Bismarck 03
erwarten sei. Jede anhaltende Südwestbewegung mußte Laffert in üble Lage bringen, da der Feind schon bis Sommepuis seine rechte Flanke zu überflügeln drohte. So nahm er Front nach Ost und Südost, insbesondere reckte sich 104. südöstlich. Dort sollte 23. D. anrücken; vorerst blieb Laffert allein mit drei Brigaden, denn von 40. D., noch meist zurück, kam nur 88. Brig. zu wirklichem Kampfe. Wie überall verwischt die deutsche Darstellung der Marneschlacht auch hier, wie unheitlich 3. A. ins Gefecht trat. Am 6. fochten schon erhebliche Teile der 1. und 2. A., als nur Vorhut 32. und acht Bataillone der 24. D. am Feinde waren; erst am 9. waren offiziell alle Divisionen da, doch viele Teile erreichten nicht das Schlachtfeld. Man vergesse aber nicht, daß die Entfernung von Reims bis Vitry viel größer war, als bis Petit Morin, daher Bülow natürlich früher auf den Feind stieß. Um so anerkennenswerter, daß gerade Lafferts Vorhut bei Vitry schon am 5. soweit voraus war. Verhältnismäßig brachte Hausen doch noch kompaktere Massen an den Feind als Bülow, zumal die Sachsen im August noch kein Drittel soviel verloren als Bülows vier verfügbaren Korps, ihrer Mitwirkung also besondere Bedeutung zukam. Es ist zwar irrig, daß die Sachsen bisher durch längere Märsche erschöpft waren als Bülows Scharen; das glich sich aus, wohl aber machte sich Bülow jetzt die Sache bequem, außer der Garde sputete sich nur Emmichs 19. Div. (Nur diese meldete nachher ihr Stabsquartier in Vauchamps; unsere Divination, daß 20. D. wesentlich nicht anlangte, gewinnt also neuen Beleg.) Hausens Vorhut und 19. K. waren allerdings schon am 3. in vollem Gange, 12. K. aber ruhte entschieden zu lange bei Rethel und alle verbrauchten daher mehr Marschkraft als 1., 2. und 4. A., um den Feind zu erreichen. Nicht fällt dies Hausen zur Last, der vielmehr jetzt das Äußerste an Pflichterfüllung tat, sondern der allgemeinen Liederlichkeit des völlig ungeregelten Vormarsches. Die Schuld dafür Moltke aufzubürden, ist unverständig; er verließ sich eben auf Bülow, wie sich Napoleon 1815 auf Grouchy verließ. Mit letzterem Marschall genießt Bülow eine gewisse ominöse Ähnlichkeit; denn man zeihte Grouchy irrig der Unfähigkeit, der nachher beim Rückzug bewies, daß Napoleon sich keineswegs in ihm irrte. Bülows Verdienste im August betonten wir genug. Doch wie Grouchy litt er an Eigensinn, hörte auf niemand, so verrannt in vorgefaßte Meinung, daß auch seine Rechtfertigungsschrift wunderbar derjenigen Grouchys gleicht, da auch er sich nicht scheute, mit falschen Zeitdaten seine Sache zu schützen. Wer weiß, ob nicht eines Tages ein Aktenforscher wie bei Grouchy enthüllt daß er absichtlich falsch zitierte! Dagegen darf man Hausen nicht vorwerfen, daß er nicht von Anfang an sich Bülows Bevormundung schon am 6. verbat. Dazu gehört ein unbeugsamer Wille gegenüber Bülows traditionellem Ansehen. Wenigstens leitete Hausen doch 23. D. in die rechte Bahn, die am 6. totmüde und verschwitzt nördlich Sommesons anlangte. Vor Zurückdrückung Eydoux' südlich am 8. früh war dort ihr Vormarsch nicht gesichert; von dort bis Sommepuis (nicht zu verwechseln mit Sommepy nördlich Chalons) ist noch eine weite Strecke. Wir halten daher angeblichen Gefechtseintritt der 23. D. schon am 7. für ausgeschlossen, außer vielleicht mit I/182. und drei Kompanien 100. laut V. L. Das konnte nicht Lafferts 104. erleichtern. Es lag Front südwärts gegen Grenoble Farm, während 106., 107. und 133. nach Südost feuerten. Die 89. Brig. war isoliert. Seit 8 Uhr morgens stockte der Angriff, die Leipziger Artillerie litt schwer. Glücklicher wirkte sie weiter links bei Huison, wo 134. und 139. einen Massenstoß abschlugen, der nordwestlich Courdenanges die rechte Flanke des 8. K. bedrohte. Die Rheinländer brachten dort den Sachsen keine Unterstützung, sondern bedurften ihrer selbst. Der Gefechtsstand der tapferen 24. D. war ungünstig, das Fußvolk fühlte sich unter beklemmender Artillerieeindeckung förmlich erlöst, wenn man den unsichtbaren Feind fassen konnte: wenn es die deutschen Linien reif zum Überennen hielt, bekam es dem 17. K. übel. Beim 104. gestaltete sich das Ringen in sengendem Sonnenbrand besonders furchtbar, der ungeheure Verlust des heldenmütig ausharrenden Regiments beweist klar, daß ihm am 7. noch keinerlei kameradschaftliche Entlastung kam. An einem Tage litt bisher kein Regiment ähnlich außer 37er bei Monthois, deren
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