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Bismarck 03

Bismarck 03

Titel: Bismarck 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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sogar schon am 4. bei Betz im äußersten Westen. Auf Kuhls Karte liegt Linsingen am 5. südlich Trilport, von dort im »Nachtmarsch« mittags Acy zu erreichen ist unmöglich, zumal er bestimmt erst morgens aufbrach, da man nicht früher sichere Kunde vom 4. R. K. erhielt. Trennung des 2. K. beidseitig 4. R. K. macht genügend klar, daß 4. D. von Senlis nach Acis, 3. D. über F. Milon nach Vareddes marschierte. Da ferner das am weitesten voraus befindliche 9. K. bei Esternay Halt machte, so ist sinnlos, 3. K. schon südlich des Gr. Morin zu glauben! Wir können uns daher nicht helfen, auch die von Bülow zitierte Mitteilung Klucks für irgendeinen Gedächtnisfehler Bülows zu halten, auch mag Kluck die mitgeteilten Marschziele sofort in Weisung an Armin und Linsingen widerrufen haben. Denn wie soll man vollends verstehen, daß er einem englischen Interviuer beteuerte, er habe sich dreimal geweigert, die Marne zu überschreiten! Weder Moltke noch Bülow befahlen ihm so etwas, wollten vielmehr das Gegenteil. Also erkennt Kluck die schwachen Punkte der ihm gewidmeten Reklame und will sich von einem Fehler reinwaschen, den er nie beging, indem er zugleich die Kritik auf den toten Moltke verweist. Diese Kritik, die seinen angeblichen Marneübergang schonend rügt, aber dafür sein fabelhaft schnelles Einrenken des »Fehlers« verherrlicht, sieht wieder den Wald vor Bäumen nicht. Denn hätte Kluck wirklich mit 2., 3., 4. und 9. K. vereint am Morin gestanden, so hätte er sich zwar groben Ungehorsams schuldig gemacht, doch sich Unsterblichkeit erworben, weil er mit genialem Instinkt das Richtige traf. Wir können seine Ansicht, wenn sie je bestand, keineswegs tadeln. Maunoury hin Maunoury her! Sein Bluffmanöver war ein reiner Verlegenheitsakt und gehört zu denen, von denen Napoleon sagte; »Geht der Feind dort vor, so würde ich ihm glückliche Reise wünschen, er wird schneller zurückkehren, als er kam.« Gingen 4. R. K. und 6. D. Schritt für Schritt fechtend zur Aisne zurück, wohin ja auch 9. R. K. im Anmarsch war, so würde selbst das entschlossenste Vordringen hier gar nichts genützt haben, falls inzwischen oer große Schlag gegen die verbündete Hauptmasse fiel. Noch mehr: Maunoury hätte sich eiligst nach Paris gerettet, um der Umgarnung zu entgehen, da er ganz in der Luft schwebte, wenn inzwischen Esperet zertrümmert wurde. Und das wäre geschehen, wenn Kluck vereint am großen Morin losschlug. French wäre natürlich wieder Hals über Kopf abgezogen, an Fortsetzung der Schlacht bei Foch und Langle war dann schon am 7. nicht mehr zu denken, die Marneschlacht wäre in ein verzweifeltes Rückzugsgefecht Joffres ausgeartet. Wenn also Kluck am Morin den Arm zum Schlag erhob und ihn dann kraftlos sinken ließ, dann beging er ein militärisches Verbrechen kleinlicher Mittelmäßigkeit, die nur am eigenen Wohlergehen klebt, ohne Rücksicht aufs ganze und auf entscheidenden Sieg Deutschlands verzichtet, weil ihr möglichenfalls ein Korps verloren gehen könne. Wir könnten uns nichts Traurigeres denken, als diese 35 oder 50 km Rückmarsch der abgehetzten Truppen gegen vermeintliche Gefahr. Aber wozu sich aufregen! Es ist ja alles nur ein Nebelstreif. Nie hat Kluck den Hin- und Rückmarsch ausgeführt, sintemal er der örtlichen Lage nach nicht mal Meaux am 5. erreichen konnte, seine »glänzende Parade« und sein divinatorisches Hellgesicht – so ähnlich schreibt der Schweizer Bircher, man glaubt zu träumen, – schrumpfen darauf zusammen, daß er bei Maunourys Angriff endlich seine Armee zu vereinen suchte, was ihm erst am 9. gelang. »Meine Armee war gerettet«, rühmte er sich. Ja, sie war gerettet, da sie keiner Rettung bedurfte und die Marneschlacht verloren zu unwiderbringlichem Schaden Deutschlands, das bis zuletzt an diesem Scheitern schneller Besiegung Frankreichs krankte. Fahr wohl für immer, schöne Leiche!

Die Marneschlacht.

I. Die Schlacht am Ourcq.
    Zufall war Trumpf, »Sr. Majestät der Hazard«. Joffre Lobsprüche erteilen, ist sehr unangemessen. Nichts berechtigte sein Hazardieren zu der Annahme, die Deutschen hätten sich müde gesiegt. Geschickte Verschiebung, die man ihm andichtet, beschränkt sich darauf, daß er Sarrail höchst unpassend um 3 Divisionen prellte, also von der strategischen Bedeutung seiner rechten Flanke keine Ahnung hatte, und daß mit Ausnutzung seines Bahnnetzes eine Umformung in Lothringen entstand, die ihm verderblich werden konnte, durch Entblößung der Mosel- und

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