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Bismarck 02

Bismarck 02

Titel: Bismarck 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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endlich wird die Schmach von Olmütz gesühnt!« Betroffen hielt er inne. Manteuffel benahm sich mit Selbstbeherrschung, erhob sich und machte Bleibtreu mit einem vorübergehenden Herrn bekannt, worauf er sich liebenswürdig empfahl. Er wußte recht gut, daß der Künstler einst in Düsseldorf getobt hatte, Manteuffel müsse als Landesverräter auf den Sandhaufen, und daß der dortige Polizeidirektor die Denunzierung glatt niederschlug, weil er als preußischer Offizier diese Denkart teilte. Wie hatten sich die Zeiten geändert! Bitter dachte Manteuffel: was solch ein ungeschliffener Patron, solch überspannter Malermeister von unsereins sich denkt! Otto der Andre wird's noch spüren, wie man ihn zu Falle bringt, auf ihn schimpft man noch ärger als je auf mich.
    Fanny Lewald zitierte die Wutschreie ihres Rassengenossen L. Simon in der Paulskirche, wie Deutschland vor dem kleinen Dänemark in den Staub getreten werde. Auerbach wiederholte die Phrasen der Frankfurter Pfingstweide, Preußen und die von ihm terrorisierte Nationalversammlung hätten sich an Freiheit und Ehre versündigt. Man gedachte der Beschimpfung, unter der die Nation ihr Haupt beugte, des lächerlichen Übermuts der Inseldänen, die sogar Hamburger Zeitungen das freie Wort verboten und jede Meinung knebelten, dafür aber das Ausland mit verlogenen Fälschungsartikeln überschwemmten, so daß man dort die schamlosesten Rechtsverdrehungen für das gute Recht eines heldenhalften Kleinstaates gegen Neutralitätsbruch und räuberischen Überfall hielt. Dabei hatten die Dänen sich damals miserabel geschlagen sowohl gegen die Holsteiner Freischaren als gegen Wrangels Regimenter. »Preußenhunde bellen, doch beißen nicht, hat die Bande gehöhnt. Vier Preußen gegen einen Dänen sei schon dänische Übermacht! Da soll man nicht rasend werden.«
    »Und da soll man nicht freudig werden, daß der starke Bismarck den alten Schimpf tilgt!« ergänzte Bleibtreu mit lauter Stimme und verabschiedete sich. Einige tippten mit dem Finger an die Stirn, und Adolf Stahr begütigte seufzend: »Unser guter Bleibtreu ist auf diesen Punkt unzurechnungsfähig.« Beitzke rannte ihm nach und holte ihn auf der Straße ein. »Verehrter alter, Freund, Sie nehmen vorweg, worum ich Sie im Namen der Partei um Auskunft bitten wollte. Man ist bei Dunckers erstaunt, in anderen Kreisen außer sich: Sie sollen geradeso wie der schändliche Lassalle sich äußerst anerkennend über den verruchten Bismarck geäußert haben.«
    »Das ist der rechte Mann zur rechten Stunde, habe ich gesagt. Mein Freund Lassalle und mein Freund Maßmann, der greise Turnvater, sagen das gleiche.« Beitzke trauerte, daß sogar ein verhätscheltes Schoßkind der Fortschrittler zum Feinde überlief. So bildete sich eine heimliche geistige Leibgarde für den einsamen Ringer.
    *
    Düster starrte Otto vor sich hin und zerknüllte eine Depesche in der Hand. Sie kam von Fürst Metternich, dem österreichischen Botschafter in Paris. Er hatte schon früher alarmiert und vor den Umtrieben Napoleons gewarnt, der sich den Sachsen Beust als Handlanger dingte. Dieser sollte sofort die Thronerhöhung des Augustenburgers vorschlagen, worauf Napoleon a tempo einschlagen und seinen Willen bekunden sollte. Diesen Vortritt ihm zu überlassen wäre ein falscher Schritt. Ich muß ihm zuvorkommen, werde also im Staatsrat erklären, jetzt sei die große Stunde da, um das wahre Endziel meiner Politik zu entlarven, d. h. den gottgesalbten Augustenburger zum Großherzog auszurufen. Meine Kollegen werden dazu Gesichter schneiden, die ich nicht gern photographiert sehen möchte. In London werde ich notifizieren, daß alle Bundesstaaten die Gründung eines neuen Holsteiner Staates wünschen.
    Beides geschehen am 24., 28. Mai. Am ersten Junitag aber erschien bei ihm in seiner Wohnung der Prätendent selber. Otto sah auf die Uhr im Billardzimmer, wo er ziemlich unzeremoniös den Lästigen empfing; die neunte Abendstunde brach an, als Herzog Friedrich seinen Standpunkt wie sein eigener Erzkanzler vertrat. Der preußische Staatsmann verbreitete sofort eine gewisse Kühle, die den von Gottesgnadenrecht durchdrungenen Erbprinzen peinlich berührte und heimlich aufbrachte.
    »Die Konstituierung meiner Stammlande als selbständiger Bundesstaat unter meiner Souveränität dürfte ja selbst wohl allseitig beschlossene Sache sein.«
    »Eure Hoheit greifen etwas vor. Ob ich Vertretung Ihrer Kandidatur empfehlen kann, dürfte vielmehr vom Ergebnis

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