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Bismarck 02

Bismarck 02

Titel: Bismarck 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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Königin, daß ich an allem Schaden von Herzen schuldig bin. Nun räch' es, wer da wolle, es sei Weib oder Mann, ich sag' es unverhohlen, ich hab' Euch Schaden viel getan.«
    *
    Napoleon Senior sagte hübsch: Wo ich nicht bin, geht alles schief. Am 10. und 12. Oktober erhielt er Briefe von Thiele und Abeken, daß die Herren Ressortminister für Finanz und Handel, völlig vom Ministerialdirektor Delbrück und dessen freihändlerischen Doktrinen abhängig, jede wirtschaftliche Annäherung Österreichs verwarfen und die politische Wirkung souverän als Bagatelle betrachteten. Ein gewisser vieldeutiger Artikel 25 fand nicht ihre Billigung, obschon er zu nichts ernstlichem verpflichtete. Während man früher in Berlin jede Ohrfeige Österreichs einsteckte, war die öffentliche Meinung, immer von einem Extrem ins andere schwankend, jetzt durch den ungeahnten Waffenerfolg so übermütig geworden, daß sie von Zugeständnissen an Österreich nichts wissen wollte. Der König, dem seine Gemahlin in Baden-Baden zusetzte, er solle doch seine Popularität in Deutschland nicht verringern und den so sicheren Weg moralischer Eroberungen aufgeben, urteilte: »Mache ich Konzessionen, so erhebt sich ein Geschrei, Bodelschwingh und Delbrück werden gehen und statt der Ministerkrise in Wien bekommen wir eine in Berlin.«
    Ade Rechberg! So werden die besten politischen Konstellationen von Kurzsichtigen verdorben. Goltz schrieb aus Paris in dem Sinne, ein rein Schmerlingsches Ministerium werde sich an Frankreich anbiedern, und man müsse dort zuvorkommen. Was zu erwarten, geschah: Rechberg stürzte, ein Graf Mensdorf trat an seine Stelle. Freilich hätte die bekannte Plötzlichkeit in Rechbergs Entschlüssen auch zu jähem Wechsel führen können, die Unlenksamkeit der verschiedenen Nationalitäten macht Österreichs auswärtige Politik unsicher. Jedenfalls ging jetzt die Ära der Verständigung vorüber, es fruchtete wenig, daß am letzten Oktobertage der Frieden mit Dänemark in Wien unterzeichnet wurde. Schleswig und Lauenburg an Preußen, Holstein an Österreich? Auch darum ging das Reden und Schreiben wieder los. –
    In Paris sprach er auf der Rückreise nochmals das Kaiserpaar in Saint Cloud, die Audienz stand im Moniteur, und die Blätter meinten etwas spöttisch, der bekannte Diplomat habe seinen kurzen Aufenthalt in Paris auch diesmal wieder gut angewendet. Bei Minister Drouyn gab es ein Galadiner, dem der Minister Rouher, General Fleury und andere Notabilitäten beiwohnten.
    »Nun ist doch alles anders gekommen,« stichelte Drouyn mit vielsagendem Blick, »als unser Gesandter in Berlin berichtete, freilich gestützt auf manch gewichtige Betrachtung aus so autoritärem Munde, dem Ihren.«
    »Immer ehrlich gemeint,« versicherte Otto treuherzig, »doch die Ereignisse haben mich überholt.«
    »Ach ja, damals hofften Sie alles vom Kongreß, und das alte Londoner Protokoll war Ihnen heilig«, betonte Fleury sauersüß. »Wer damals geahnt hätte, wo Sie heute stehen! Sie waren ganz eingenommen, nicht für den Herrn von Augustenburg, sondern für Restituierung des Landes an seinen rechtmäßigen Besitzer, den König von Dänemark.«
    »Rechtmäßig ist ein etwas vager Begriff, und Besitzer eines Landes ist man nicht wie eines Bauernhofes. Das Volk hat mitzureden gegen Fremdherrschaft, daraus leiteten Sie ja selbst das Recht Italiens gegen Österreich her.«
    »Unzweifelhaft«, fiel Drouyn ein, den Ottos frostiger Ton warnte, solche Winke zu unterlassen. »Frankreich begrüßt freudig eine Lösung, die offenbar jenem Nationalitätsprinzip entspricht, für das Seine Majestät der Kaiser so viel übrig haben.«
    »Nur begreift man nicht,« bemerkte Fleury, »was die Österreicher in Holstein zu suchen haben. Bei Preußen ist das etwas anderes, doch Österreich ist kein deutscher Staat, und eine Provinz so hoch im Norden wird es auf die Dauer kaum behaupten können.«
    »Wohl möglich«, gestand Otto gleichmütig. »Jedenfalls hat es ein Faustpfand in der Hand.«
    »Ah, ein Tauschobjekt! Wird es vielleicht anderweitige Kompensationen und Garantien verlangen?« Die Franzosen bombardierten den kühlen Preußen mit einem Kreuzfeuer bedeutungsvoller Blicke.
    »Von uns hat es keins von beiden«, betonte der Deutsche gemessen. »Nun, fürs erste wird es Holstein besitzen. Was weiter folgt, weiß ich's? Man tappt doch immer im Dunklen über die Zukunft, die unberechenbare.«

Unterwegs machte er Station bei Krupp in Essen und besah sich die

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