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Bismarck 02

Bismarck 02

Titel: Bismarck 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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Konsequenzen anzuerkennen. Solange er die Regierung führt, habe ich nichts dawider, natürlich müssen wir handgreifliche Garantien haben. Freilich, wo die hernehmen?
    Da auf einmal – es war der 15. November – platzte die Depesche herein, Friedrich VII. von Dänemark sei gestorben. Seinen Nachfolger bestimmte die weiland Londoner Konferenz, die mit englischer Unverschämtheit und Unwissenheit deutsche Verhältnisse nach ihrem Belieben auslegte. Aber schon König Friedrich hatte an den Vertragsklauseln gerüttelt, jetzt schäumte ganz Dänemark ins Gebiß und verlangte Herstellung der damals beseitigten Gesamtkonstitution – zu deutsch: die endgültige Losreißung des deutschen Schleswig-Holstein von deutscher Gemeinschaft, die Dänisierung deutscher Lande.
    Als Otto diese Kunde aus Kopenhagen in Händen hielt, wurde sein Auge groß und starr und hellseherisch wie das eines Spoikekiekers der westfälischen Heide.
    »Was hast du?« fragte Johanna.
    »Hm, nichts ... oder alles. Ja, so wird es gehen.«
    »Was denn?«
    »Das kann ich dir nicht sagen. Schwierig, sehr schwierig, doch wenn Gott hilft, ist nichts unmöglich.«
    Ist meine Mission erfüllt, kann ein Atom mich fällen, sagte der Korse, denn alle Großen wissen, daß es nur einen allmächtigen Alliierten gibt. Schicksal, sagte der Korse, Gott, sagte der Deutsche.
    Die Schicksalsstunde schlug. Doch ihren ehernen Ton vernahm nur einer. Und der Gott der Deutschen lächelte von droben: Wohlauf, mein Auserwählter, die Stunde ist da!

Des Reiches Schmied
    »Kiekt mal den! Det is woll so'n Beamterich! Oder eener aus Posemuckel!« Verschiedene Straßenjungen zeigten mit den Fingern auf einige Herren, die in der Nähe des Schlosses den vom Manöver heimkehrenden König grüßen wollten. Kaum machten sie aber Miene, den Hut abzunehmen, als eine Rotte fuselduftiger Pennbrüder im Sturmschritt anrückte: »Haut ihm! Wer so'n jemeener Kerl is, dat er vor den Tyrannerich seinen Filz runterdut, dem treibt een rechtschaffener Volksmann den Hut in! Unterstehe dir! Hier in det freijeistige Berlin rejiert die feine Fortschrittspartei, un' wer uns nich zu Willen is, kriegt Keile.«
    Diese edlen Volksfreunde litten es nicht, sie konnten nicht mit ansehen, daß Leute sich anständig aufführen wollten. Ein besonders Erleuchteter gab dem zersprengten Häuflein, das seinem König die schuldige Achtung erweisen wollte, die Belehrung zur Wegzehrung mit: »So 'ne Jemeinheit! Unsere Brüder in Frankfurt a. O. sollen dir wohl beschämen, du Dummrian? 2000 Taler für Fisematenten beim Manöver hat die olle jute Stadt spendieren sollen, um diesenjenigten Verfassungsbrecher einzuladen. Is nich! Keinen Jroschen! So muß er nu jeden Morjen hin an de Oder un' jeden Abend retour nach Berlin, weil die jetreuen Frankfurter ihm eene Nase drehen, hehehe! Un' ihr faulen Köppe wollt hier Schmiere stehn für infamigte reakschonäre Jesinnung? Macht, dat ihr fortkommt zu eure Schlafmama, sonst setzt's Berliner Haue! Ei weih, au!«
    Die Eingeschüchterten verflüchtigten sich. Ein Herr, der dies widerliche Treiben beobachtete, stieß mit einem General zusammen, der durch eine Querstraße von der Leipziger Straße in großer Uniform herkam. »Ah, Herr v. Bernhardi, Sie hier?« Theodor v. Bernhardi, ein bekannter Gelehrter, Hofmann und Politiker, der sich besonders mit militärischer Theorie befaßte und auch hierin als förmlicher Friedrichstheologe, d. h. Anschwärmer Friedrichs des Großen und Herabsetzer Napoleons, einem übertriebenen Borussentum huldigte, schüttelte dem Kriegsminister Roon die Hand.
    »Kommen Sie von Ihrem Ministerium oder von der Redebude am Dönhofsplatz?«
    »Von letzterer. Virchow war heute wieder groß. Ich bewundere Bismarcks ungetrübte Schnuppigkeit gegenüber so verdrehter Anmaßung. Er tut mir in der Seele leid, das Zeug anhören zu müssen, er, der den Kopf so voll hat mit auswärtigen Schwierigkeiten.«
    »Nicht wahr, Napoleons Thronrede macht ihm Schmerzen? Einen Kongreß berufen, wo er als Schiedsrichter Europas alle schwebenden Verwicklungen lösen will! Wenn sich Bismarck nur ausbedingt, daß das Schleswig-Holsteiner Problem als reindeutsche interne Sache dort nicht verhandelt wird!«
    »Oho, er sagt, es werde nie zu solchem Kongreß kommen, wir würden ihn nicht beschicken, Österreich auch nicht.«
    »Geffcken ist anders unterrichtet.«
    »Wer ist Geffcken!« stieß Roon verächtlich hervor. »Ein Hintertreppendiplomat bei Kronprinzens! Was hat der wieder zu

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