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Bismarck 02

Bismarck 02

Titel: Bismarck 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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perfiden Übergriffe des schändlichen Bismarck besänftigt zu haben, erwachte Napoleon bald durch die Kunde, daß der Böse, ehe er in den Zug nach Paris stieg, die Berufung eines allgemeinen Zollparlaments unterzeichnete. Den am 14. Juli feierlich zum Bundeskanzler Ernannten belästigte er jetzt mit einer neuen Attacke über Artikel V des Prager Friedens, wonach die Nordschleswiger ein Plebiszit veranstalten sollten über die Wahl ihrer Zugehörigkeit. Französische Journalisten ließen sich in Kopenhagen feiern und toasteten auf das dänische Heldenvolk. Antwort: Preußen verbittet sich jede Einrede in einen Vertrag, der nur mit Österreich geschlossen, übrigens besteht eine Geheimklausel, wonach das Optieren erst 1870 stattfinden darf. Außerdem wird man von Dänemark bindende Garantie verlangen, daß die Deutschen in Nordschleswig nicht später von den Dänen molestiert werden. Erneut abgeblitzt! Benedetti hatte wohlweislich nur eine Depesche verlesen, ohne eine Kopie zu hinterlassen, also leugnete der Moniteur, daß je eine amtliche Note an Preußen die heikle Sache berührte. Doch während am 15. August die erste Sitzung des Norddeutschen Bundesrates stattfand, ergötzte sich der Empereur an einer Rundreise durch Süddeutschland zur Zusammenkunft mit Kaiser Franz Josef in Salzburg, um diesem sein Beileid über das unzeitige Ableben seines Herrn Bruders auszusprechen. Kaiser Maximilian war am 19. Juni standrechtlich erschossen worden, nachdem der Marschall Bazaine, ein Schurke mit Eichenlaub, ihn im Stiche ließ und ans Messer lieferte.
    »Es gehört doch eine eiserne Stirn dazu, für ein Verbrechen zu kondolieren, dessen Mitschuldiger man ist,« zürnte der ehrliche alte Direktor Bonnel, der bei Bismarck zu Gaste war. »Und dabei plant er neue Bosheit. Die Stimmung im ganzen deutschen Vaterland scheint sehr erregt, vielleicht noch erregter als bei der Luxemburger Frage. Ehrlich heraus, durfte man damals nicht den Krieg wagen?«
    Das Gesicht des Kanzlers überzog ein finsterer Ernst. »Verlust von 30 000 braven Soldaten und kein mutmaßlicher Gewinn! Glauben Sie mir, meine Herren, wer nur einmal in brechende Augen auf dem Schlachtfelde blickte, der wird sich wohl lange besinnen, ehe er eiserne Würfel wirft.« Nachher im Garten mit Bonnel spazierend, wies er auf einen runden Rasenplatz: »Dort bin ich in der Nacht vor Ausbruch des großes Krieges lange auf und ab gegangen. Wenn die Welt ahnte, wie einem dabei zumute ist!« Er brach heiter ab: »Louis hatte nicht viel Freude an seiner Reise. Auf allen Bahnhöfen kalte Höflichkeit, eisiges Schweigen der Menge, in Augsburg ein paar Vive l'Empereur , sofort ersäuft von Zischen und Lärmen. Der Großherzog von Baden erschien nur ein paar Minuten, der König von Württemberg, Schwager des Zaren, sah ihn nur eine Minute in Ulm, beim Verlassen der Grenze. Ich schäme mich zu sagen, daß der Großherzog von Hessen sich persönlich in Salzburg einstellte. Der König von Bayern begleitete den Kaiser im Extrazuge von München bis zur Grenze, eine unnötige Höflichkeit, die ihm verdacht wurde. Die süddeutsche Presse schart sich diesmal um Preußen wie ein Mann. Die Stuttgarter Blätter sind am heftigsten gegen den ›fremden Tyrannen‹. Er hat wieder Pech, der arme Teufel. Seine Triumphfahrt durch Süddeutschland wurde beinahe ein Kalvarienweg. Er hat nichts erreicht, als erneut alle Deutschen in Harnisch bringen.«
    »Aber in Salzburg, wo er vier Tage war, werden die Kaiser sich wohl nicht begnügt haben, an ihre beidseitigen schönen Kaiserinnen Komplimente auszutauschen.«
    »Mir schwant Böses. Der bayrische klerikale Adel und die Württemberger Noten werden beide die Annäherung von Nord und Süd erschweren. Im allgemeinen dient aber Napoleons feindliche Demonstration nur dazu, die Einheitsbewegung zu beschleunigen. In Bayern kann ich mich auch auf den jetzigen Premier Fürst Hohenlohe verlassen. Und auf den jetzigen Minister des Auswärtigen in Paris, meinen alten Bekannten Moustier, verlasse ich mich auch, daß er Berlin und mich zu gut kennt, um nicht auf halbem Wege umzukehren.« –
    Richtig prophezeit. Zirkulardepesche beschwichtigt. Doch Ottos Antwortzirkular goß eher Öl ins Feuer der deutschen Erregung. Er nahm Kenntnis von der befriedigenden Erklärung, um so mehr sich wieder erwiesen habe, daß Deutschland den Gedanken nicht ertrage, unter fremder Vormundschaft zu stehen. Da trat Napoleons üblicher Spezialgesandter auf die Bühne, General Fleury

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