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Bismarck 02

Bismarck 02

Titel: Bismarck 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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endlosen Siege der seelenverwandten Republik, in Genf und Zürich durfte sich kein Deutscher auf der Straße blicken lassen, aus Italien lief Löwe Garibaldi brüllend herbei, um den Kriegsknechten Wilhelms, diesen Ureinwohnern Sibiriens vom Schlage des Völkerstammes der Ulanen, die edle lateinische Kultur entgegenzusetzen. Groß und human wie immer stand England da. Anfangs freute sich's diebisch über die Bestrafung des diebischen Louis, als aber des deutschen Siegens zu viel ward, erwachte hochherziges Mitgefühl. Das schöne, edle Paris, wohin man jeden Sonnabend einen Holiday-Trip machen kann, um die moralische Erziehungsanstalt Moulin Rouge zu besuchen, soll in Ausübung seiner internationalen Amüsementindustrie gestört werden? Pfui darüber! Edel sei der Mensch, hilfreich und gut, besonders gut als Geschäftsmann. Ganz England fabrizierte Waffen und Munition für das arme überfallene Frankreich, außerdem noch eine Million Stiefel mit Papiersohlen und andere ersprießliche Erzeugnisse britischen Gewerbefleißes. Sollte man für möglich halten, daß die deutschen Emporkömmlinge an solcher humanen Tätigkeit Anstoß nahmen und sogar amtlich – wo macht dieser Bismarck halt! – Einspruch erhoben? Der Romancier und spätere Diplomat Lawrence Oliphant, als Kriegskorrespondent im Stabe des Großherzogs von Mecklenburg, entrüstete sich, daß man ihn nicht als Gentleman behandle und laut über England schimpfe, gegen dies majestätische Kulturvorbild abscheulichen Neid und respektlose Mißgunst bekunde!
    Otto sparte seinen zornigen Spott für die Franzmänner auf. »Mit Apollo haben sie wenigstens eine Ähnlichkeit. Sie schießen zwar schlecht, sind so knirpsig, daß jede Landwehrkompagnie eine fünf Fuß längere Front hat als eine französische, ihre Weiber sind Vogelscheuchen, ich traf noch nie ein hübsches Landmädchen, aber die Kinder Niobes aus Neid erschießen und den Marsyas schinden, das wäre ihr Gusto, denn nur sie dürfen die erste Flöte spielen. Unreinlich sind sie innen und außen, sie kennen weder Seife noch gewisse andere Wasserreinigungen, und meine Frau schickte mir ein Psalmbuch, weil man in Frankreich keine Bibeln hat, und verweist auf eine Prophezeiung darin: Ich sage dir, die Gottlosen sollen ausgerottet werden.«
    »Grausamkeiten begehen und sie dann uns aufbürden scheint ihr Hauptspaß,« meinte jemand. »Mobilgarden und Franktireurs plündern um die Mette, und nachher haben wir die Verwüstung angestellt!«
    »Jawohl, die verlogenen Schufte! Streift ihnen die weiße Haut ab und ihr findet die Seele von Rothäuten! Ehre kennen sie nicht. O, ich sentimentaler Esel, daß ich den Sedan-Offizieren ihr frei Herumlaufen auf Ehrenwort gestattete! Fast alle brechen es, wo sie können. Da sitzt dieser Ducrot in Paris. Wenn man ihn fängt, sollte man ihn in seinen Rothosen aufhängen, auf dem einen Hosenbein die Inschrift ›Meineid‹, auf dem anderen ›Infamie‹. Die Franzosen sind bloße Ziffern, 30 000 000 gehorsamer Kaffern, sie würden sich peitschen lassen, wenn man ihnen dabei nur über die Würde der Menschheit deklamiert, so einer wie Gambetta paßt für sie. Natürlich, die Kelten sind das weibliche, die Germanen das männliche Blut, und wo es ausstirbt, da ade Freiheit und Fortschritt. Alles Theater, bei Nacht schlägt sich kein Franzose, während der Preuße auf seinem Posten denkt: Einer über mir sieht mich.« Wie Blumenthal tobte er darüber, daß nicht jeder Freischärler sofort niedergemacht werde, und fuhr eine Schar gefangener Blusenmänner im besten Französisch an: »Ihr schmutzigen tückischen Biester! Zappeln sollt ihr am höchsten Baume! Nicht wahr, ihr seid Unschuldsengel, keiner hat geschossen, und die deutschen Barbaren zünden grundlos Häuser an und töten Weiber und Kinder? Ihr verdammten Lügenbolde! Ihr werdet noch die ganze Welt verpesten und aufstiften mit eurer giftigen stinkenden Verleumdungssucht. Eure Oberen sind nicht anständiger als ihr, alle das gleiche Gesindel.« Einen verdächtigen Curé herrschte er an: »Falscher Priester, glaubst du, dein Amt schützt dich vor dem Tode eines Hundes? Nicht wahr, du hast mitgekreischt: Nach Berlin! als frommer Gottesmann, doch jetzt, wo's heißt: nach Paris, da flehst du Gottes Zorn auf die Gottlosen herab, die euch die Hosen strammziehen? Wir werden euch eure Tücken so austreiben, daß euch 50 Jahre der Hintere wehtut.« Dies alles im elegantesten Französisch von solch einem nordischen Kolossus zu hören,

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