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Bismarck 02

Bismarck 02

Titel: Bismarck 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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nur ein bedeutender, sondern ein braver Mann sind. Ich scheide von Ihnen mit gesteigerter Achtung. Aber mich persönlich, wie immer die Würfel sonst fallen mögen und wir als Feinde uns gegenüberstehen, sollen Sie sich nie zu beklagen haben.« –
    Mit der Ahnungsfähigkeit der Genialen und der Frauen schaute Otto, daß dies Versprechen sich noch mal bewähren werde in schicksalsschwerer Stunde ... einer solchen hinter den Kulissen, von der die Welt nichts weiß.
    Und auch Rechberg honorierte endlich doch den bewußten geheimen Vertrauenswechsel. Die Zögerung und dann Weigerung der Mittelstaaten, das dualistische Prinzip aufzugeben und nach Preußens Austritt sich willenlos mit Österreich zu verbünden, wobei noch die Rheinbundgelüste besonders in Hessen-Darmstadt in Frage kamen, brachten in Wien einen Umschwung.
    »Was denken sich die Leute?« grollte Rechberg. »Wir können uns mit meinem alten Freunde Bismarck viel leichter verständigen als sie.«
    Der biedere Anton Prokesch v. Osten, eigentlich Militär und jetzt wieder zu hohem Posten in der Armee berufen, warnte freilich: »Sie unterschätzen diesen Mann. Er hat den Bund herabgewürdigt und zugrundegerichtet in der öffentlichen Meinung und kein Mittel verschmäht, uns lahmzulegen. Der ist klar wie ein Macchiavelli und aalglatt ohne Skrupel. Wie hat er die Presse benutzt, um uns in die Schuhe zu schieben, was er selber angerichtet!«
    Rechberg brummte etwas Unverständliches und unterdrückte nicht ein boshaftes Lächeln. Entwarf Prokesch da nicht eine schnurrige ... Selbstcharakteristik? Es stimmte ja, daß dem Preußen jede Halbheit fremd war und er immer aufs Ganze ging, aber Rechberg wußte nur zu gut, welchen Kleinkrieg mit tausend Hinterhalten und Fallen die Vertreter Österreichs geführt. »Ich kam doch leidlich mit ihm aus«, warf er gelassen hin.
    »Sie? Sie standen ja nicht mal mit ihm auf gutem Fuß gesellschaftlich, was meine Selbstverleugung doch fertig brachte. Sie und Thun hat er noch mehr gehänselt und provoziert.«
    Rechberg, dem Empfindlichen, stieg die Zornröte ins Gesicht. »Ich muß bitten, solche Unterstellung zu unterlassen. Weder Thun, mit dem er übrigens von Haus zu Haus familiär verkehrte, noch meine Wenigkeit lassen sich hänseln. Sie sind voreingenommen. Hätte der Mann eine gediegene diplomatische Erziehung, so wäre er ein bedeutender Staatsmann. Sein Feuer und hochstrebender Mut hatten meine volle Achtung.«
    »Ach, er ist ja immer unfähig, die Person von der Sache zu trennen!« wehklagte Prokesch in Erinnerung an so viele eigene Blamagen. »Einen Engel ohne preußische Kokarde schmisse er zum Fenster hinaus, und dem Teufel würde er biderb die Hand drücken, wenn der ihm eine fette Annexion für Preußen verspräche. Uns bleibt er feindselig gesinnt, verlassen Sie sich darauf, er ist ganz abgeschlossen in seiner Überzeugung von Preußens Beruf. Das ist eine fixe Idee, die jede Vorsicht überwältigt. Sollten Sie für möglich halten, daß er sogar mir anvertraute, Preußens Vorherrschaft in Deutschland sei unerläßlich?«
    »Nun ja, mit solchen Träumereien fiel er auch mir lästig, doch wer nimmt das ernst! Er doch selber nicht. Praktischer Sinn ist ihm leider versagt, er steckt voll von Vorurteilen als Parteimann. Aber –«
    »Ich behaupte nicht, daß er den Umguß in neue Form vollziehen könnte, dazu fehlt ihm das Talent und Preußen die Macht. Fähig aber ist er zu allem für seinen Einheitsfetisch, er riefe sogar die Revolution.«
    »Ja, der schreckliche Mensch würde dafür den Staatsfrack ausziehen und selbst auf Barrikade treten«, lachte Rechberg halb humoristisch.
    »Er kennt nur das preußische Interesse.«
    »Und wir nur das österreichische.« Rechberg lehnte sich zurück und schloß die Augen. Er sah eine gewisse Depeschenszene vor sich. Das entschied bei ihm. »Jedenfalls ist er ein Mann von Ehre. Das weiß ich. Mit solchen Leuten darf man ein ehrliches Spiel wagen. Momentan gilt es, die Kleinstaaten zu strafen, und wir können ganz wohl ein Stück Weges Hand in Hand mit Preußen gehen!«
    Nicht er war eigentlich Ministerpräsident, sondern ein obskurer Bureaukrat Schmerling. Doch als Minister des Auswärtigen hatte er den Rang, wenn nicht den Titel.
    Plötzlich wurde sein Verkehr mit Berlin durch den zuverlässigen Karolyi äußerst freundlich, fast herzlich. Otto sann nach. Auf die Dauer hält's schwerlich, doch Rechberg scheint zur Einsicht zu kommen und das dualistische Prinzip in allen

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