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Bismarck 02

Bismarck 02

Titel: Bismarck 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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rückwärts in Reserve hielt, seine Linke mit 37 500 Mann ausstattete, wo die Elbarmee sicher keine überlegenen Kräfte heranführte, dagegen im Zentrum Lipa-Sadowa-Kistowes, wo ihn fast die ganze Macht Friedrich Karls bedrohte, nur 50 500 versammelte. Am rechten Flügel, der sich seitwärts herumbog, standen von Maslowed bis zur Elbe 67 000 Mann der Korps Festetics und Thun. Diese sollten nach Benedeks Disposition eine viel engere rückwärtige Linie von Chlum beziehen, und aus Nichtbefolgung dieser Anordnung leitete der unglückliche Nichtfeldherr nachher den Verlust der Schlacht her. Viele leierten ihm diese Ausrede nach, ein Blick auf die Karte und die Topographie des Schlachtfeldes lehrt das Hinfällige einer dem nachträglichen Mißerfolg angepaßten Auslegung. Die von Benedek gewählte engere Linie war defensiv viel schlechter, offensiv für Gegenschläge unbrauchbar, die Schanzen ungeschickt in der Tiefe angelegt. Nicht mal die Begründung hält Stich, daß die ursprüngliche schlechte Aufstellung weniger einer Umgehung durch den Kronprinzen ausgesetzt gewesen sei, den übrigens Benedek selber noch am anderen Ufer vor Josefstadt vermutete. Das Vorgehen der beiden Korps in die Höhenlinie Maslowed-Horenowes bildete einen weit besseren Flankenschutz und einen stärkeren Verteidigungsabschnitt. Daß aber F. M. L. Molinary, der schon bald nach schwerer Verwundung des Grafen Festetics das vierte Korps leitete, und Graf Thun sich verleiten ließen, zur Offensive überzugehen und so den Raum Horenowes-Trotina zu entblößen, belastet sie keineswegs. Denn es war Benedeks Aufgabe, dem diese Tatsachen doch bald genug zur Kenntnis kamen, seine nutzlos aufgestapelten Reserven sofort in die Lücke über Chlum vorzuführen, so daß die preußische Garde dort eine lange unübersteigbare Schranke gefunden hätte. Allerdings beschied er zweimalige Vorstellungen Molinarys abschlägig und beharrte dabei, beide Korps sollten in die schlechte Schanzlinie von Chlum zurückgehen, ohne daß er sich herabließ, sich persönlich vom Stande der Dinge bei Maslowed zu überzeugen. Wenn Molinary und Thun nur zögernd und unwillig gehorchten – nicht im geringsten aus Nichtachtung des Feldherrn, wie man ihnen nachher zuschob, sondern aus sehr natürlichen taktischen Gründen –, so wird fälschlich ein unwiederbringlicher Zeitverlust daraus gefolgert. Erstens lag in den wirklichen Umständen, daß man, selbst wenn man die so aussichtsreich scheinende Offensive abbrach, doch wenigstens Fransecky möglichst weit abschütteln mußte, der sonst sofort auf dem Fuße gefolgt und gleichzeitig mit der Garde in Chlum (von Kistowes her) eingebrochen wäre. Zweitens gebot sich jetzt erst recht, Korps Thun bei Horenowes-Racic festzuhalten, um den Abzug Molinarys zu decken, in so fester Vorderstellung. Das hätte den Stoß auf Chlum sehr verlangsamt und ausreichende Besetzung des Chlumplateaus gestattet. Sofortiges Zurückgehen in die schwache Schanzlinie und eiliges Räumen der Linie Horenowes-Maslowed hätte den Angriff der Garde nur erleichtert, deren Artillerie von diesen Höhen die Gegend beherrschen konnte, wie das bloße Auge auch ohne Karte sah. Drittens schien ja nun, wo Benedek jedes Bataillon des Kronprinzen im Anmarsch übersehen konnte, erst recht geboten, die Reserve nach Chlum zur Aufnahme Molinarys heranzuziehen. Statt dessen blieb er vom Zentrumkampf hypnotisiert, wo ihm weder Gefahr drohte noch umgekehrt ein Erfolg winkte wie bei Maslowed, aber auch hier setzte er keine Reserven ein, um die Preußen vom Höhenrand in die Bistritz hinabzuwerfen. Die Schuld einer solchen Niederlage bleibt also, mag er reden was er will, an ihm allein hängen. Übrigens verkennt man auch die Schwierigkeit, aufs äußerste verbissene Truppen und obendrein in ausgedehntem Waldgefecht rasch aus der Front zu ziehen. Der Abmarsch erfolgte trotzdem noch ziemlich rechtzeitig, und auch hier hat nur übermenschliche Leistung der Garden den schnellen Einbruch in Chlum ermöglicht, was selbst aber so ohne Benedeks verkehrte Anordnungen schwerlich gelungen wäre. Molinary hatte doch wenigstens für die Waffenehre den einzigen Lichtpunkt des Tages, daß bei ihm lange ein Erfolg zu blühen schien, und wenn seine Korps schon durchaus erschüttert in die Chlumlinie abströmten, hatte er wenigstens dem Feinde den größten Verlust des Tages zugefügt. Die Befehlshaber der Rechten handelten nur folgerichtig, indem sie ihre ganze Übermacht einsetzten, um die viel zu

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