Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bismarck 02

Bismarck 02

Titel: Bismarck 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
Vom Netzwerk:
machte die armen Sünder halb tot, Entsetzen befiel sie, so hatten sie sich das Schießvergnügen nicht gedacht.
    »Und diesen Lump Garibaldi, wenn er erst seine Keile weg hat, sollte man für Geld auf Jahrmärkten zeigen mit der Inschrift: Undankbarkeit. Die Italiener sind bloß Karikaturen der Franzosen, ebenso falsch und hinterlistig, geborene Traditori, aber schwächer und feiger, das ist der ganze Unterschied. Das nennen sie lateinische Brüderschaft. Das Trinkgeld Nizza-Savoyen mag das uneigennützige Frankreich einstecken, aber wir Barbaren dürfen nicht den Boden des heiligen Landes besudeln, sonst kommt Papa Garibaldi mit seinen Idioten. Es gibt so schöne Irrenhäuser in Italien, und so was läßt man frei herumlaufen. Zwei Bengel hat er, verdreht wie er selber, diese Dynastie wird sich fortsetzen, darauf wett' ich, und bei jeder nur möglichen Gelegenheit sich durch Abenteuer lächerlich machen, um Aufsehen zu erregen. Welche Welt trennt uns doch von diesen hysterischen Weibsvölkern!«

Die militärischen Operationen machten keine wesentlichen Fortschritte, Podbielskis »Vor Paris nichts Neues« wurde in Berlin ein geflügeltes Wort. Mit Sorge sah Otto zu, wie die Belagerung sich in die Länge zog. Von Moltke und den Halbgöttern erfuhr er nichts, nur die in den Hauptquartieren umherwandernden Erbprinzen verrieten ihm manchmal ahnungslos Dinge, die er nicht wissen sollte. Auf Spazierritt im Parke van Trianon traf er Blumenthal am Kiosk der Kaiserin. Dieser teilte ihm mit: »Der Kronprinz sprach zu Graf Solms sich leidenschaftlich über das Unding aus, den Elsaß zu annektieren. Das berge große Gefahren. Natürlich steckte Herzog Ernst dahinter mit seiner alten Koburger Weisheit.«
    Otto brummte etwas zwischen den Zähnen. »Die Franzosen wollen also nicht Vernunft annehmen? Wie ich höre, unterhandeln Sie mit einer Menge Parteien gleichzeitig.«
    Der Kanzler nickte mißmutig. »Da ist die Pariser Regierung, da ist Gambetta, da ist die Regentin in London, d. h. die weiland Kaiserin Eugenie, da ist endlich der sonderbare Bazaine, aus dem ich nicht klug werde.«
    »Ein Abgesandter von ihm war hier?«
    »Ja, General Boyer.« Er brach jedoch ab und wurde sehr einsilbig, denn die Dinge verwickelten sich. –
    Ein Geheimagent Gambettas fragte an, ob er die Republik anerkennen wolle. »Mit dem größten Vergnügen, auch eine Dynastie Gambetta, wenn Sie wünschen, nur muß sie uns einen guten Frieden geben. Dann ist mir jede Dynastie recht, meinethalben Rothschild und Bleichröder.« Dem Abgesandten Bazaines hörte er auch mit gespannter Aufmerksamkeit zu und führte ihn in den Garten, damit Hatzfeld und Keudell, die nebenan arbeiteten, kein Wort vernehmen sollten. »Seien Sie sicher, General, Preußen wünscht am wenigsten, die kaiserliche Dynastie zu zerstören, die für uns ein Unterpfand der Ordnung wäre.«
    »Dann bitte die Bedingung zu nennen, unter der die Rheinarmee Metz verlassen darf. Sie ist kaisertreu und will nicht mit den Pariser Advokaten paktieren.«
    Das war eben wieder die Crux. Der Generalstab schrie Mordio bei dem Gedanken, die große Siegesbeute aus den Zähnen zu lassen. Metz mußte kapitulieren wie Sedan, nicht anders. Der König stimmte jedoch mit gewohnter Klugheit Ottos Vorstellung zu: »Jede Abkürzung des Krieges ist von viel größerer Wichtigkeit als alle Trophäen, aus ernsten politischen Gründen. Wir gewönnen im Gegenteil so einen Zuwachs an Kraft, da die Rheinarmee ihr Schwert gegen Gambetta in die Wagschale würfe und so die Einheit der Nationalverteidigung aufhöbe. Das wäre der allernächste Schritt zu schleunigem Frieden.« Er entließ also Boyer mit der Abmachung, Bazaines Heer solle sich nach einer bestimmten Provinz im Innern zurückziehen, dort die kaiserlichen Adler wieder aufpflanzen und durch die Regentin sowohl mit der Nation als mit den Deutschen verhandeln. Otto seufzte vor seinen Leuten: »Ich brauchte letzthin drei Tage für etwas, was ich in drei Stunden geregelt hätte. Immer muß ich mich mit anderen über Dinge herumschlagen, von denen sie rein gar nichts verstehen. Beanspruche ich denn, ins Aufstellen von Batterien dreinzureden? Moltke z. B. ist ein ausgezeichneter Kopf, und er würde in jedem Berufe etwas Ansehnliches leisten. Doch nun hat er eben nur den einen Beruf, nichts als Spezialist, und interessiert sich nur für eins. Man spricht von deutscher Universalität, und ich hoffe, dies geht nicht verloren. Spezialismus ist zweifellos nötig, doch darf

Weitere Kostenlose Bücher