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Bismarck 02

Bismarck 02

Titel: Bismarck 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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mein Teil wünschte«, gestand Rechberg mißmutig. »Jedenfalls wirken wir nach der einzig zulässigen Richtung, daß Schleswig an Preußen, Holstein an Österreich abgetreten wird.«
    »Eine ungleiche Verteilung!« warf König Wilhelm ein. »Kiel z. B. ist für uns wichtiger als Schleswig.«
    »Nun, es braucht ja auch nicht dabei zu bleiben«, lenkte Rechberg ein. »Ich glaube, hier ist jene Offenheit am Platze, die Herr v. Bismarck so meisterlich handhabt. Bei einer großen europäischen Verwicklung würden wir vereint Napoleon gegenüberstehen, und dann ergeben sich Gelegenheiten, um einen Austausch zu bewerkstelligen. Ich denke, Sie könnten uns dafür Venetien garantieren.«
    »Das täten wir dann ohnehin,« versicherte Otto, »nur gehört als Grundlage dazu, daß Sie jetzt Preußen dankbar verpflichten.« Er wandte sich eindringlich an den Kaiser: »Geschichtlich sind wir zu Gemeinsamkeit unserer Politik berufen, halten beide Dynastien fest zueinander, so kann uns Verfügung über Deutschland nicht entgehen. Einigkeit ist für uns das beste Geschäft mit Gewinnaussicht.«
    »Das leugne ich nicht,« unterbrach ihn der Kaiser, »dann müssen wir aber gegenseitig uns fördern, nicht nur in deutschen Fragen.«
    »Ganz gewiß, Majestät, es muß europäische Bedeutung haben. Nehmen wir z. B. den Fall, daß wir eine gemeinsame Erwerbung in Italien gemacht hätten, z. B. die Lombardei zurückerobert, dann würden wir sicher nicht die Wünsche unseres Verbündeten beeinträchtigen und auch kein Äquivalent heischen, wenn keins zurzeit verfügbar wäre.«
    »Die Anwendung auf den vorliegenden Fall,« fiel Rechberg ein, »ist ja leicht erkennbar. Aber ich sehe nicht ein, wieso ein Äquivalent nicht zu Gebote stände. Wie wir schon zu erörtern die Ehre hatten, wäre ein solche z. B. die Grafschaft Glatz.«
    »Niemals!« rief der König mit schlecht verhehlter Entrüstung. »Altpreußisches Gebiet werden wir niemals opfern. Übrigens protestieren selbst die in Glatz angesessenen Österreicher gegen solche Abtretung, da leider dies Angebot in der Presse ruchbar wurde.«
    »Kurzum,« nahm Otto den Faden wieder auf, »sollte sich nicht Wohlwollen für Preußen empfehlen, das so durch Bande der Dankbarkeit an Österreich gekettet wurde? Was ist Ihnen denn wichtiger, das Los dieser fernliegenden Lande an Elbe und Eider oder Ihre europäischen Beziehungen zu Preußen? Ich denke, die letzteren. Gibt das nicht den Maßstab der Zweckmäßigkeit? Mich däucht, die enge Freundschaft der zwei deutschen Großstaaten könnte uns noch andere gegenseitige Vorteile verschaffen. Dies ist noch kein Abschluß der gedeihlichen Entwicklung und die Akten sind noch nicht geschlossen, wer dabei am besten fahren wird. Diesmal liegt das Objekt in der alleräußersten Entfernung von Österreichs Sphäre, doch das nächste Mal könnte es recht sehr nahe liegen. Freigebige Gefälligkeit gegen Preußen könnte für Sie die reichsten Zinsen tragen.«
    Der Kaiser Franz Josef hörte gespannt zu, ersichtlich ging die klare Beweisführung nicht spurlos an ihm vorüber. »Sehen Sie, mein lieber Minister, Schleswig-Holstein zusammen ist doch ein großer Gewinn. Unsere guten Wiener werden ungehalten sein, wenn wir von unseren eigenen Opfern gar nichts heimbringen. Man kennt ja das Sprichwort: Travailler pour le roi de Prusse , Pardon, daß ich es andeute!« Er verbeugte sich leicht vor dem König, »Jedoch, was Herr v. Bismarck sagt, stellt ein festes, stetes Bündnis in Aussicht, und da könnte man ja wohl etwas zedieren, wenn wir unsererseits auf Erfüllung ähnlicher Wünsche bauen können.« Rechberg räusperte sich ungeduldig, als wolle er andeuten: Zu früh! Der Kaiser fuhr jedoch fort: »Ich möchte also zunächst Diskussion darüber eröffnen, ob Preußen diese Provinzen sich einverleiben will. Oder sind Sie zufrieden mit gewissen Rechten, wir wollen mal sagen: Vormundschaftsrechten?«
    Er sah den König an, doch dieser schwieg. Otto stellte sogleich die Frage: »Euer Kaiserl. Majestät gewähren mir die gewünschte Gelegenheit, nach dem Willen meines allergnädigsten Herrn zu forschen, der mir bisher unbekannt blieb.«
    Der König vermied bisher jede schriftliche oder mündliche Definition seiner Absicht. Sich so die Pistole auf die Brust gesetzt zu sehen, setzte ihn in Verlegenheit. Nach einigem Zögern äußerte er: »Genau genommen habe ich kein Recht auf die Herzogtümer und kann keinen Erbanspruch darauf erheben.«
    Aha, die königlichen Damen

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