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Bismarck 02

Bismarck 02

Titel: Bismarck 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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unterschieben uns Absichten –«
    »Die in den Tagen von Olmütz sichtbar zutage traten. Sie meinen doch wohl nicht, daß wir das je vergessen werden?«
    Karolyi errötete beinahe. Eine zu unangenehme Auffrischung von Tatsachen. »Vergessen auch Sie nicht, daß wir formelle Verbündete bleiben, beide dem Deutschen Bunde angehörig. Gegen Frankreich würden Sie uns am Platze finden.«
    »Darüber mag ich meine eigenen Gedanken haben. Auch dürften Eure Exzellenz genügend wissen, daß meine Politik auf Freundschaft mit dem Kaiser der Franzosen den größten Wert legt. Und ich darf wohl sagen, daß dies keine unglückliche Liebe ist. Aber selbst wenn dem so wäre, sollen wir uns deshalb jede Rücksichtslosigkeit von Österreich gefallen lassen? Gott bewahre! Ihre Voraussetzung hinkt so sehr, daß uns am Herzen liegt, Ihnen durch Taten zu beweisen, wie sehr Sie irren.«
    »Das ist nochmals eine deutliche Drohung.«
    »Nehmen Sie es so! Sie haben unseren Worten nie die gebührende Beachtung geschenkt, aber ich werde diesem unerträglichen Zustand ein Ende machen.«
    »Nun, was sind denn zur Zeit Ihre Anklagen wider uns?«
    »Das wissen Sie selbst am besten. Vor 1848 war es selbstverständlich, daß alle erheblichen Fragen am Bund erst aufgerollt wurden, nachdem man sich mit uns in Vernehmen gesetzt wie mit Ihnen. Ihr jetziger Herr Ministerpräsident, Graf Rechberg, mein alter Bekannter, wird sich erinnern, daß man so weit ging, bezüglich der Bundesfestung Rastatt die Dinge in der Schwebe zu lassen, weil man den Protest einiger Mittelstaaten nicht majorisieren wollte, heut dagegen hat die Keckheit gegen uns einen solchen Grad erreicht, daß man über unsern Widerspruch gegen den neu ausgeheckten Plan eines besonderen Delegiertentages zur Regelung deutscher Angelegenheiten einfach zur Tagesordnung übergeht.«
    »Die deutschen Dynastien sind eben sonst einstimmig in dem Bestreben –«
    »Sich vor Österreich zu ducken, die deutsche Frage noch mehr zu verwirren und zu entschlossenem Angriff auf Preußens Interessen überzugehen. Die gewählte Richtung bedeutet ein Attentat auf die Bundesverfassung.«
    »Vielleicht wird die goldene Mittelstraße uns auch hier auf gemeinsamen Weg bringen.«
    »Sie mißverstehen noch immer den Ton meiner Eröffnungen. Preußen will nicht, daß dies geschieht. Gegen ein allgemeines deutsches Parlament im bürgerlichen Sinne hätten wir nichts einzuwenden und werden es vorschlagen.«
    »Davon dürften Sie sich wohl kaum viel versprechen«, wandte Karolyi spitz ein. »Das Publikum steht nicht auf Ihrer Seite. Der alte deutsche Nationalverein ist eben mehr liberal als großdeutsch, und der neue Reformverein ist nicht preußisch gesinnt.«
    »Ja, er besteht größtenteils aus Katholiken und ist unter Ihrem Protektorat gegründet. Still, wir wollen uns doch nichts vormachen. Unser Widerspruch ist nicht, daß Sie es nur wissen, ein beiläufiger Zwischenfall, sondern der Beginn sehr ernster Auseinandersetzung.«
    Karolhi erhob sich. »Darf ich diese vertrauliche Unterredung möglichst wortgetreu an meine Regierung weiterleiten?«
    »Ich bitte inständig darum und um größtmögliche Genauigkeit.«
    Karolyi machte sich ans Werk. Er war wie vor den Kopf geschlagen. Eine solche Offenheit, ohne jeden Rückhalt, unerhört im diplomatischen Dienst, kann man doch höchstens einem Anfänger verzeihen. Das ist nicht ernst zu nehmen. Doch er meint, was er sagt, man muß es befürchten. Nun, Rechberg wird ihn wohl besser kennen. Man muß entschieden vorsichtiger sein und in Deutschland abwinken, nichts auf die Spitze treiben. Kommt Zeit, kommt Rat.
    Das war nämlich der Zweck der Übung. Otto wünschte jetzt noch nicht den völligen Bruch, die Armeereform mußte sich erst noch fester gestalten. Aber ein weiteres Vorschreiten Österreichs, das leichtfertig mit dem Feuer spielte, und an Preußens Ernstmachen nicht glaubte, hätte den Bruch notwendig verfrüht. Daher ein kalter Wasserstrahl. Solche Warnung würde mindestens ein Jahr lang den Krankheitsprozeß aufhalten, der nur mit Blut und Eisen eines chirurgischen Eingriffs geheilt werden konnte.
    Einige Tage später erhielt Karolyi eine neue Einladung. »Unser Gesandter am Bundestag depeschiert mir soeben, daß die Majorität ihr verfassungswidriges Spiel weitertreibt. Ich wies Herrn v. Usedom an, dem bayerischen Vertreter v. d. Pfordten jeden Zweifel zu beheben, daß wir eine unannehmbare Stellung für uns nicht dulden und den Bund brechen würden. Herr v.

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