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Bisduvergisst

Bisduvergisst

Titel: Bisduvergisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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kam Kreuzkamps Stimme von oben. Ich sah zu dem Fenster hinauf, durch das er ins Haus eingedrungen war. »Sorry, aber unten ist alles verrammelt. Kommen Sie rauf. Ich helfe Ihnen.«
    Misstrauisch musterte ich das wacklige Rohr, an dem Kreuzkamp sich wie ein Äffchen hinaufgehangelt hatte.
    »In Sport hatte ich eine Vier.«
    »Wer interessiert sich schon für Schulnoten!«
    Die Tasche quer über die Schulter geschlungen, umklammerte ich halbherzig das kühle Metall. Der Anfang ging leicht. Ich konnte mich am unteren Fensterbrett abstützen. Dann suchten meine Füße Halt an den Dübeln in der Wand, die eigentlich die Dachrinne halten sollten. Ich spürte, wie sie unter meinen Schuhen nachgaben. Meine linke Hand erreichte das Sims, auf dem Kreuzkamp hockte und mir die Hand entgegenstreckte.
    »Bravissimo. Sie haben’s gleich!«
    Er zog mich zu sich hinüber und gemeinsam kippten wir durch das geöffnete Fenster ins Haus hinein. Wie ein Sack Müll. Irgendwas schepperte.
    »Nur das Fenstersims«, sagte Kreuzkamp cool. »Es ist runtergefallen. Kein Wunder, alles recht abgewrackt hier.«
    »Abgewrackt ist gar kein Ausdruck«, erwiderte ich.
    Was mochte Julika hier gesucht haben? Der Raum, in dem wir uns befanden, bestand nur aus stinkendem Parkett voller Löcher, Tapeten, die von den Wänden hingen, und Mäusedreck.
    »Schauen wir uns um!« Ich ging voran. Keinesfalls bekäme Kreuzkamp Gelegenheit, den Scout zu spielen, der die Dame durch den Dschungel geleitete.
    »Ein großes Haus. Vier Zimmer sind hier oben. Alle leer. Wollen wir versuchen, auf den Dachboden zu kommen?«, schlug er vor. »Unten geht’s nicht weiter.«
    Die schmale Treppe, die zur Dachbodenluke führte, erinnerte mich an eine Hühnerleiter.
    »Überall Vogelkacke«, sagte ich. Das Haus kam mir von Minute zu Minute widerwärtiger vor. Aber ich war Irmas Ghost. Ich wollte herausfinden, was Julika in diese erbärmliche Behausung getrieben hatte. »Kaum vorstellbar, dass Irma mal mit einem kleinen Kind hier gewohnt hat.«
    »Wenn ein Haus erst mal leer steht, kommt der Verfall schneller als gedacht.« Kreuzkamp turnte über die Stiege und rüttelte an der Luke, die von einem ebenfalls neu aussehenden Vorhängeschloss gesichert wurde.
    »Tut sich was?«
    »Sie ist abgeschlossen, aber kein Problem. Ich brauche nur etwas, womit ich sie aufstemmen kann.« Er ging zurück in eines der Zimmer. Irgendwie musste ich ihn bewundern. Er bewegte sich mit der Geschmeidigkeit einer Raubkatze. Nutzte vermutlich diese unerwartete Chance, mir seine Vorzüge vor bester Kulisse zu zeigen. Aber halt: In ›High Noon‹ hatte Gary Cooper die Hauptrolle gehabt. Ich lugte vorsichtig die breite Treppe ins Erdgeschoss hinunter.
    »Was ist eigentlich dort unten?«, fragte ich.
    »Keine Ahnung. Alles verrammelt«, hörte ich Kreuzkamps Stimme. Dann folgte ein Splittern. Er kam mit einem Fenstersims unter dem Arm auf mich zu. Der Scheitel war nicht mehr ganz so exakt wie sonst. Unter seinen Achseln breiteten sich Schweißflecken auf dem T-Shirt aus. »Vielleicht haben die Eigentümer angefangen zu renovieren.«
    »Wissen Sie, wem das Haus gehört?« Ich sah zu, wie er die Treppe hinaufturnte und das Fensterbrett wie ein Stemmeisen in die Fuge der Dachbodenluke drückte.
    »Nö. Aber ich kann mich erkundigen. Ich kenne jemanden beim Katasteramt.«
    Ich verdrehte die Augen. Irgendwo flatterte ein Vogel. Seit Monaten, wenn nicht Jahren mussten gefiederte Zweifüßler in diesem Haus ihre Nachkommenschar großgezogen haben. Keine schlechte Zuflucht, dachte ich. Ein lautes Krachen riss mich aus meinen Gedanken.
    »Kommen Sie!«, rief Kreuzkamp, und ich machte, dass ich hinterherkam.
    Der Dachboden war riesig, belegte ungeteilt den gesamten Grundriss des Gebäudes. In der Mitte, der einzigen Stelle, wo man aufrecht stehen konnte, waren Schränke aufgereiht.
    »Da hat einer seine Möbel entsorgt«, lachte Kreuzkamp. »Landhausstil, Büroschränke, billige Baumarktmöbel. Alles dabei.«
    »Wie ist Julika hier hereingekommen? Wenn sie hier war?«, fragte ich.
    »So wie wir.«
    »Aber sie hat hier nichts aufgebrochen, oder?«
    »Sie könnte das Vorhängeschloss angebracht haben.«
    »Wozu?«
    »Um etwas zu schützen?«
    »Aber was«, flüsterte ich. Wieder flatterte etwas. Unwillkürlich drehte ich mich um.
    »Das sind nur Vögel«, beruhigte Kreuzkamp. »Die Löcher im Dach sind die idealen Einflugschneisen.«
    »Einen Kampfjet habe ich auch nicht erwartet.«
    »Himmel, sind Sie immer so

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