Bismarck 03
Montmirail?) schwer angekommen, zurückgehen zu müssen. (Kein Muß lag vor.) Wie entspricht es aber der geflissentlichen Vordatierung, daß Hausen erst am 10. abends Depesche erhielt: »Feind marschiert gegen Front und vor allem Rechte 2. A.«, der unmutig antwortete: »Bitte rechte Flanke 3. A. nicht entblößen«. Bis dahin war also Hausens Flanke noch nicht entblößt. Vorher benachrichtigte Bülow: »1. A. geht zurück,« ohne Motivierung mit Zusatz: »Rückzugsbefehl an Kirchbach ergangen.« Dazu hatte Bülow nach militärischer Etikette kein Recht; er gebärdet« sich, als sei er schon Feldmarschall. Hausen durfte sich diesen Dank für kameradschaftliche Gutmütigkeit verbitten, Bülow stellte sich an, als gehöre Kirchbach zu seinem eigenen Befehlskreis. Dieser empfindliche Über- und Eingriff in Hausens Rechte stellte ihn vor geschaffene Lage, ohne sich um Hausens eigene Entschlüsse zu kümmern. Kirchbach meldete zugleich, er trete ½ 5Uhr nachm. den Rückzug an mit »linkem Flügel«. Dort war allerdings das weite Vorschieben der 23. R. D. auf Sieg, nicht Abbrechen berechnet. Unwillig über Bülows Preisgabe solcher Erfolge, ging sie erst bei Nacht zurück; dagegen marschierte gerade Kirchbachs rechter Flügel früher ab, Planitz bis angeblich nördlich Normée, 24. R. D. gar bis Tracon weit nordwestlich Clamanges. So behauptet Tagebuch der 3. A., auch 23. R. D. sei nachher weit nördlich über Vatry zurückgegangen. Allein, 12. R. Jäger blieben bei Sommesous, ist es denkbar, daß die Sachsen so schnell und weit davonrannten und zwar auf Bülows Geheiß, der dann seine Garde in der Flanke entblößt hätte? Man bemesse die Entfernungen mit dem Zirkel: so schneller Abzug marschmüder und im Kampf verbissener Truppen übersteigt menschliche Leistungsfähigkeit.
Selbstredend verwickelt sich Bülow in neue Widersprüche wie jeder, der die Unwahrheit sagt. Französische Berichte wissen absolut nichts von deutschem Abzug am 9. nachm.; Champenoises Räumung bemerkte man sehr spät, Bülow schweigt von Rückzugsgefechten am 9. und 10., als habe der Feind ihn ganz aus den Klauen gelassen und überhaupt nicht zu folgen gewagt. Er beansprucht wohl ein Lob für diesen prächtigen Rückzug, ein Echo von Klucks klassischem Selbstlob: »Die Armee war gerettet«. Ja freilich, die 2. A. war davor gerettet, einen entscheidenden Sieg davongetragen zu haben! Es heißt aber Foch und Esperet viel zumuten, daß sie überhaupt nicht nach Nordosten verfolgt hätten, das ist auch unwahr. Allerdings waren Fochs Linke und Mitte derart entkräftet, daß sie liegen blieben. Wie man unumwunden zugibt, stand Foch am 10. früh noch zwischen Salon und Connantry, überall überschritten die Deutschen den Mauriennebach; ein Gegenstoß von 18. und 42. D. um 4 Uhr nachm. ging spurlos vorüber. Der leidlich zuverlässige Dauzet erklärt, daß die Wegnahme der Hochfläche zwischen Aube und Morin einer Zerspaltung der ganzen Schlachtordnung Joffres gleichkam. Wir sehen keinen Anlaß, dies französische Urteil fallen zu lassen. Kothe zweifelt, ob die Sachsen wirklich bis Salon 5 km südlich Connantry vordrangen. Nun, die Zerrüttung auf Fochs rechtem Flügel, wo alles drüber und drunter ging, gestattete ein paar Bataillonen der 23. R. D. ein fast kampfloses Marschieren fast in Fochs Rücken. Man mag sich denken, mit welchen Gefühlen die Deutschen angesichts ihres völligen Sieges zurückwanderten. Kirchbach machte es aber nicht so schlimm, wie man ihm zuschiebt, das zeigen die Standorte. Nach 3 Uhr nachm. lag seine Nachhut in Connantry, man ging also nur bis Euvy zurück, Planitz' Nachhut unter General Wilhelm blieb in Lenharée, 2. G. D. zog in gleichem ruhigen Tempo ab, das zeigt Befehl an General Plettenberg von 10 Uhr nachts: »Linker Flügel Gardekorps« solle am 11. abgehen in Richtung Marne. Das ist ein dehnbarer Begriff; jedenfalls stand die 4. G. Brig. noch am 12. südlich der Marne bei Avice. Foch machte sich am 11. früh auf und sandte einige gesammelte Teile von 18., 22. und 60. D. von Connantry vor. Sie ereilten Kirchbachs Nachhut (107. R. und 13. R. J.) nördlich Ecurie und bei Pierre Morains (133. R.), also noch am Petit Morin, und sollen sieben wütende Stürme ausgeführt haben. Das Nachtgefecht endete sehr zugunsten Kirchbachs. Vier erst jetzt bei Tracon angelangte R. Bataillone stürmten herbei, der Feind wurde überrannt, um 11 Uhr nachts von Clamanges nordwärts abgerückt, nachdem glatte Loslösung ermöglicht war.
Weitere Kostenlose Bücher