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Bismarck 02

Bismarck 02

Titel: Bismarck 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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Stabschef Seiner Hoheit, über die allgemeinen theoretischen Ergebnisse des Feldzugs Vortrag halten lassen? Ich nenne diesen Herrn, weil er der Hauptvertreter des Generalstabs im Felde ist, länger dabei als General Moltke.«
    »Was interessiert Sie denn so dabei?«
    »Daß unsere Leute besser marschieren und modernere Taktik der Schützenschwärme pflegen, weiß ich, doch ich staune, daß kein Bericht besonderes Gewicht auf unsere neue Waffe des Hinterladers legt.«
    »Sie hat sich bei Gefechten in Jütland furchtbar bewährt, beim Sturm auf die Düppeler Schanzen war wohl nicht recht Raum dafür. Die Österreicher haben wohl nichts davon gesehen, ihre Berichte schweigen fast ganz darüber.«
    »Das ist es eben, was ich begrüße,« fiel Otto lebhaft ein. »Mir scheint sehr unnötig, daß sie sich unterrichten. Man sollte unserer Presse verbieten, von besonderer Wirkung des Zündnadelgewehres etwas drucken zu lassen.«
    »Aber das bleibt doch nicht verborgen. Seit Roon die Neubewaffnung durchsetzte, seit der Erfinder Dreyse sein erstes Modell sandte, wußten doch Fachkreise davon, und nun erst –!«
    »Solange nicht großer Tamtam geschlagen wird, glaubt doch niemand daran. Wenn nicht die Wiener Presse Wind davon bekommt und Lärm schlägt, werden die k. k. Militärkommissionen ihren Vorderlader behalten bis zum Jüngsten Gericht.«
    Der König lächelte. »Ich glaube sogar, ich las in einem österreichischen Rapport, das neue preußische Gewehr sei ein Fiasko, man habe überflüssigerweise so viel Geld dafür ausgegeben.«
    »Das hört der Wiener Hofkriegsrat gern, der kein überflüssiges Geld hat.« Otto freute sich herzlich. »Ja, man wird wohl gar ein Interesse daran haben, über den Hinterlader zur Tagesordnung überzugehen. Und in Bataillonskolonnen fechten sie immer noch wie bei Solferino. Famos!«
    »Aber was erfreut Sie denn so an den Defekten unserer Waffenbrüder?« frug der König arglos.
    »O, 's ist nur so ein akademisches Interesse.« Otto nahm sich zusammen und lenkte rasch ein: »Wenn Alsen fiele, wäre der Krieg erledigt.«
    Es fiel in einer Sommernacht, voller konnte der altpreußische Waffenruhm nicht erneuert werden. Zwei Mitspieler erkannten sogleich die hohe Bedeutung dieses kleinen Krieges, den man sonst vielleicht bald vergessen und übersehen möchte, der aber als Probe für die Leistungsfähigkeit das Preußenheer mit einer Zuversicht erfüllte, die es für größere Kämpfe vielleicht bald brauchte. So dachten Otto und Friedrich Karl. Als später die siegreichen Truppen in Berlin einzogen, schien selbst der Oberbürgermeister Seidel so weit bekehrt, daß er in seiner Ansprache auf Annexion hindeutete, was früher in Fortschrittskreisen ein verpöntes Wort war. Doch bis zu diesem Einzug und bis zum Frieden war es noch weit. Mit dem Sonderfürstentum des Augustenburgers und dessen geheimen Hintergedanken war Otto fertig. Unbestimmter Hinweis auf Pflege guter Beziehungen »zu derjenigen Macht, welche auch in Zukunft die nächste und wirksamste Stütze gegen Dänemark sein wird«, täuschte nicht darüber, daß der Erbprinz die preußischen Forderungen möglichst zu umgehen trachten werde. Selbst der Kronprinz mußte dies erkennen und ihn teilweise fallen lassen.
    »Dem Küchlein, das wir ausgebrütet, können wir auch den Hals umdrehen,« äußerte Otto unverfroren und berief sich auf Kronjuristen, die ein Besitzrecht des Königs Christian auf einmal anerkannten, sobald dieser es nämlich an Preußen und Österreich abtrat. Auch die frühere Verzichtleistung seines Vaters auf die Erbansprüche, möge sie auch durch finanzielle Aushungerung von ihm erpreßt sein, binde formal den Erbprinzen. König Wilhelms rechtlicher Sinn widerstand jedoch dieser Auslegung noch immer. Er reiste im Juni mit seinem Minister nach Karlsbad zur Begegnung mit Kaiser Franz Josef. In Zwickau auf dem Perron stand schon erwartend der alte Katzbalger Rechberg und machte Ottos Coupé bis Karlsbad schwül mit politischer Stickluft. »Wie ich höre, hat der Empereur telegraphisch zu Düppel beim König gratuliert. Sie sind wohl mit ihm ein Herz und eine Seele?«
    »Mit Rußland auch und hoffentlich erst recht mit Österreich. Apropos von Paris, das gepriesene Deutschgefühl von Durchlaucht Augustenburg sitzt so tief, daß er dort flehte, man möge sich für ihn verwenden, er lege sein Schicksal in Frankreichs Hände.«
    »Hm! Sehr ... unvorsichtig«, brummte Rechberg. Er hätte natürlich lieber gesehen, wenn der

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