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Bismarck 02

Bismarck 02

Titel: Bismarck 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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Londoner Protokolls nach Paris, um des Kaisers Wunsch zu erfüllen.« Weiter wollte er ja nichts, hochbefriedigt ging Fleury von dannen. Den Teufel spürt das Völkchen nie, und wenn er sie beim Kragen hätte.
    *
    Herzog Friedrich von Holstein-Augustenburg, Sohn und Erbe des früheren Verzichtleisters, vertrat zwar persönlich vor dem preußischen Staatsmann seine Ansprüche, erweckte aber keine Gegenliebe, höflich, aber bestimmt lehnte letzterer jedes Versprechen für künftige Gestaltung der Dinge ab. Die Weltlage gebiete andere Kombinationen. Obschon der Herzog nachher brieflich in Abrede stellte, einem Abgeordneten anvertraut zu haben, Herr v. Bismarck sei sein Feind, schied er jedenfalls von ihm mit unfreundlichen Gefühlen. Da er sich hinter den Kronprinzen steckte und die regierenden Damen eine sentimentale Bemutterung für einen Fürsten ohne Land sich nicht entgehen ließen, so erwuchs für Otto hier ein neues Hindernis. Der Kronprinzessin ergab sich dabei ein peinliches Dilemma, insofern von England her eine andere sentimentale Gefühlspolitik das Recht der edlen Danske feierte, so viel Deutsche zu quälen als sie wollten. Bei der ungeheueren Unwissenheit der Briten in allen kontinentalen Dingen hatte das Inselvolk einen höchst nebelhaften Begriff davon, daß die Inseldänen mit seltener Unverschämtheit die Festlanddeutschen der Halbinsel knechteten und ihrer großen deutschen Kultur und Sprache entkleiden wollten, zugunsten eines minderwertigen Nebenzweiges germanischer Sprache und Gesittung. Die nämliche Unwissenheit erinnerte sich auch nicht, daß die Schleswig-Holsteiner selber jene Angelsachsen waren, von denen abzustammen die englischredende Menschheit sich rühmt. Die englische Presse, loyal entzückt von der dänischen Prinzessin Alexandra von Wales, ihrer künftigen Königin, schwadronierte von schnöder Gewalttat wider ein kleines Seekönigsvolk, das zwei habgierige deutsche Raubstaaten ohne jeden ersichtlichen Grund seines Eigentums berauben wollten. Dieselbe halb kindische, halb nichtsnutzige Presse hielt natürlich auch den Elsaß für altfranzösisches Gebiet. Großbritannien und Rußland, die sich vom kleinen England über alle Küsten und von Wolga zu Düna, Weichsel, Dnjepr, Pruth, Finnland und Krim ausdehnten. Räuber ohne Ende, konnten sich bald über deutsche Ländergier entrüsten. Unlauteren Wettbewerb! Der Dieb schreit: haltet den Dieb! –
    Staatsratssitzung im Dezember. Otto war in vollem Zuge, Licht zu verbreiten: »Am 29. September hat England unerbeten und unerwünscht Vermittlung angeboten, und Sir Malet reichte die Note des Earl Russel am 1. Oktober ein, als der Bund schon Exekution gegen Dänemark beschloß. Am 23. mußte Malet nach London notifizieren, daß der Bund jede Vermittelung in rein deutschen Affären ablehne und keinerlei Einmischung des Auslandes gestatte. So weit gut. England perfide wie immer, der Bund ausnahmsweise einmütig und mutig. Daß aber Herzog Friedrich von Augustenburg sich als rechtmäßiger Erbe gegen dänische Usurpation proklamiert, war mindestens verfrüht. Noch sind wir an den Londoner Traktat gebunden wie Österreich. Wenn der Bund ihn damals nicht sanktionierte, so ist das seine Sache. Die zwei deutschen Großmächte stehen zu ihrem Sonderabkommen und ihnen allein steht Exekution zu. Dänemark brach den Vertrag, das werden wir redressieren. Doch wenn wir die Augustenburger Sache zu unserer eigenen machten, so würden auch Dänemark und die anderen Signatarmächte vom Vertrage entbunden sein, wir würden uns ins Unrecht setzen. Das habe ich unserer törichten Kammer vorgehalten, als sie den Majoritätsbeschluß zugunsten des Herzogs Friedrich faßte.«
    »Das ist's ja eben«, warf der König ein. »Die ganze deutsche Nation ist für den Herzog, und jetzt thront er nächstens schon mit 12 000 Sachsen und Hannoveranern in Kiel. Ihn dort zu delogieren, hieße unsere Popularität aufs Spiel setzen, soviel davon noch übrig ist und die wir in letzter Zeit nach Ablehnung des Fürstentages so sauer zurückgewannen.«
    »Die Popularität in Deutschland ist noch wertloser als die in Preußen. Sie besteht in Zeitungsartikeln und Kammerreden, nicht ein einziges Gewehr knallt dahinter. Der große Haufe folgt der Gewalt und dem Erfolg, findet sich leicht in ein verhaßtes Müssen. Und diesmal wird sich die Nationalstimmung zu uns bekehren. Denn der Bund weigert sich ja, seine Exekution aus Holstein auch auf Schleswig auszudehnen, er habe dort keine

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