Bismarck 03
überschattet werden, sei er kaiserlich oder republikanisch – Res Publica heißt nicht Republik, sondern Gemeinwohl –, ehe die Sonne dahinter aufgeht. Willy und seine Leute waren nicht darnach, um die Nation zur Pflichterfüllung anzuhalten. Dem gemeinen Manne muß sich das Vaterland in einer großen Persönlichkeit verkörpern. Als alles um ihn nach Frieden wimmerte um jeden Preis, entschied Friedrich der Große: »Nie werde ich ehrlosen Frieden unterzeichnen.« Seine Kerls, die treuen Gesellen, verstanden das Imperatorwort: »Ihr Racker, wollt ihr denn ewig leben?«
Kritische Geschichte des deutschen Heeres im Weltkriege
Abkürzungen. K . Korps – D . Division – Rgt. Regiment – Brig. Brigade – Ch. Chasseurs – R. Reserve – Kav. Kavallerie – L. W. Landwehr – L. St. Landsturm – Art. Artillerie – P. Pioniere – Schw. Schwadron – Batl. Bataillon – Batt. Batterie – Jg. Jäger – I. Infanterie – F. Art. Fußartillerie – M. G. . oder Masch. G. . Maschinengewehr – Gew. Gewehr – Gesch. Geschütz – Gef. Gefangene – t. u. v. tot und verwundet – G. Garde (also G. R. K. Gardereservekorps, wie K. D. Kavalleriedivision) – G. St. Generalstab – G. St. Schr. Generalstabsschrift – O. H. L. Oberste Heeresleitung – H. B. Heeresbericht – G. Komm. Generalkommando – A . Armee – Off. Offiziere – b. Bayrische – B. Kr. Arch. Bayrische Kriegsarchiv – Bad. Badenser – Westf. Westfalen – Schles. Schlesier – Pos. Posener – Würt. Württemberger – pr. preußisch – d. deutsch – franz. französisch – Verl. Verlust – V. L. Verlustlisten – Als »Altonaer« zu verstehen 9. K. 9. R. K. – III/104. III. Bataillon vom 104. Regiment oder I/II/11. R . lies I/II. Bataillon 11. Reserveregiment. – R. Arch. Reichsarchiv.
Hier und da, wo Mißverstehen unmöglich, steht J. statt Jg., A. oder Ar. statt Art., Br. oder B. statt Brig.; auch sind manchmal Buchstabenfehler in Ortsnamen unkorrigiert, falls sie sonst oft richtig stehen. Bei Maschinensatz, wo wegen eines Buchstabens die ganze Zeile neu gesetzt werden müßte, läßt sich nicht vermeiden, daß z. B. Verwechselung von m und n öfters übersehen wird.
Kriegführen war ehedem eine Kunst, wurde dann mehr und mehr Wissenschaft. Der Weltkrieg stieß alle Formen um und unterwarf die Taktik der Technik. Die Führung funktionierte mechanisch, fand sich nicht mehr mit Geistesaugen zurecht und die Kavallerie als »Auge des Feldherrn« trat ihr Recht der Aufklärung an Flieger in den Wolken, an Horchposten in den Bäumen ab. Schon früh fiel alles einem Stellungskrieg anheim, der sich nur mit Berennung einer Festung und Ausfällen der Besatzung vergleichen ließe, wenn nicht endlose Länge der Front jede Zernierung ausgeschlossen hätte.
General v. Alten urteilte, Vervollkommung der Feuerwaffen habe zentrales Durchbrechen noch mehr erschwert, ohnehin kenne »die Geschichte wenig Beispiele des Gelingens«. Letzteres Dictum beruht auf mangelhafter Kenntnis napoleonischer Schlachten, deren wahren Verlauf man später der Moltke-Methode anzupassen strebte. General v. Blume wollte selbst bei überlegener Truppentüchtigkeit zentralen Durchbruch nur bei ausnahmsweise günstigen Stärke- und Geländeverhältnissen gelten lassen. Er vergaß, daß gesteigerter Feuerwirkung des Verteidigers heute abnorme Angriffskraft der schweren Artillerie gegenübersteht, sie macht selbst die festeste Stellung sturmfrei. Gemäßigter drückt sich Freytag-Loringhofen aus, doch selbst einer verklausulierten Verneinung machte die Weltkriegerfahrung ein Ende, bei Durchbruchsschlachten überwog stets der Zentrumsstoß den Flügelangriff. Des Krieges Grundgesetze blieben unverändert. Stets besiegte Dynamit die Mechanik, Geist und »Moral« die Materie. Nie gaben Taktik und Bewaffnung den Ausschlag, immer Strategie und moralischer Faktor. Erst als letztere im deutschen Heer zusammenknickten, erwehrte es sich nicht mehr einer schon sehr zusammengeschrumpften Übermacht, der es früher ungebrochen trotzte.
Berufsmilitarismus verwechselt vorsätzlich das Seelische mit Drillausbildung. Dreiviertel (wo nicht mehr) beider Parteien bestand aus ungedrillten Milizen, d. h. Kriegsfreiwilligen, ungedienten aktiviertem Landsturm aller neuen Infanterie- und Reserveregimenter, Landwehr. Dies allgemeine Volksaufgebot setzte das alte Gesetz in seine Rechte ein, daß »Gott immer bei den stärksten Bataillonen ist«, »die größere Masse die kleinere schlägt«. Dies wird
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