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Bismarck 02

Bismarck 02

Titel: Bismarck 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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beste Koch.« Mit solchen weitläufigen Gesprächen hielt er sich die erbetene Auskunft vom Leibe. »In Feindesland hat man selten das liebe Stück täglich Brot oder Fleisch, dafür genossen die Offiziere am Abend vor Münchengrätz, recht müde und hungrig geschlagen, ungesalzene Kartoffeln und – Champagner! Vielleicht keine üble Zusammenstellung! Im Leben geht's oft so: mäßige Nahrung und prickelnde Hochgefühle!«
    Am anderen Tage fand im Hauptquartier Czernahora ein »Generalsvortrag« statt, denn den Ausdruck Kriegsrat verpönten die Militärs, weil darin – nach Napoleons und Friedrichs des Großen Vorgang, die derlei verpönten – eine zaudernde Schwäche des einheitlichen Oberkommandos sich kundgebe. Daß der König als Vorsitzender der tatsächlichen Beratungen stets den Minister zuzog, mißfiel Moltke und seinen Beisitzern ungemein.
    Otto erschien wegen dringender Geschäfte etwas später und fand die Verhandlung in vollem Gange, wie man die Floridsdorfer Befestigungen vor Wien bewältigen könne.
    »Ich muß Sie orientieren«, wandte sich der immer höfliche und rücksichtsvolle König an ihn, »daß wir den General Hindersin und Oberst Mertens in Dresden beauftragten, einen schweren Belagerungspark bereitzustellen, um sie sofort per Bahn zu verladen. Der Transport aus Magdeburg wird leider zwei Wochen kosten.«
    »Ist Beschießung unumgänglich?«
    »Ja. Nach Breschelegung wird gestürmt, Moltke nimmt etwa 2000 Mann Verlust an. Was ist Ihre Meinung?«
    »Als Politiker warne ich dringend vor Zeitverlust von zwei Wochen. Solches Abwarten verleiht Frankreich eine Vorbereitungspause, um das Gewicht seiner Einmischung zu erhöhen. Als Militär, wenn ich es wagen darf, in diesem illustren Kreise mich so zu nennen, frage ich aber, ob Umgehung nicht dem gewaltsamen Angriff vorzuziehen sei?«
    »Wie denken Sie sich das?« Der König horchte auf.
    »Mit Viertelschwenkung nach links könnte man die Donau bei Preßburg überschreiten. Das setzt den Feind in schlechte Lage, eine Schlacht südlich des Stromes mit Front nach Osten aufzunehmen. ›Verkehrte Front‹ ist ja Wohl der technische Ausdruck. Ein Vorspiel der Niederlage. Wagen sie das nicht, müssen sie nach Ungarn zurück, wobei dann Wien unverteidigt uns in den Schoß fällt.«
    »Ich bitte um eine Karte.« Der König studierte sie und nickte beifällig. »Ich finde, daß unser Major Bismarck sehr reife strategische Ansichten hat. Mir widerstrebt ein Frontalangriff mit Menschenopfern. Unsere braven Leute schonen ist mir Pflicht. Was unser Ministerpräsident sonst politisch sagt, ist sehr beherzigenswert. Ich entscheide mich für seinen Vorschlag.« Die Militärs fühlten sich zwar sehr verletzt, der Einsicht eines Zivilisten nachzugeben, mußten sich aber unterwerfen, Moltke entwarf die entsprechende Disposition.
    Mittlerweile lief die Hiobspost ein, daß sich in Prag die Cholera ausbreite. Das kann gut werden, wenn wir nach Ungarn hineingehen! dachte Otto. Gräßliche schattenlose Hitze, unreife Pflaumen und Melonen und selten Wasser. Natürlich darf man Benedetti nicht zeigen, daß wir Frieden wünschen, wenigstens ich. An Goltz nach Paris werde ich später schreiben, daß der König nach solchen Opfern eher abdanken würde als nach Hause zurückkehren ohne bedeutende Vermehrung des preußischen Territoriums. Das hat noch Zeit. Fängt der Feind die Depesche auf, um so besser. Das gibt einen Schreckschuß. –
    General v. Stosch, ein geistig hochstehender und charaktervoller Mann von großer Bedeutung, sprach sich unverhohlen dahin aus, daß der Kronprinz um seine Entlassung bitten werde. »Exzellenz Blumenthal beruhigte den Herrn trotz seiner eigenen Aufregung. Uns allen aber geht die Galle über, die unablässigen ungerechten Klagen des Herrn v. Moltke empören jeden, der unsere ungeheueren Anstrengungen kennt. Man schickt mich her, um den Irrtum mit dem Zirkel in der Hand zu beseitigen.«
    »Und was wurde daraus?«
    »General v. Moltke heißt jetzt alles gut, was wir taten.« Doch dauerte es nicht lange, daß durch einen Rittmeister Plötz erneut Beschwerden Moltkes und des Generalquartiermeisters Podbielski über langsames Marschieren einliefen, als ob die überanstrengten Truppen fliegen könnten. Blumenthal drang auf eine Untersuchung, »um solchen ungerechten Anschuldigungen ein Ende zu machen«.
    » Tout comme chez nous , dachte der Staatslenker, hinter den Kulissen Zank und Hader, nach außen Einigkeit. Der Feind ahnt nie, daß unsere

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