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Bismarck 02

Bismarck 02

Titel: Bismarck 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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vielem, nur nichts vom Gesandtschaftsposten. »Übermorgen wird die Statue des Grafen Brandenburg am Leipziger Platz enthüllt, da treffen wir uns wieder.« Das wohlgelungene Bronzestandbild des wackeren alten Kämpen, als die Hülle fiel, bewegte Otto mit alten Erinnerungen. Der Hohenfriedberger Marsch erscholl. O wann wird er endlich wieder vor preußischen Schlachthaufen zum Sturme schmettern! In diesen Augenblick trat Prinz Karl an ihn heran, ergriff seine Hand und rief mit besonderer Betonung: »Guten Morgen, Bismarck!« Sensation. Moritz Blanckenburg flüsterte freudig bewegt dem früheren Minister Rudolf Auerswald zu: »Grüßen Sie den neuen Ministerpräsidenten!« Auerswald, der Otto sehr gewogen war und schon früher seine Ernennung empfahl, seufzte:
    »Wenn's nur so weit wäre!« Eine Fanfare der Gardekürassiere und der Zuruf »Es lebe der König!« schienen ein Omen der Beistimmung. –
    Doch eine Zwiesprache mit dem König verlief keineswegs befriedigend und etwas stürmisch. »Ich fürchte, Sie sind deutschen Verhältnissen schon ganz entwöhnt«, begann der Monarch zögernd.
    »In der Tat sehne ich mich nach dem Newa-Eis. Das beruhigt die Fieberstöße im Blut, denen man sich hier aussetzt.« »Mir scheint doch eine gesundere Anschauung platzzugreifen, besonders bei den deutschen Souveränen, die sich mehr und mehr um ein nationales Banner scharen.«
    »Da sind Eure Majestät falsch berichtet. Ich kenne diese Herrschaften zu gut. Sie möchten gern europäische Macht spielen, indem sie unser Bundesverhältnis als Fußschemel ihrer statuarischen Pose benutzen.«
    »Aber auf dem Programm Ihrer Parteigenossen steht doch heut Schutz der Kleinstaaten.«
    »Nebst Wischwaschi gegen eine deutsche Republik, von der heut kein Mensch mehr etwas wissen will. Lag irgendein Bedürfnis zu solch veraltetem Parteikniff vor? Die Liberalen sind ehrliche, konstitutionelle Monarchisten.«
    »Das wird sich bei der Heeresorganisation zeigen, die wir nötig haben wie das tägliche Brot.«
    »Unbedingt. Doch außer straffer Zusammenfassung der ganzen deutschen Wehrkraft brauchen wir auch andere gemeinsame Einrichtungen. Warum zum Beispiel keine parlamentarische Volksvertretung am Bundestag oder einem Zollparlament?«
    Der König trat einen Schritt zurück. »Das ist ja revolutionär.«
    »Warum denn? Hat man nicht in ganz Deutschland die Landtage und Kammern legitimiert? Möchten wir sie in Preußen entbehren? Eine volkstümliche Nationalvertretung könnte recht gemäßigt ausfallen, und die radikalsten Liberalen würden uns Dank wissen. Jede solche Konzession würde uns vor der Nation hochstellen und uns das Heft in die Hand geben.«
    »Das hat doch viel Bedenkliches. Wenn solche Volksvertretung zum Beispiel Depossedierung der kleineren Souveräne beschlösse!«
    »Das wäre auch kein Unglück. Dieser gottlose rechtlose Souveränitätsschwindel der deutschen Partikularisten mag sie zum Schoßkind überspannter Kreuzzeitungsschwätzer machen. Doktrinäre wie Stahl und Gerlach möchten uns den Schutz jedes ausländischen Legitimismus aufbürden, diese sonderbaren Schwärmer erhitzen sich für alle italienischen Kronvasallen Österreichs und schimpfen das uralte Haus Savoyen illegitim, weil es sich mit der Revolution verbrüdert habe. Solidarität der konservativen Interessen in aller Herren Länder ist ein politischer Wahnwitz, und was unsere deutschen Kleinfürsten betrifft, so erwartet nur ein Narr von ihnen Gegenseitigkeit. Sie sind von Napoleon kreiert, von Metternich sanktioniert, das sagt alles. Der Rheinbund steckt ihnen im Blute, ob nun unter der Trikolore oder dem Doppeladler. Und solche unhistorischen Kronrechte sollen wir sorgsam hüten wie exotische Pflanzen im Treibhaus, beharrlicher als unsere eigenen im Freien blühenden, auf Gottes Erde organisch gewachsenen Blumen!«
    Der König hörte schweigend zu. »Aber das ist ja ... fast ungeheuerlich, was Sie da sagen. Der röteste Revolutionär kann es nicht besser. Das sind doch immerhin von Gott eingesetzte, auf altererbtem Recht thronende Fürstenhäuser.«
    »Als Glieder des alten Deutschen Reiches, ganz recht, und da taste ich ihr Bestehen nicht an. Doch es ist bare Donquichotterie, wenn Preußen sich von solch untergeordneten Gliedern ausschmarotzen läßt, während es Haupt und Arm Deutschlands sein soll und ist. Was hat Gott der Krone Preußen übertragen? Zuerst den Schutz Preußens gegen Ungebühr, die seine ihm von Gott vorgezeichnete Aufgabe lähmt.«
    Diese

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