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Bismarck 02

Bismarck 02

Titel: Bismarck 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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Österreichs Opposition uns systematisch unseren berechtigten Einfluß zu verkümmern suchte. Das währt noch heute fort. Gerade in denjenigen Klein- und Mittelstaaten, die uns geographisch am nächsten liegen, wird um Sympathien in einer Weise geworben, die uns entfremden muß.«
    »Sie übertreiben, Herr Ministerpräsident. Mein Gott, ein bißchen Familienhader! Ein Zank unter Brüdern, das kommt in den besten Familien vor. Gerät Österreich in Gefahr, werden wir Sie sicher an unserer Seite finden.« In dem liebenswürdigen und herzlichen Ton verkannte Otto nicht die verborgene Bosheit. Es sollte heißen: Tut nur nicht so, ihr beißt ja doch nicht und bleibt stets unsere getreue Gefolgschaft.
    »Diesen gefährlichen Wahn bitte ich Eure Exzellenz dringend, in Wien zu zerstreuen. Sonst wird eine sehr anderweitige Klarheit darüber gerade bei verhängnisvollen Entscheidungen eintreten. Ich meine doch, man hätte schon 1859 empfinden müssen, daß Preußen viel wärmer sich Österreichs angenommen hätte, wäre nicht unser Vertrauen längst untergraben gewesen. Nur eine gewisse Nachwirkung einstiger Vertrautheit hat uns bewogen, Österreichs Bedrängnis nicht für unseren Vorteil auszunutzen.«
    »O Exzellenz! Die brüderliche Treue der beiden deutschen Großmächte –«
    »War immer einseitig, und wir bezahlten die Kosten dieser Verbrüderung. Nun, entweder belebt sich diese nun auf ganz neuer Basis der absoluten Gegenseitigkeit, oder wir werden an deren Stelle eine Freundschaft mit Feinden Österreichs setzen.«
    Karolyi fuhr zusammen, als hätte er einen Schuß erhalten. »Das ist eine Drohung?«
    »Nur eine Wahrheit. Ich verhehle Ihnen nicht, daß ich meinem allergnädigsten Herrn niemals zu einer bloßen Neutralität wie 1859 raten würde. Österreich zeigt sich in Deutschland als unser hartnäckiger unbelehrbarer Feind, wir müssen daraus die Konsequenzen ziehen. Wollen Sie Ihre verderbliche Tätigkeit gegen uns fortsetzen, ja oder nein? So lautet die Frage.«
    »Was werfen Sie uns vor?«
    »Zunehmende Koalitionen der Mittelstaaten gegen uns anzuzetteln, scheint wohlerwogener Plan der Kaiserlichen Regierung.«
    »Das Erzhaus hat seine Traditionen aus dem alten Deutschen Reich zu wahren und kann schon aus Pietät nicht seine Verbindungen aufgeben.«
    »Daß man in Wien allzeit zu wenig sich um Deutschland kümmerte, um deutsche Geschichte zu studieren, ist mir nicht neu. Sie, Herr Graf, sind Ungar und deshalb entschuldigt. In älterer Zeit waren sowohl das protestantische Sachsen als das katholische Bayern Ihnen feindlich gesinnt. Ersteres kettete sich zu seinem Schaden an Österreich gegen Friedrich den Großen, unter dem damaligen Grafen Beust, so wie heut der Freiherr v. Beust ähnlichen Absichten huldigt. Später stand aber Sachsen zu Preußen, siehe Jena, und dann zu Napoleon. Bayern trat erst nach Napoleons Sturz in bessere Beziehungen zu Österreich. Hannover und Hessen aber folgen allzeit dem preußischen Einfluß. Sie sehen also, es ist nichts mit der Tradition einer Vergangenheit, und das ganze pietätvolle System hat Fürst Schwarzenberg erfunden ad usum Delfini .«
    Karolyi fühlte sich geschlagen und wich aus: »Es liegt eben bedingt in den Verhältnissen.«
    »Daß man uns aus dem Bund herausärgert? Ich beschwerte mich bei dem Altmeister der kaiserlichen Politik, Fürst Metternich, und dieser versprach mir, für Abstellung der Übel zu sorgen. Entweder unterließ er, sein Versprechen einzulösen, oder er hatte keine Macht mehr dazu. Nun, unsere Geduld ist erschöpft. Es ist für uns nicht der Mühe wert, uns für ein sonstiges Deutschland einzusetzen, das selber keine gemeinschaftlichen Neigungen hat und sich von einem größtenteils undeutschen Staat für dessen egoistische Zwecke verbrauchen läßt.«
    »Sie führen eine scharfe Sprache.« Karolyi hatte gegen den Ausfall »undeutscher Staat« sich entrüsten wollen, besann sich aber rechtzeitig, daß er Ungar sei. »Mir scheint denn doch auch Ihre Auffassung einseitig. Preußen ist mehr als wir der Anlehnung bedürftig. Österreich und Deutschland würden nicht dulden, daß Ihre auf zwei Fronten gefährdeten Grenzen vom Ausland verletzt werden.«
    »Darf ich fragen, welche zwei Fronten das sind? Wir haben nämlich drei Fronten. Da Rußland, mit dem wir traditionell auf allerbestem Fuße stehen, hierfür ausscheidet, meinen Herr Graf also Frankreich und Österreich!«
    »Diese Insinuation möchte ich mir verbitten, Herr Ministerpräsident. Sie

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