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Bismarck 03

Bismarck 03

Titel: Bismarck 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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sich in seinen Schriften über die Lügenpropaganda lustig, daß Deutschland seit langem den Eroberungskrieg vorbereitete, während Frankreich allein 1914 so viel Streiter besaß als Deutschland. Seine Ziffern bleiben aber noch hinter der Wahrheit zurück, da er 1914 nur über 5 Millionen Verbündeter rechnet. Die Rüstungskosten der Entente überstiegen unendlich die der Mittelmächte, so daß der Zweiverband allein 10 625 leichte Geschütze gegen angeblich nur 7368 (9500?) der Mittelmächte besaß, freilich nur 592 schwere gegen angeblich 732 (2200), was aber später im Westen mehrfach ins Gegenteil umschlug. Deutschlands große Artilleriemassen wurden geradeso wie die gegnerischen erst nach langem Kriegsverlauf geschaffen. Auch Morels Tabelle für spätere Ententestärken ist viel zu niedrig bemessen mit 13 375 000 für 1. Juli 1916 gegenüber 9 535 000 inkl. Türken und Bulgaren und mit 13 864 000 im Juli 1917 gegenüber 10 250 000. Denn da Rußland alleine den Mittelmächten überlegen war, England aber laut Wright bis zuletzt 10 Millionen bewaffnete, so kann das Gesamtaufgebot der Entente inkl. Italien nicht unter 25 Millionen allein in Europa betragen haben und trotz ihrer ungeheueren Verluste hielten sie wohl stets bis zum Ausscheiden Rußlands und Rumäniens 15 Millionen unter Waffen. Buat »Das deutsche Heer« schätzt das französische stehende Heer bei Kriegsausbruch auf 910 000 inkl. 63 000 Afrikanern, das deutsche auf 870 000 und spottet über unsere Schwäche, da wir bequem 600 000 mehr Friedensstärke in Divisionen hätten sammeln können. Ähnlich schrieb Repington verächtlich, »daß Deutschland kaum die Hälfte seiner dienstpflichtigen Söhne zum Heeresdienst hergibt«. 1911 sollen von 1,2 Millionen Dienstfähiger mehr als 700 000 zurückgestellt sein! Umgekehrt billigte Lloyd George 1908 und – man staune – noch am 1. Januar 1914, daß Deutschland rüste, um sich zu verteidigen, was der Schaumschläger später als Verschwörung gegen Europas Frieden brandmarkte! Dagegen bedeutete die dreijährige Dienstpflicht in Frankreich schon den Krieg (Belgischer Gesandter 12. Juni 1913). Naiv plaudert Paleologne seine Unterredung mit Witte aus, der schon im September den Krieg ein Verhängnis nennt, das nur im Interesse Frankreichs heraufbeschworen werde. Grey bezeichnet 1919 frivol lachend Cambon als den Mann, der England in den Krieg zog. Daß Poincaré je Rußland abmahnte, ist eitel Blendwerk, völlig beweisschließend das Telegramm des russischen Militärattachés nachts 31. Juli, der französische Generalstab sei zum Kriege fest entschlossen und hoffe, daß »wir all unsere Macht gegen Deutschland richten«. Churchill und Bonar Law versicherten sofort, man habe Belgiens Invasion schon seit 3 Jahren vorhergesehen, doch Grey hütete sich wohl zu erklären, er werde es als casus belli betrachten, denn Englands angebliche Neutralität war gerade die Falle für Deutschland. Ein noch größerer politischer Heuchler blieb aber Haldane, der als »Deutschenfreund« seit 1906 den Krieg vorbereitete und sich »die Frage stellte«, wie 160 000 Briten in Belgien konzentriert werden.
    Noch ehe die Erscheinungen des Grabenkrieges und Trommelfeuers sich entwickelten, legte die Fama beider Parteien besonderes Gewicht auf artilleristische Ausstattung. Laut der einen hätte unsere 12- und 21-cm-Haubitze, nach der anderen das französische 7,5-cm-Geschütz entscheidend gewirkt. Anfangs befand sich Frankreich mit schwerer Artillerie sehr im Rückstand (nur 58 Batterien zu 10–15 cm), während seine leichte, deren Schrapnells nur wenige Meter über der Erde platzten, dem Material der Deutschen teilweise überlegen war. Gleichwohl lebte hier die bekannte Überschätzung der materiellen Kanonadewirkung wieder auf, während die moralische nicht hoch genug eingeschätzt werden darf. Noch im Mandschurischen Krieg erwies sich die Zahl von Geschützgeschossen Verletzter als auffallend gering, 1870 trat nur einmal (67. franz. Reg. am Bois de Vionville) überraschender Verlust durch Granatsplitter ein. Selbst konzentrische Beschießung bei Sedan zerriß keineswegs französische Schlachthaufen, die nur durch Fußvolkkampf litten. Im Weltkrieg tat allerdings die Artillerie, obschon jeder statistische Ausweis fehlt, viel mehr Abbruch als früher. Manchmal wirkten Schrapnells verheerend, doch gerade die außerordentliche Verschiedenheit der Regimentsverluste zeigt dies als Ausnahme und durch bloßes Trommelfeuer,

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