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Bismarck 02

Bismarck 02

Titel: Bismarck 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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sicher nicht respektiert werde.«
    »Wenn Beust seines Herzens Dichten und Trachten – böse von Jugend auf, sagt die Bibel – im Anschluß an Österreich enthüllt, dann gewiß nicht. Sonst aber sicher. Wir achten jede Neutralität.«
    »Man sagt aber, strategische Rücksichten – siehe den Siebenjährigen Krieg – würden zur Verletzung Sachsens zwingen.«
    »Die Strategie paßt sich der Politik an. Wir können den Krieg durchaus lokalisieren, indem wir den Stoß nur aus Schlesien ansetzen. Unsere kompetenteste Autorität, der General v. Moltke, hat dies ins Auge gefaßt. Außerdem ist Ihnen ja unbenommen, die bewaffnete Neutralität zu proklamieren.«
    »Sie werden jedoch nicht verkennen, daß dies eine Maßregel á deux mains ist und man stets aus der Neutralität heraustreten kann.«
    »Gegen den Schwächeren natürlich. Darauf lassen wir es ankommen. Vae victis . Wollen Sie jedoch erwägen, daß Bayern der natürliche Anwart auf Österreichs Machtstellung in Süddeutschland sein würde. Sind die Zeiten vergessen, wo Bayern aus berechtigter Abneigung gegen Österreichs Übergriffe sich mit Frankreich verband? Heute braucht es sich nur mit dem deutschen Preußen zu verbinden.«
    Das Ergebnis der Unterredung bestand darin, daß Bayern entschiedene Abneigung bekundete, dem »gänzlich verfahrenen Karren der österreichischen Politik«, wie der vorige leitende Minister Schmerling sich ausdrückte, hilfreich in die Achsen zu greifen. –
    Gastein! Der k. k. Unterhändler Graf Blome stellte sich vor, und das Unterhandeln ging los. »Ich muß mir strengste Verschwiegenheit ausbitten«, begann der Unterhändler. »Seine Majestät, der Kaiser, hat dies ausbedungen, indem er die Hand zur Versöhnung der Gegensätze bot. Unter keinen Umständen dürfen andere Mächte davon Witterung bekommen, daß wir das gemeinsame Kondominat durch Annexion teilen wollen.«
    »Einverstanden, es liegt ganz in unserem Interesse, dies letzte Auskunftsmittel, womit wir die Risse verkleben können, geheim zu halten.« Doch er fürchtete des Königs unselige Schwäche, seine Gemahlin zu tief in Politisches einzuweihen, und flehte ihn in dringlichem Briefe an, einen schon abgesandten Feldjäger telegraphisch zurückzurufen, weil der König sich wenigstens halbe Andeutungen über eine Administrationsteilung (nicht Besitzergreifung) nach Koblenz entschlüpfen ließ. Bekäme man durch Familienindiskretionen nach London und im Augustenburger Lager davon Wind, so werde ein Sturm losbrechen und das Mißtrauen Franz Josefs geweckt werden, so daß daran die Verhandlung scheitern könne. Dahinter aber stehe dann unmittelbar der Krieg. Der König schrieb sofort freundlich an den Rand: »Einverstanden.« Er dachte übrigens skeptisch über den angebahnten Ausgleich und meinte: »Man ist doch für Augustenburg zu stark avanciert, um so sehr zurückzustecken. Werden Sie das wirklich deichseln?«
    »Ich hoffe so. Unsere einzige Besitznahme gäbe man nicht zu, aber man kriegt doch Holstein, und damit läßt sich prunken. Auch fürchtet man den Krieg. Die Zeiten von Olmütz sind heute wiedergekehrt, nur vice versa !«
    »Dank Ihrer vortrefflichen Leitung meiner Regierung!« Der König drückte ihm die Hand. Es erregte ihn freudig, daß so die Olmützer Schmach getilgt sei. »Aber die Mittelstaaten opfert Österreich ja dann auch, ich meine deren Parteinahme für den Erbprinzen. Und auch dazu sollte es sich verstehen?«
    »Es wird und muß, weil es der Entscheidung ausweichen will, die auf des Messers Schneide steht. Die Kleinstaaten mögen also lernen, wie wenig das Wiener Kabinett sie achtet und wie leicht es sie im Stiche läßt.«
    Otto dachte an einen merkwürdigen Traum. Als er den schwarzen Adler erhielt, stellte sich unter den schriftlichen Gratulanten auch sein alter Schullehrer, Direktor Bonnel, ein. Das rührte ihn so sehr, daß er sich eines Abends aufmachte und dem alten Herrn einen Besuch abstattete. Er plauderte von Biaritz und von den vielen Drohbriefen, die er erhielt. »Die Leute inkommodieren mich und sich. Mordanschläge – Träume sind Schäume. Der politische Mord erwirkt meist das Gegenteil. Siehe Harmodius und Aristogeiton, siehe Brutus und Cassius, was Ihnen, mein hochverehrter Lehrer, am geläufigsten ist. Doch ›Träume‹ sind so eine eigene Sache, und in Biaritz, wo ich mich so sauwohl fühlte – pardon für den rohen Ausdruck! – träumte ich mal sonderbar. Darf ich das erzählen?«
    »Wir alle sind ganz Ohr«, versicherte

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