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Bismarck 02

Bismarck 02

Titel: Bismarck 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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schwache Linke Friedrich Karls zu überwältigen. Denn nur 13 000 Magdeburger der Division Fransecky hatten dort eine vierfache Überzahl und niederschmetternde Geschützmassen gegen sich. Hier tut die preußische Tapferkeit das Unmögliche, aber kein vernünftiger General wird das Unmögliche voraussetzen.
    Otto suchte sich möglichst über den Gang der Schlacht auf dem laufenden zu erhalten, ein besonders gutes Fernglas am Auge, und tauschte mit Roon Bemerkungen aus, der ihn über einzelne Truppenverteilungen belehrte. Bei der Elbarmee gegenüber Prim und Problus merkte man sehr lange, bis 11 Uhr, nur geringes Fortschreiten. Überlaut dröhnte aber seit Stunden der Schlachtlärm vom Swiepwald vor Maslowed herüber, hier führten zunächst die Magdeburger Siebenundzwanziger einen wahren Heldenkampf gegen die Brigaden Brandenstein und Fleischhacker, erstürmten den Wald und das Dorf Kistowes und behaupteten die Waldbastion, die Eichenschonungen, die Schlucht nach Kistowes trotz großer Einbuße an Offizieren und wiederholten Vorstößen des Feindes, dessen Jägerbataillone sich auszeichneten. Fast hundert Feuerschlünde spieen Tod und Verderben in den Wald, nur 24 preußische konnten natürlich ihr Fußvolk nicht genügend entlasten. Um 10 Uhr schien dem Schalle nach das Gefecht noch immer vorwärts zu gehen. Doch machte Roon ein bedenkliches Gesicht nach einlaufenden Rapporten, die er mit anhörte.
    »Der kleine Fransecky tut mehr als seine Pflicht, doch hat ihm Division Horn schon zwei Bataillone auf seine rechte Flanke senden müssen, er selbst hat alle zwölf Bataillone verausgabt. Man faßt ihn auch schon in der linken Flanke.«
    »Dort steht mein Vetter Bismarck-Bohlen mit seiner Reiterbrigade. Horch, der Schlachtlärm verdoppelt sich.«
    Die magdeburgisch-hallenser Regimenter, wobei die seit Auerstädt und Ligny wohlbekannten Sechsundzwanziger im Hochwald und am Waldessaume gegen Dorf Maslowed von den frischen Brigaden Württemberg und Saffran des zweiten Korps Thun in das Innere des Waldstückes zurückgedrängt wurden und reihenweise unter Granathagel zusammenbrachen, fochten über alles Lob erhaben. Die frische Brigade Poeckh des vierten Korps und Teile der Brigade Appiano des dritten Korps an der Pflaumenallee nördlich von Kistowes drangen in die Südostspitze des dreieckigen Waldes ein. Um 11 Uhr standen 40 kaiserliche Bataillone im Kampfe, darunter die berühmten Steiermärker der Brigade Herzog von Württemberg und das 4., 27., 2., 11., 20., 30. Jägerbataillon, lauter Kerntruppen, fast 130 Geschütze spielten. Doch immer noch hielten sich die Braven Franseckys im Nordteile der Waldung, wo Äste und sonstige Baumstücke mit Granatsplittern um die Wette flogen.
    Unmittelbar vor dem Standorte des Königs wogte lange ein bedeutungsloses Gefecht. »Das da ist Sadowa! Da setzt Horn an!
    – Drüben die Zuckerfabrik von Dohalitz! Da gehen die Pommern vor.« Mit Vergnügen hörte Otto seine lieben Pommern, als deren Reserven rechts von Dub vorüberrückten, fromme Choräle sangen. »Da dringt Horn durch den Holawald von Sadowa vor! – die Pommern sind über die Bistritz! Das ist Dohalika.« Es wurde jedoch bald klar, daß die drei Divisionen nicht vorwärts kamen, weil überwältigendes Geschützfeuer vom Höhenkamm Lipa-Stresetitz sie zurückschmetterte. Die Artillerie der Korps Gablenz und Erzherzog Ernst bestrich den Rand des Holawaldes und die Allee von Mokrovus nach Langenhof. Obschon es eigentlich nicht in der Absicht lag, hier Gelände zu gewinnen, machte das äußere Ansehen des Gefechtes auf ein Laienauge einen üblen Eindruck.
    Adjutanten kamen und gingen, die Nachrichten vom Swiepwald lauteten immer schlimmer. Der Generalstab wurde unruhig, man tuschelte. Nur Moltke blieb völlig unbewegt, keine Muskel zuckte in seinem kalten, wie versteinerten Gesicht. Der kleine schneidige Fransecky (sprich Franski), dem das Pferd unterm Leibe erschossen wie fast allen höheren Offizieren, leitete zu Fuß das unübersichtliche Gefecht mit unbeugsamer Entschlossenheit. »Hier sterben wir!« rief er seinen Magdeburgern zu, deren größter Kriegsehrentag sie düster durch umwölkte Lüfte mit dem grellen Schein furchtbarer Schlachtenglorie beleuchtete. Ihre Mitte sah sich zurückgetrieben, die Linke flutete auf Benateck zurück. Bleibtreu, der Maler, zeichnete dort unbekümmert in sein Skizzenbuch, obwohl das Granatfeuer immer näher kam, doch er flüsterte jetzt, wie sein in der Presse abgedruckter Brief meldet:

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