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Bisduvergisst

Bisduvergisst

Titel: Bisduvergisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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liegt.«
    »Sie sagten, Ihre Tochter sei in Südamerika«, schaltete sich Nero wieder ein. »Hat sie vielleicht Guatemala bereist?«
    »Dort flog sie hin, um einen Journalisten zu treffen, der ihr zu weiteren Kontakten verhelfen wollte. Mittlerweile ist sie in Argentinien.«
    »Kann man sie telefonisch erreichen?« Nero sah Elizabeth Cohen fest in die Augen.
    »Kann man.« Sie kramte in ihrer Handtasche und förderte ein Adressbuch zutage. »Hier.« Ein rot lackierter Finger deutete auf eine Nummer. »Das Handy hat sie Tag und Nacht an.«
    Nero schrieb die Nummer ab und verließ den Besprechungsraum. Yoo Lim hockte hinter ihrem Schreibtisch.
    »Gib mir mal die Nummer von diesem Prepaid-Anschluss, der auf Julikas Handy-Liste steht«, sagte er. Er und Yoo Lim waren am Tag zuvor zum Du übergegangen.
    »Nichts tue ich lieber, als dich mit Infos zu versorgen«, spöttelte sie und reichte ihm ein Papier.
    Vorsicht, mahnte sich Nero. Vorsicht. Der erste Damm ist gebrochen. Ich will Kea. Aber vielleicht will Kea mich nicht.
    »Dieselbe Nummer!«, rief er. »Julika hat ihre Schwester Penelope angerufen. Zuletzt am Tag vor ihrem Tod. Muss sie ein Vermögen gekostet haben.«
    »Wenn Schwestern sich lieben«, juxte Yoo Lim.
    »Eben nicht.«
    »Was, eben nicht?«
    »Die Cohen sagt, die beiden hätten sich gehasst.«
    »Oh.«
    Nero betrachtete das schmale Gesicht seiner Kollegin. Die vor Tatendrang blitzenden schwarzen Augen.
    »Entweder«, lachte Yoo Lim, »hat die Cohen so gar keine Ahnung von ihren Töchtern, oder sie will nur das Bild aufrecht erhalten, dass die Schwestern nicht miteinander können.«
    Nero griff nach dem Telefon und wählte die guatemaltekische Nummer.

54
    Mom geht es nicht gut. Sie ist fahrig, vergesslich und chaotisch. Sie geht mir wirklich auf die Nerven. Ich kann ihr erzählen, was ich will: Sie kriegt nichts mit. Es ist, als würde ich alles in den Wind sprechen. Eins weiß ich: Wenn ich 18 bin, haue ich ab. Ich gehe wieder nach Amerika.
    …
    Ständig kommen Leute zu uns nach Hause. Dieser Affenschwanz, dieser Kirchler. Und seine blöde Frau, die mir immer Süßes mitbringt. Ich mag nichts Süßes. Ich mag salzige Sachen.
    Die Kirchlers hängen fast jeden Abend bei uns herum. Mom kümmert sich um die Bewerbungen für die Landshuter Hochzeit. Ich mache da nicht mit. Kommt nicht in Frage. Ich nicht.
    …
    Gestern waren wieder die Kirchlers da. Blödes Palaver über die Bewerbungen und das Hochzeitspaar für dieses Jahr. In der Nacht hat Mom im Schlaf geschrien. Sie hat ›Lisa, Lisa!‹ gerufen. Ich bin zu ihr ins Zimmer gerannt und habe sie an der Schulter angefasst, sie geschüttelt und gesagt, ›ich bin hier, ich bin hier‹. Aber sie hat nicht reagiert. Ihre Stirn war ganz heiß. Ich habe Angst gekriegt. Mom war noch nie krank. Nichts haut sie um. Wenn alle Grippe haben, dann kriegt Mom sie bestimmt nicht. Ich habe sie aber nicht wachbekommen. Sie hat irgendwas gemurmelt, sich umgedreht und weitergeschlafen.
    …
    Sie hat nicht mich gemeint. Irgendwie meint Mom nie mich. Ich habe ihr beim Frühstück gesagt, dass sie in der Nacht nach mir gerufen hat. Dass sie ›Lisa, Lisa‹ geschrien hat, als wäre sie in Panik. Aber sie hat nicht mich gemeint. Sie hat gesagt: ›Das hat nichts mit dir zu tun‹, und dann musste ich in die Schule.

     

55
    »Das ist nicht unsere Lisa«, sagte ich überzeugt.
    »Unsere! Hurra! Endlich fangen Sie an, mich als Ihren Partner zu sehen.«
    Ich schlug mit der Hand auf das aufgeschlagene Tagebuch. Nur die Hälfte der Seiten war gefüllt. Die meisten Leute, die mit einem Journal begannen, hörten bald wieder auf. »Dieses Tagebuch hat nicht Lisa Halbwachs geschrieben.«
    »Sowieso klar.« Kreuzkamp deutete auf die spärlichen Datumsangaben. »1973. Du liebe Zeit.«
    »Dann haben wir das Tagebuch von Irmas Tochter vor uns. Sie heißt Elizabeth. Irma hat sie als Kind Lisa genannt. Sie sagte mir mal, dass ihre Tochter diese Anrede nicht mochte, sondern auf der englischen Version bestand. Elizabeth.«
    »Julikas Mutter«, sagte Kreuzkamp.
    »Präzise Schlussfolgerung, Kollege.«
    Kreuzkamp hob den Kopf. »Da ist ein Auto vorgefahren.«
    »Vorgefahren, Ihro gräfliche Durchlaucht! Ich habe dem Butler Anweisung gegeben, unseren Gast zu empfangen«, witzelte ich.
    »Hören Sie?« Kreuzkamp legte den Kopf schief.
    Ich lauschte. Ein Motor wurde abgestellt.
    »Scheiße«, flüsterte ich. »Mein Alfa steht auf dem Präsentierteller.«
    »Wir hätten woanders parken

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