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Bismarck 03

Bismarck 03

Titel: Bismarck 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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vorbehalten, die ihresgleichen sucht. Und da wagt Baumgarten noch von einer »schleichenden Legende« contra Kluck zu reden! Uns ist zwar nichts davon bekannt, aber es würde uns freuen, wenn es noch andere Klarblickende gibt. – Die große Lässigkeit der saumseligen Verfolgung Herzog Albrechts wird auch vertuscht. Nur so war es möglich, daß er und Hausen am 6. einverstanden waren, der Feind werde nicht standhalten. Sein Kavalleriemangel entschuldigt Hausen, daß er nicht schon früher die Lücke bei Mailly entdeckte, was der Schlacht sofort eine entscheidende Wendung gegeben hätte. Wenn Joffre als ungerechtes Zeichen des Mißvergnügens die ganze Linke Langles abtrennte und sie dem bisherigen Korpschef Foch zu selbständigem Kommando übergab, so verbürgt Teilung wohl handlichere Beweglichkeit, nicht aber Einheitlichkeit des Handelns. Langle mißachtete Joffres Rückzugsbefehl und verharrte zu lange bei Sedan, weil er taktischen Vorteil davon erwartete, und an Ruffeys längeres Behaupten der südlichen Maasstrecke glaubte. Vielleicht getäuscht durch optimistische Rapporte, ebenso schädlich wie pessimistische, im Krieg, verfängt immer nur Wahrheit. Hiernach war es unmögliches Ansinnen, wenn Joffre von Langle Festhalten der Vesle verlangte. Er mußte froh sein, Vitry zu erreichen, ehe sich die Sachsen durch die Champagne ergossen. Da aber seine Rechte am Ornain ungefährdet blieb, bezog er ungehindert seine neue Stellung. Seine Flanke hielt er für gesichert durch die Linke Sarrails, die aber bald durch den Kronprinzen bis zum Ornain zurückgetrieben wurde, eine peinliche Überraschung. Da aber die 4. A. sich nicht sputete, hielt sich Langles Linke länger als denkbar, da sie sonst im Nordwesten aus den Angeln gehoben sein würde. Er wollte im Camp d'Attila in den Katalaunischen Feldern keine historischen Erinnerungen gegen »neue Hunnen« heraufbeschwören und zog sich östlich zusammen, hob aber so den Zusammenhang mit Foch auf, der seinerseits Gond–Sumpf hinter sich ließ und eine zu gedrängte Aufstellung nordwärts bezog. Er verließ die napoleonischen Siegessäulen bei Vauxchaps-Champaubert, um sich in einem Bergtaltrichter zerklüfteten Geländes zu vertiefen, wo der alte Schlachtname Champenoise ein böses Omen bedeutete. Beide Heerführer handelten nach rein taktischen Gesichtspunkten und ließen die strategische Rücksicht außer acht, daß zwischen ihnen eine weite Lücke bei Mailly entstand, nur notdürftig durch 9. Kav. D. gestopft. Die voraussprengenden Husaren Hausens erkundeten diese klaffende Leere, doch vorläufig waren allein eilende Leipziger nach Vitry eingedreht und es brauchte Tage, ehe er Kräfte heranbugsierte, um bei Mailly durchzustoßen. Dies war nachher seine wohlerwogene Absicht, wieder hing sich ihm aber Bülow wie ein Mühlstein an.
    Wegen unzureichender Kenntnis der Marschlage ordnete Moltke am 4. an, 4. A. solle auf Chalons marschieren, an sich ganz richtig, da allgemeine Rechtsschwenkung nottat, doch unausführbar, weil die Schlacht so jählings anhob, daß man keine überdachte Schlachtlinie herstellen durfte. Ob auch Bülow den bestimmten Eindruck hatte, der Feind ziehe ab, ist fraglich, jedenfalls wurde er am frühesten eines Besseren belehrt. Nie gab es ein krasseres Beispiel improvisierter Begegnungsschlacht. Nur eins begünstigte die Deutschen: Frenchs beispiellose Schlaffheit. Am 20. Aug. noch 200 km von Paris entfernt, stand er nach neun Tagemärschen schon bei Coulommiers südöstlich von Paris. Nachdem er treuherzig funkte, er habe bei Mons nur 2000 (!) verloren, heischte er von Joffre , er müsse fortan einen Tagesmarsch hinter den Franzosen bleiben, um völlige Vernichtung zu vermeiden. Joffre vertröstet ihn mit Maunoury, nichtsdestoweniger bekannte er sich auch am 6. unfähig, die befohlene Vorbewegung auszuführen. Dies Datum stimmt, denn Foch und Langle erhielten erst am 5. abends Angriffsbefehl, Joffres Angriffsdisposition ist also dem Sinne nach apokryph, denn dies bezog sich nur auf Gallienis Eingebung, Maunoury vorstoßen zu lassen. Die Zusammenstöße am 5. waren gegenseitig Überraschungen. Jedenfalls wich French vor Richthofen noch weiter südwärts, wobei er die Gardejäger vielleicht für das Gardekorps hielt, denn was wäre bei dieser Nebelhaftigkeit nicht möglich, die allen Ernstes gewaltige deutsche Übermacht sah, als Marrwitz und 4. Jäger am Cressywald vorgingen und reitende Artillerie über die Morinufer zielgerecht das englische Lager

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