Bismarck 03
D. schon lange voraus war, wanderte auch mit den badischen Reserven bald nach der Westfront. Von 33. R. D. verblieb einige Zeit das Metzer Ers. Rgt. bei Mamay, ging dann auch ins Woevre, wo gleichfalls 98. und 99. L. W. erschienen. Nach so gründlicher beiderseitiger Ausleerung der Front verlor das Kriegstheater Nancy–Mühlhausen fortan jede Wichtigkeit, obschon Gaedes L. W. Gelegenheit fand, sich in winterlich vereisten Bergkuppen und verschneiten Hochwäldern als Bergkraxler unter erschwerenden Umständen zu bewähren. Dubail hatte fortan nichts anderes zu tun, als auf seiner Nordflanke zu hämmern, um die Bayernschranke zu brechen. Jeder Durchbruchsversuch ward vereitelt, die Franken behaupteten das ganze Waldgebiet bis Bois d'Ailly. Dubails Anrennen weiter östlich über den Priesterwald bis Pont à Mousson, um Strantz in der Flanke aufzurollen, ertrank in Blutbädern. Zuletzt richtete er sein Augenmerk ausschließlich auf die Côtes Lorraines bei Combres, doch kurze Freude über einigen Gewinn nach neun Kriegsmonaten wurde auch dort gedämpft, durch steigenden Riesenverlust, der seine zahlreichen Verstärkungen wegfraß. Auch im September muß sein Verlust am Nordflügel nach eigenen französischen Geständnissen sehr groß gewesen sein. Im Oktober klagte Paris, 40 000 der besten Soldaten seien in Lothringen beerdigt, was einer Gesamteinbuße von 200 000 entspricht. Was die Deutschen zwischen Magniàres und St. Mihiel verloren, in der zweiten Phase rund 11 700 inkl. 3300 bei St. Mihiel–Liouville, also ganzer Monatsverlust rund 34 000 bis Altkirch, betrug noch nicht die Hälfte des Augustverlustes und wurde sicher durch weit größeren französischen aufgewogen, der wohl kaum unter 60 000 zu stehen kam.
Wesentliche Schmälerung deutscher Gewinnchancen trat also Ende September nicht ein. Mußte man auf Nancy–Epinal verzichten, so ersetzte dies die Bedrohung Touls. Indem Rupprecht jetzt seine Rechte so weit ausreckte und sich dort fortan das ganze Kampfgewitter zusammenzog, überführten sich beide Parteien, daß der endlos gespreizte Frontalkampf Epinal–Nancy strategisch wertlos gewesen war. So schwer es fällt, zeitgenössisch Feldherrnverdienste festzulegen, so scheint uns der hohe Ruf, der den Bayrischen Kronprinzen im ganzen Weltkrieg umgab, berechtigt. Denn daß er den unseligen Rückzugsbefehl der O. H. L. noch in einer Weise umsetzte, der dem Unsinn die Spitze abbrach und noch vor seiner neuen großen Aufgabe an der Westfront, von der er doch den Kopf voll hatte, die stärkste strategische Handlung vollzog, die der Weltkrieg je in Frankreich zeitigte, gibt uns eine hohe Meinung von seiner Entschlossenheit und Fähigkeit. Dies beweist zugleich, daß er den Rückzug überhaupt mißbilligte.
Da später 14. und 20. und im Oktober auch 16. K. Taverna sich abmeldeten, so schieden nicht weniger als 18 Inf. und 3 Kav. D. (früher entsendete 17. D. ungerechnet) nacheinander aus der französischen Südostfront aus, während deutscherseits 14 Inf. und 2 Kav. D. (beziehentlich, sächs. nach Rußland) den Kampfplatz verließen. Um so weniger lag Nötigung zum Rückzug vor. Gewiß blieben im Oktober nur etwa 160 deutsche Bataillone gegen noch 220 französische übrig (inkl. 1. Kol. D. und ganzes Alpenkorps), doch bis 12. Sept. noch 270 inkl. Nachhut des 15. und 21. K., 4 Rgt. des 2. b. K. und 3. R. Rgt. sowie III/16. und Gruppe Genevieve gegen etwa 295. Ist das ein Kraftverhältnis für deutsche Truppen, um »strategische« Rückzüge anzutreten, nachdem im August 350 deutsche fast 500 französische Batl. ununterbrochen über den Haufen warfen? Und dabei muß man noch den viel größeren französischen Verlust bedenken, der die Kräfte nahezu gleich machte. Solche Statistik setzt den Punkt aufs I, um die unverantwortliche Schwäche der O. H. L. zu geißeln, die nach der Marneschlacht von zeitweiliger Panik befallen schien. Mindestens ein Korps zu viel ging nach der Westfront ab. Die »Schlacht bei Thiaucourt« fiel nur deshalb nicht ungünstig für Dubail aus, weil alle Badenser nacheinander abrollten. Daß man sich dies erlaubte, zeigt freilich, daß die angebliche Krise dort gar nicht eintrat. Von der 28. R. D. focht nur eine Brigade, die andere und die Artillerie waren schon weg nach Richtung Albert, wo bloß eine Division genügt hätte. Es ist wahr, daß die aktiven Badenser, die im September mehr (7500) als im August verloren, im Oktober auf der Westfront eine bedeutende Rolle spielten und dort
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