Stell mich ruhig auf die Probe.“
„Du weißt nicht, wie es für diese Kinder ist. Du bist in der Schweiz aufs Internat gegangen, hast in Yale deinen Abschlussgemacht. Du schreibst über die Bürgerrechtsbewegung. Und manchmal verschließt dir tatsächlich jemand eine Tür, durch die du eigentlich schlendern wolltest. Aber du weißt nicht, wie es ist, irgendwo aufgewachsen zu sein, wo nichts, was du je tust, gut genug sein wird.“
„Bist du wütend auf mich, weil mein Leben anders verlaufen ist?“
Sie seufzte, und etwas von ihrer Spannung schien sich zu lösen. „Ich bin nicht wütend. Du willst die Wahrheit? Ich bin froh, dass es dir anders ergangen ist. Ich bin froh, dass es für andere anders sein kann. Ich will nur nicht, dass du mich auslachst, Phillip. Ich will nicht, dass du über das lachst, was ich hier zu tun versuche, denn das, was ich mache, ist wichtig. Diese Kinder haben ein Recht darauf, zu erfahren, wer sie sind. Solange sie keine Vergangenheit haben, haben sie auch keine Zukunft.“
Er erhob sich und ging zu Belinda. Der Stoff ihres Kleides war so zart wie Seide, und er genoss das Gefühl, als er mit den Fingerspitzen über ihre Arme strich. „Man sollte an den Schulen afrikanische Geschichte unterrichten. Du solltest das nicht hier, bei dir zu Hause, tun müssen. Doch ich bin froh, dass du es tust.“
Sie schüttelte den Kopf. „Glaubst du, es besteht die Chance, dass die Schulbehörde auf mich hören und mich den Unterricht dort machen lassen würde, wo er eigentlich stattfinden sollte? Letzte Woche habe ich noch Ärger bekommen, weil ich eine Jazzplatte aufgelegt habe, während die Kleinen geschlafen haben.“
„Du versuchst, die Welt zu ändern. Denkst du wirklich, dass irgendjemand, der zuständig ist, das gutheißen wird?“
„Dann findest du das hier nicht albern?“
Belinda schien in diesem Augenblick unglaublich verletzlich zu sein. Sie war eine sehr selbstsichere Frau, aber Phillip konnte sehen, wie viel seine Meinung, seine Anerkennungihr bedeuteten. „Das wäre das letzte Wort, das mir dazu einfallen würde.“ Er strich mit den Händen zu ihren Schultern und weiter zu ihrem Hals. Dann nahm er ihr Gesicht in seine Hände und küsste sie.
Stück für Stück entspannte sie sich. Belinda war fast dreißig und genauso unabhängig wie er selbst. Manchmal dachte er, dass es ein Wunder war, dass sie sich überhaupt gefunden hatten. Sie waren zwei Seelen, die nie damit gerechnet hatten, einen Seelenverwandten zu finden. Und doch lagen sie sich in diesem Moment in den Armen, und zwischen ihnen war weit mehr als nur das Versprechen körperlicher Erfüllung.
Er verstand die wahre Schönheit des afrikanischen Kleides, als es kurz darauf zu Boden glitt. Belinda war keine Frau, die sich auf die Arme nehmen und ins Bett tragen ließ. Sie führte ihn in ihr Schlafzimmer. Die Bewegungen ihres schlanken, anmutigen Körpers waren ein Versprechen der Lust und des Vergnügens, die sie gemeinsam erleben würden.
Der Sex, zwischen ihnen oft heiß und schnell, glich heute einer andächtigen Erforschung, der Huldigung jeder verführerischen Kurve, jedes straffen Muskels und der einzelnen Stufen der Lust, die ein Mann und eine Frau erreichen konnten, ehe sie im Rausch der Erfüllung zerbarsten.
Als er sie anschließend fest an sich geschmiegt hielt, dachte er über den Samen nach, der sich
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