Bismarck 03
Kolonialdivision und eine andere entsandte und so mit »6 Divisionen« einen Rammstoß ansetzte. Dieser famose, überall gewichtig betonte Stoß hatte so geringe Wirkung, daß die Sachsen ihn kaum empfanden, auch nahm die linke Division des Epinalkorps daran nur spärlichen Anteil, da sie fortwährend durch ein paar Bataillone der 23. R. D. und stärkere Artillerie gefesselt wurde, 23. R. A. verschob sich nämlich jetzt neben die schwere Fußartillerie dorthin. Was Langles sechste Division betrifft, so soll sie vom 2. K. Gerard gewesen sein, was wir aber dem früheren Standort nach kaum glauben, da es eine beschämende Geringschätzung der 4. A. voraussetzt. Wahrscheinlich war es eine seit Mouzon äußerst geschwächte des 12. K.
Von 5 Uhr nachm. nahm die Schlacht ab, die so günstig für Hausen stand, daß man sich anschickte, in der folgenden (nicht voraufgehenden) Nacht den Feind bei Sommepuis zu überfallen. Den verpuffenden »Rammstoß« bemerkte man sächsischerseits gar nicht als wesentliche Handlung. Vorstoß der 43. Epinaldivision von Les Efforts östlich Trouan fiel nach kurzem Waldeinbruch sehr schwächlich aus, und die vor Mörsern und Haubitzen ausweichende 13. D. blieb ehrfürchtig südlich des Mauriennebachs stehen. Langle sah seine Lage am 10. abends für sehr bedrohlich an, sie wäre bei energischem Vorgehen Herzog Albrechts ohnehin rettungslos gewesen. Da sah er am 11. den im Morgengrauen, nicht »bei Nacht«, unter plötzlich strömenden Regen angetretenen Rückzug der Sachsen vor sich die Waldebene leeren.
Nach Kirchbachs Abzug ließ sich die schon nördlich in der Flanke überhöhte Linie der 23. D. nicht behaupten. Der oft in unsere Fußstapfen tretende, doch stets in Halbheit befangene Bircher (der beiläufig allen Ernstes schon am 9. Sommepuis verloren gehen läßt) nennt dort 101. und 108. als Nachhut, für beide liegt kein Ausweis vor, wohl aber fürs 104., das laut V. L. noch am 11. auf seinem Posten stehen blieb. Nicht am 9., sondern am 11. bewog das Epinalkorps die Nachhut zum Abzug. Wann 107. und 133. Vitry verließen, sagt uns kein Baumgarten, vor 11. mittags zog Langle in Vitry ein, wahrscheinlich überzeugt, sein »Rammstoß« habe gewirkt. Natürlich stellte sich überall vom Ourcq bis zu den Argonnen die alte Finte ein, übergroßer Verlust zwinge die Deutschen, vom Angriff abzustehen! Denn außer allenfalls bei Esperet ließ sich ja der wunderliche Rückzug nur durch irgendein Geheimnisvolles erklären. Ach, wir kennen dies dunkle Geheimnis!
In der Mitte zuletzt eingedrückt, links umfaßt, rechts nach St. Dizier zurückhängend, wären die an Waldrändern und brennenden Gehöften sich so wacker wehrenden Südfranzosen schon am 8. weggequetscht worden, wenn die weit stärkere 4. A. rechtzeitig Langles Rechte aus den Angeln gehoben hätte. Dann hätte selbst Bülows Angsthaberei sich wohl oder übel zur Fortsetzung der Siegesschlacht verstehen müssen. Natürlich war verhängnisvoll, daß Moltke erst am 11. persönlich in Reims erschien, doch kein Unterführer klärte ihn auf, weder über die Unordnung des Vormarsches, noch über Entbrennen einer Hauptschlacht, was schon am 6. klar zu Tage lag. Lange wiegte er sich im Wahn, Joffre ziehe zur Seine ab. Man darf aber nicht sagen, daß er nicht durchschaut habe, wie günstig am 9. alles stand. Der Unglücksrabe Hentsch hatte Hausen am 9. halb überredet, so daß er Vorkehrung zum Rückzug traf, doch am 10. die Schlacht fortsetzte, aus welchem angeblichen Schwanken böswillige Kritik schloß, er habe wieder mal den Kopf verloren. Nichts weniger als das! Noch weniger erhielt er widerspruchsvolle Befehle Moltkes, wie die Sage raunt. Vielmehr klärte ein Funkspruch ½ 11 Uhr nachts Hausen über die wirkliche Auffassung der O. H. L. auf: »3. A. bleibt südlich Chalons, Angriff am 10. sobald wie möglich wieder aufzunehmen «. Darauf erhielt 19. K. Gegenbefehl, es solle in seiner Stellung verharren, was mit Jubel aufgenommen wurde. Bei Hausens Rückzugsanordnung vom 9. abends kam ihm natürlich nicht in den Sinn, daß Bülow, der doch wohl zwingenden Gründen folge, ohne jede Zustimmung Moltkes handele. Für Hausen wurde Hentschs Unheilgekrächz vom Siegesruf der begeisterten Truppen übertönt, jetzt überzeugte er sich, daß man an höchster Stelle ganz anders dachte als Bülow, wiederholter Befehl riß aus jedem Zweifel, was Moltke wünsche. Er hätte nur sofort auf Kirchbachs vorlaute Meldung ihm verbieten sollen, einen Schritt zu
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