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Bismarck 02

Bismarck 02

Titel: Bismarck 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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Flottenfrage, da er außerordentlichen Kredit für die Marine und den Kieler Hafen benötigte. Mit gutmütigem Spott hoffte er, den Liberalen »eine rechte Freude mit dieser Vorlage zu machen«, sah aber zu seinem Erstaunen den Geist des Auktionators Hannibal Fischer im Sitzungssaale erscheinen. Die so heißbegehrte Flotte schien den Unentwegten viel zu teuer erkauft durch irgendein Zugeständnis an den Verhaßten. Mit einem gewissen grimmigen Behagen stellte dieser fest, daß auch in einer großdeutschen Frage nur impotente Negation das Wort führe. Damit werde man aber dem König das Zepter nicht aus der Hand winden. Er forderte spöttisch die Opposition heraus, sich doch offen zu äußern, das Volk habe ein Recht zu erfahren, was seine weise Vertretung denke. Aber da schweigt des Sängers Höflichkeit. Er gab zu verstehen, was dieser Gewissenskonflikt bedeute: offenes Bekenntnis, daß immer die Partei dem Vaterland vorgehe, würde dem Volk die Augen öffnen und die Regierung stärken. Verweigert nur immer weiter, hoch über euch weg geht das Geschick seinen Gang!
    *
    Wie es ihm ums Herz sei, vertraute er mit seiner üblichen absichtlichen Aufgeknöpftheit dem »schönen Grammont« an, als er ihn an einem Orte traf, wo man sich bei Trinken von Karlsbader Sprudel häufig zu begegnen pflegt. »Ihre staatsmännische Einsicht, mein teurer Herzog, hat die Lage richtig erfaßt. Österreich hat seine alten Nücken, und der Krieg ist nicht nur unvermeidlich, sondern notwendig.« Das friß du, geckenhafter Dummkopf mit deinem Bronzegesicht! Er wußte genau, daß Grammont nicht reinen Mund halten werde. Je mehr er scheinbar heimlich drehte, desto sicherer schüchterte er das Ministerium Belcredi ein. Denn Österreich wünschte zurzeit keinen Krieg wegen innerer Wirren, und eine alte Erfahrung lehrte, daß niemand leichter in Angst gerät als der Bramarbas, dem man mit gleichen Waffen dient. Deshalb unterstrich er noch, als er nach Regensburg fuhr, um den bayerischen Premier v. d. Pforten zu bluffen. Der König ging vorauf, und es fand dort ein förmlicher Staatsrat statt, zu welchem die preußischen Gesandten aus Wien und Paris erschienen. Goltz pflegte immer noch Beziehungen zur Wochenblattpartei des Strebers Bethmann-Hollweg und betrachtete sich als baldigen Erben des Ministerpräsidenten. Er gab daher nur zögernd und ausweichend Bescheid über seine Eindrücke bei Napoleon und hielt für angemessen, zu bremsen. Der König blieb aber fest. »Ich binde Ihnen aufs Herz,« beauftragte er Otto, »alles Mögliche zu versuchen, um den Waffenkonflikt zu vermeiden. Bleibt aber Österreich dabei, ein falsches Spiel zu treiben und unsere gerechten Ansprüche zu durchkreuzen, so will ich Ernst machen. Wir müssen Kiel haben, darauf bestehe ich unbedingt.« Die militärische Seite der Frage, von Otto schlau in den Vordergrund gerückt, hatte den König entscheidend bestimmt. Kiel, Kiel! Eine Flotte und die Befestigung von Sonderburg, um gegen Norden gesichert zu bleiben! Verstärkung der Wehrkraft durch die Herzogtümer! Das gab den Ausschlag. –
    Otto machte denn auch v. d. Pforten gegenüber aus seinem Herzen keine Mördergrube. Der Bayer erschrak vor solcher Eindeutigkeit, die ganz gelassen den Teufel an die Wand malte. »Der Krieg steht nach aller Wahrscheinlichkeit nahe bevor. Doch ich fasse es als bloßes Duell zwischen beiden deutschen Großmächten auf.«
    »Bei dem das übrige Deutschland doch wohl den Sekundanten spielen muß.«
    »Als Unparteiischer, mit Vergnügen. Warum nicht ganz als passiver Zuschauer?«
    »Das dürften doch wohl vitale Interessen verbieten.«
    »Inwiefern? Preußen – merken Sie auf meine Worte! – wird seine eigentliche Machtsphäre nie bis über den Main ausdehnen, nie! Nur Norddeutschland geht uns an.«
    Der Bayer schien betroffen. »Man weiß, daß Sie es lieben, die Wahrheit zu sagen. Ist das so?«
    »Mein Wort darauf. Übrigens wird ja die Entscheidung nicht lange auf sich warten lassen. Ein einziger Stoß, eine Hauptschlacht, und Preußen wird die Bedingungen diktieren.«
    »Sie sind ungemein zuversichtlich. Wer bürgt Ihnen dafür? Halten Sie Österreich für so schwach?«
    »Keineswegs, es ist militärisch sogar stärker, als Dilettanten glauben. Aber wir sind stärker, und davon wissen Dilettanten erst recht nichts. Nun, den Mittelstaaten gebietet ihr Lebensinteresse, irgendeine Stellung zu nehmen.«
    »Wenn Preußen dies ermöglicht! Beust warnt aber davor, daß der sächsische Boden

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