Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bismarck 02

Bismarck 02

Titel: Bismarck 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
Vom Netzwerk:
dieser Unterredung abhängen.«
    »Ich weiß, wohin Sie steuern. Indessen –«
    »Seine königliche Hoheit der Kronprinz sind überzeugt, daß Eure Hoheit auf höchstdessen Bedingungen eingehen werden, die er am 26. Februar in einer vortrefflichen Denkschrift entwarf.«
    »Ich weiß nicht recht – der Kronprinz mißverstand vielleicht.« Der Herzog wurde sehr unruhig.
    »Das will ich nicht hoffen«, versetzte Otto in fast strengem Ton bei aller Höflichkeit der Formen. »Eure Hoheit haben gewiß die Gnade gehabt, die einzelnen Punkte zu prüfen: Militärkonvention, Freihaltung Kiels als Hafen für unsere Marine, Anlage von Grenzbefestigungen, Bau eines Nordostseekanals. Auf letzteres lege ich Gewicht aus strategischen Gründen der Küstenverteidigung und Einbeziehung Hamburgs in unsere Sphäre.«
    »Das wird den Hamburger Senat ebenso begeistern wie mich!« betonte der Herzog bissig. »Nach alledem bleibt von meiner Unabhängigkeit nichts mehr übrig. Die holsteinischen Stände würden mich schön anschauen, wenn ich von ihnen Ratifikation solcher Klauseln verlangte.«
    »Sie sind wohl froh genug, vom dänischen Joch befreit zu sein, um nicht an Vorsichtsmaßregeln Anstoß zu nehmen, die nur den Schutz unserer deutschen Nordgrenze bezwecken.«
    »Vor den Dänen? Es sieht beinah so aus, als wollten Sie sich gegen mich selber schützen.« Otto verneinte mit keiner Silbe. »Militärkonvention – die Holsteiner werden preußisches Militärsystem ablehnen. Ihre mit Koburg geschlossene ist in manchen Punkten zu weitgehend. Überhaupt sollte man lieber mein Herz gewinnen, statt mich zu binden.« Er verbreitete sich endlos über alle streitigen Punkte. Es schlug zehn und wurde noch später. Otto erwiderte fast nichts. »Wahrlich, man hätte mein Land von seiten des Bundestages wohl unter minder lästigen Abmachungen und Zumutungen befreit. Ganz besonders mißfällt mir die Landabtretung für Anlage von Festungswerken. Das ist so dehnbar, daß wohl gar eine ganze Quadratmeile daraus werden könnte. Dagegen lehne ich mich entschieden auf, meine Stände würden es mir verübeln.« Wenn er dachte, Otto werde mit ihm um eine armselige Meile schachern, so irrte er. Schweigend hörte dieser zu. Sein Besucher perorierte immer noch, nachdem es längst elf schlug. Es wurde immer nächtlicher, die Kerzen im Armleuchter des Ministertisches brannten herab. Zuletzt geriet der Fürst-ohn'-Land in gelinden Zorn: »Habe ich die Preußen gerufen? Für mich wäre es besser, wenn sie sich gar nicht einmischten.«
    Otto stand ruhig auf. »Es geht auf Mitternacht, Durchlaucht . Wir brechen am besten diese fruchtlose Unterredung ab, die Erwartung Seiner königlichen Hoheit, Eure Durchlaucht würden bereitwillig auf unsere Bedingungen eingehen, war also irrig.«
    »Adieu. Wir sehen uns wohl noch.« Es schlug Mitternacht ... auch für ihn und sein Hoffen. – –

»Die Konferenz in London möchte wohl unsere Erfolge beschneiden«, sprach sich der König unmutig aus, so sehr ihm seine Familie mit englischen Warnungen in den Ohren lag.
    »Mit den beliebten diplomatischen Scheren, die so gern Scheren der Parzen sein möchten am Webstuhl der Geschichte. Doch wir werden den teuren Scherenschleifern selber den Boden unter den Füßen wegschneiden.« Am 15. Mai erklärte eine Note Ottos, der weilend Londoner Vertrag sei schon längst ungültig geworden durch das Vorgehen der Dänen, und wenn er bisher davon schwieg, geschah es, um die Empfindlichkeit anderer Signaturmächte zu schonen. Im übrigen bestehe er auf vollständiger Unabhängigkeit der Herzogtümer. Da die Dänen sich stocktaub stellten, von den zu andächtig ins Ohr gesogenen Ermunterungen Englands betäubt, verlangte er sofort unerbittlich vollständige Trennung. Die Ereignisse rollten weiter.
    »Prinz Friedrich Karl hält Wegnahme von Alsen für möglich, Goeben, auf den ich große Stücke halte, ist auch dafür. General Moltke hat sogar Pläne ausgearbeitet für Eroberung von Kopenhagen. Wir werden bald fertig werden, die Armee bricht Eisen, so hoch wuchs ihr stolzer Mut.« Der König ging elastischen Schrittes in seinem Salon in Babelsberg auf und ab.
    »Um so besser!« Auch Otto strahlte von Freude und Zuversicht. »Bedingungslose Abtretung von Schleswig, Holstein und Lauenburg wird diesem übermütigen Kleinstaat bald abgezwungen werden.«
    »Aber an wen?«
    »Natürlich an die Verbündeten gemeinsam. Das Weitere wird sich finden, haben Eure Majestät den General v. Blumenthal,

Weitere Kostenlose Bücher