Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bismarck 03

Bismarck 03

Titel: Bismarck 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
Vom Netzwerk:
beschoß. Später stimmte er solche Klagelieder an, daß er die Hälfte des Korps Boelle entlehnte, das doch zu Maunoury stoßen sollte, und es erst am 8. freigab. Von seinem 1. und 2. K. hatte er nach dem Rückzugsunglück eine so geringe Meinung, daß er später nur das frische 3. K. vorzuschieben wagte. Natürlich kam ihm später die Klucklegende sehr zu statten, die sein Zurückweichen vor 2., 3. und 4. K. entschuldigt, von welchen kein Mann je am Gr. Morin war! Man ergründet nicht, wer zuerst diesen Schwindel aufbrachte, ob Entente-Erfindungen, deutsche Berichterstatter oder deutsches Geschwätz die Ententehistorie dazu begeisterten. Fremde und eigene Interessen arbeiteten sich gegenseitig in die Hände. Aus Klucks unklarem Buch wird man nicht klug, Bülow paßt sich aus tendenziösen Ursachen so genau der Legende an, daß er es fertig bringt, auch noch die Hälfte 4. R. K. bei Meaux übergehen zu lassen, was nicht mal die kühnsten Phantasten sonst wagten. Wenn man so feststehende Tatsachen fälschen kann – daß 4. R. K. vereint in Richtung Dammartin stand, darüber besteht kein Zweifel –, darf man getrost weiterdichten. Besonders lieblich wird aber der Eindruck, daß die Kluck -Verehrer ihm lauter Dinge zu seinem »Ruhme« zuschieben, die höchst verwerflich und obendrein unmöglich wären. Wäre Kluck von Maunoury völlig überrumpelt worden, so wäre dies sträfliche Unvorsichtigkeit. Nun befand sich aber ein Hauptteil der 4. Kav. D. (Teile auch im Westen nebst 9. und 10. Jägern) westlich der Marnesehne, 6. Ratiborer Husaren voraus, und hätten natürlich längst das Vorhandensein einer Pariser Armee festgestellt. Das 4. R. K. ist weder überrumpelt worden, noch war es isoliert, sonst hätten nicht schon am 6. Teile des 2. und 4. K. bei ihm gefochten. Da aber Kluck die »Bedrohung« durch Maunoury hinreichend kannte, hätte er ein Kriegsgericht verdient, wenn er trotzdem an dessen Front vorbei gemütlich jenseits nach Süden gezogen wäre. Seine spätere Ängstlichkeit lehrt zur Genüge, daß solches Verfahren ihm fern lag. Doch es kommt noch schöner. Moltke hatte ihm ausdrücklich in Direktive für 5. befohlen, »zwischen Oise und Marne« zu bleiben und sich gegen etwaige Ausfälle aus Paris zu decken, seine Aufgabe sei dauernder Flankenschutz der ganzen deutschen Front. Er hätte also dem Befehl auf eigene Faust zuwidergehandelt. Jetzt stößt man wieder auf unlösbaren Widerspruch. Laut Bülow habe Kluck vorgeschlagen, sofort bis zur Seine durchzustoßen gegen Bülows Willen und als eigene Wurfziele Coulommiers–Saignet angegeben, auf Bülows Protest geantwortet, er könne seine Bewegung nicht mehr einstellen. Zitiert Bülow richtig, so scheint allerdings bewiesen, daß Kluck diese Absicht hatte, nur daß Bülow irrig die Marschziele als erreicht annimmt. (Man vergesse nicht, daß nur Truppen Klucks, nämlich Marrwitz und 9. K. in jener Gegend standen, Bülow also lediglich, selbst wenn er emsig nachforschte, auf Mitteilungen der 1. A. angewiesen war, die ihm gewiß nicht klaren Wein einschenkte). Das »Umkehren« Klucks erscheint also jetzt dahin geklärt, daß tatsächlich Teile 2. und 4. K. (14. und 26. J.) sich auf Marsch nach Meaux befanden, doch auf Hilferuf des 4. R. K. zu ihm eilten. Spitze 4. K. bei Rebais? Verwechselung mit 4. Jägern. Auf Kuhls Karte steht es schon viel nördlicher bei Ferté Gaucher, auch von dort konnte es bei solcher Entfernung erst am 7. am Ourcq eingreifen, geschweige denn von Rebais oder gar Provins, und zwar teilweise bei Betz im äußersten Westen. Tatsächlich kämpften aber schon am 6. Teile Armins am Ourcq. Keinesfalls befanden sich 2. und 4. K. am Gr. Morin, wenn sie am 6. schon 60 km nördlich davon fochten! So schrumpft die »glänzende Parade« auf reine Selbstverständlichkeit ein, die ohne jede Schwierigkeit auf nahe Entfernung eintrat. Es befremdet schon, daß Klucks Hauptquartier im Ferté Milon lag, also weit nördlicher als Bülows Hauptquartier Montmort. Wenn man so einschneidende Maßnahmen auf eigene Verantwortung ergreift, pflegt man sich in der Nähe zu halten. Klucks Stabschef Kuhl behauptet, das A. Kommando sei mittags in Rebais angekommen, meint aber offenbar nur sich selbst, zur Auskundung vorauseilend. Denn Kluck selber erzählt, er habe persönlich aus Ferté Milon II/24., Bedeckung seines dortigen Hauptquartiers, zum Ourcq abgeschoben. Dorthin marschierte überhaupt die 6. Div., denn Vorposten von III/35., III/64. und II/20. standen

Weitere Kostenlose Bücher