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Bismarck 03

Bismarck 03

Titel: Bismarck 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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erweist, gegen einen tüchtigen Gegner. Soll Umfassung wirken, muß sie einseitig erfolgen durch einen starken Flügel. Man hätte deutscherseits geradezu auf die Revancheeitelkeit spekulieren und möglichst wenig Truppen vor Metz und Straßburg versammeln sollen, um mit desto größerer Masse im Westen durchzubrechen. Nach der Südfront gehörten höchstens 10, nach der Mittelfront 24 (die 5. A. hätte ein ganzes Korps stärker sein sollen), auf dem Stoßflügel 47 Divisionen. Allerdings waren ihm noch die ursprünglich 9 D. Hausens zugedacht, doch es ließ sich vorhersehen, daß dieser als Lückenfüllung zwischen 2. und 4. A. unmöglich zu weit westlich sich wenden durfte. Es war auch ein Jammer, daß man nicht zur Verstärkung Hindenburgs lieber zwei K. aus Lothringen schickte, statt sie Bülow und Hausen wegzunehmen, denen sie in der Marneschlacht bitter fehlten. Doch sollte man dies alles Moltke nicht zu hart anrechnen, man vergißt einen wesentlichen Fehler, die Kriegsüberstürzung, die durch politische Vertrauensseligkeit verspätete Mobilisierung. Der Informationsdienst war so unter aller Kritik, daß die lange Kriegsvorbereitung Rußlands verhüllt blieb und dessen rascher Aufmarsch alle schönen Dispositionen in den Aktenschränken des Generalstabs über den Haufen warf. Es wäre wahrlich vernünftiger gewesen, das 5. und 8. K. gegen Rußland zu belassen, statt daß man später zwei Korps von Aachen nach Eylau beförderte, die also tatsächlich im August den famosen Spaziergang Erlons am 16. Juni 1815 nachmachten, d. h. zwischen zwei Kriegszonen kampflos hin und her pendelten. Ludendorff behauptet, er habe gar nicht Unterstützung verlangt, was freilich sonderbar und schrullenhaft scheint, ohne Gallwitz und Plüskow hätte man die erste Masurenschlacht vom 7.–12. Sept. nicht siegreich durchführen können. Die Übereilung beim Aufmarsch erlaubte aber kein langes Besinnen und gebot, die Süddeutschen auf möglichst nahe Entfernung zu verwenden. Teile von ihnen zur Verteidigung Ostpreußens zu brauchen, verbot sich politisch und moralisch, so blieb untunlich, andere als die zurückgebliebenen Korps Gallwitz und Plüskow nach Osten abzuwerfen. So gab es eine Komödie der Irrungen. Moltke gehörte eben nicht zu den Fortunaten wie Moltke der Ältere und sein Glück. Weh dir, daß du ein Neffe bist!
    Nur napoleonisches Hellgesicht oder besonderes Glück hätten das Zauberstück bei Maubeuge aufführen können, das heut als sicher möglich vorgespiegelt wird. Doch »das Glück war niemals bei den Hohenstaufen«, nur selten bei den Hohenzollern, des alten Moltke berufenes Wort »Glück hat auf die Dauer nur der Tüchtige« (eine geradezu triviale Frivolität, da hier doch der äußere Erfolg gemeint ist, also waren Hannibal und Friedrich der Gr. vermutlich untüchtig) klingt scherzhaft in seinem Munde, den immer Schicksalsverkettung begünstigte. Nur solche hätte die unleugbaren strategischen Chancen der 3. A. ins Rollen gebracht, doch die den Deutschen nicht holde Glücksgöttin wollte es anders.
    Ob man beim Aufmarsch gegen Toul-Epinal weitgesteckte Ziele verfolgte, wie die Ententekritik unterschiebt, blieb zwar aktenmäßig ungeklärt, doch spricht Moltkes Direktive vom 5. Sept. allen Ernstes von Herandrücken der französischen Gesamtmacht an die Schweizer Grenze, eine ganz unglaubliche Träumerphrase. Da aber umgekehrt Joffre einen Sieg unter die Mauern von Metz tragen wollte, wird man, preisend mit viel schönen Reden, seinen großen Mißerfolg doch wohl nicht als Weisheitszeugnis bewundern dürfen. Der Gedankenkreis, in dem sich Moltke bewegte, wird aber erst recht nebelhaft, dadurch, daß er am 5. noch der 6. und 7. A. eine wichtige Rolle im Süden zudachte, während er doch schon früher deren Umgruppierung nach Westen anordnete. »Seine Basis wechseln kann die Tat eines Genies sein, meist ist sie die eines Verrückten.« »Man soll nicht immer erraten wollen, was der Feind tun könnte, mein Plan bleibt immer derselbe.« Gegenüber diesen goldenen Wahrsprüchen Napoleons war der so geläufig gewordene Begriff Umgruppierung im Weltkrieg oft ein Schwächezeichen, um durch verspätete Korrektur einen Fehler einzurenken. Verurteilen Moltkes bedeutet aber nicht Loben Joffres, dessen Dynamik-Oekonomie beim Aufmarsch den gleichen Schiefbau herstellte. Bis 4. Sept. gab er lauter unbrauchbar, von den Ereignissen überholte Direktiven. Über die Linien, die er einzuhalten befahl, war der Gegner immer bald

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